Spekulation in Bonn
hob sie verunsichert den Blick und antwortete zögernd: »Nein, er hat nicht telefoniert.«
Kommissar Freiberg griff nach der Hotelrechnung, die Fischbach aus der Brieftasche genommen hatte und noch in der Hand hielt. »Darf ich?«
»Bitte«, sagte der, wobei ihm bewußt war, was der Kommissar in der nächsten Sekunde feststellen würde.
Freiberg sah sich die Rechnung an. »Haben Sie noch Abrechnungszettel oder andere Belege?«
»Nein.«
»Pech für Sie. Hier ist kein Telefongespräch nachgewiesen.«
»Das weiß ich – Sie hätten mich ausreden lassen sollen«, versuchte Fischbach die Zusammenhänge zu erklären. »Als Niki, hm, als Frau Nikols im Bad war, habe ich von der Halle aus telefoniert, dort steht ein Münzfernsprecher.«
»Was hast du…?« fragte Martha Nikols ungläubig und mit zunehmender Erregung. »Wir hatten ein Durchwahltelefon auf dem Nachttisch. – Dahinter steckt doch eine andere Frau.«
»Unsinn, das war geschäftlich«, fuhr Fischbach sie an.
Jetzt wurde sie erst richtig wütend. »Geschäftlich! – Ich höre wohl nicht richtig. Da arbeite ich als Chefsekretärin bei deinem Firmenpartner, erzähle dir alles, gehe sogar mit dir ins Bett – und du verdrückst dich aus dem Zimmer, um geschäftlich zu telefonieren! Das ist doch unglaublich!«
So überraschend dieses Streitgespräch aufkam, es paßte nicht in das Bild von Täter und Mittäter, welches sich Freiberg und Lupus von dem seltsamen Paar gemacht hatten. Wenn es ein Verschleierungsmanöver sein sollte, dann war es jedenfalls mit äußerster Raffinesse angelegt und mit großem schauspielerischen Talent in Szene gesetzt.
Wut und Aufregung ließen in Martha Nikols’ Gesicht kleine rote Flecken entstehen, und das Blut pochte sichtbar in den Adern des Halses. »Geschäftlich! – Daß ich nicht lache. Das kannst du der Kripo erzählen, aber nicht mir. – Wer ist die Frau?«
»Sind Sie verheiratet, Herr Fischbach?« fragte der Kommissar.
»Nein, mit großer Erleichterung geschieden, seit zehn Jahren. Meine Ehemalige lebt in England. – Dürfte ich jetzt wohl die Zusammenhänge darlegen? Allerdings nicht im Beisein von Frau Nikols.«
»Mistkerl«, bäumte Niki sich noch einmal auf. »Herr Kommissar, der Kerl lügt Ihnen die Hucke voll. – Ich glaube ihm kein Wort mehr.«
»Doch die Liebe höret nimmer auf«, murmelte Lupus und verschränkte schmunzelnd beide Hände über der recht stramm sitzenden Jacke. »Ist die Sondervorstellung jetzt beendet?«
Freiberg griff zum Telefon und rief Ahrens herein, um ihm für die nächsten Minuten die etwas derangierte Dame anzuvertrauen.
»Kollege Ahrens wird sich gern anhören, was Sie noch zu sagen haben.«
»Nichts wird er hören. Ich möchte so schnell wie möglich von hier verschwinden«, erwiderte sie aufgebracht und stieß energisch den Stuhl zurück.
»Sie bleiben bitte vorerst bei meinem Kollegen«, sagte Freiberg.
Nachdem Martha Nikols gegangen war, sah der Kommissar Kai Fischbach abwartend an. »Also?«
»Das wird sich schon wieder einrenken. Niki kann sehr impulsiv sein. Doch es gibt Geschäftsangelegenheiten, die nicht zu Bettgeheimnissen verkommen dürfen.«
»Mit wem haben Sie telefoniert?«
»Mit meinem Kollegen Johann Wanitzky. Er ist neben unserem Sprecher von Sendenstein und mir der dritte gleichberechtigte Geschäftsführer der Gesellschaft für Investitionsberatung und Koordination. Der Inhalt des Gesprächs war nicht für die Ohren anderer bestimmt; darum habe ich von der Halle aus telefoniert. Das hat nur ein paar Minuten gedauert.«
»Und worum ging es?«
»Um Geld.«
»Und davon darf die Chefsekretärin nichts wissen? Das leuchtet mir nicht ein.«
»Es ging nicht um laufende Geschäfte, sondern um die richtige Geldanlage. Mein Kollege Wanitzky hat die größeren Erfahrungen mit Dispositionen im Ausland. Darum habe ich ihm noch eine kurze Frage gestellt, meine Reise nach Zürich betreffend.«
»Und das kann Herr Wanitzky bestätigen?«
»Ganz ohne Zweifel.«
Freiberg stand abrupt auf. »Das hätten Sie mir schon am Flughafen sagen können. Oder gab es vielleicht einen Grund, diesen Zeugen in der Hinterhand zu haben? – Das werden wir klären. Sie und Frau Nikols können gehen. Ihren Wagen erhalten Sie zurück, sobald der Erkennungsdienst ihn freigegeben hat.«
Ohne ein weiteres Wort verließ Kai Fischbach den Raum. Der Kommissar gab Ahrens telefonisch die Weisung, auch Frau Nikols sofort gehen zu lassen und dann zu ihm zu kommen.
Lupus war von
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