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Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Küken fand es ganz großartig, daß Exekutionskommandos in manchen ordnungsliebenden Staaten mit ihren M 16oder Kalaschnikows nicht auf das Herz des Opfers zielten, sondern zwischen die Beine. »… so einer wäre für jeden Kopfschuß dankbar gewesen – wie unser Mann in Tanger.«
    Die Geschichte war nicht dazu angetan, Lad Wany heiterer zu stimmen. Er stand auf und trat an das Ostfenster. Sein Blick suchte die Ferne. Kükens Geplapper verstummte.
    Basil kam pfeifend die Treppe herauf. Er verhielt in der Tür zur Rotunde, sah Küken an, zeigte mit dem Daumen auf den stumm am Fenster Stehenden und hob fragend die Augenbrauen. Küken schüttelte den Kopf. Schweigen lastete im Raum.
    Erst als Benno mit einem Korb voll Brot, Wurst, Pastete und Bier kam, löste sich die Erstarrung.
    Lad Wany drehte sich um und griff nach einem Baguette. Er nahm das Brot zwischen beide Hände und brach es mit einem energischen Ruck in der Mitte durch. Die geplatzte Kruste hinterließ ihre Spuren auf dem Teppich. »Los, Jungs – laßt euch’s schmecken.«
    Stabschef Henrico Sarkis war als letzter gekommen. Die von Basil wie eine Handfeuerwaffe auf ihn gerichtete Stange Baguette stieß er zurück. Er nahm sich eine Flasche Stella-Artois und schob das erste volle Glas Lad Wany zu. Für einige Minuten waren nur das Krachen der Kruste und das Mahlen der Zähne zu hören.
    »Da sind wir also zusammen«, sagte Henrico.
    Lad Wany hob den Blick, sah ihn an, dann Benno, danach Basil und schließlich Küken. »Habt ihr eure Ersatzpässe klar?« kam überraschend die Frage.
    Die vier nickten.
    »Gut! – Ich denke, wir müssen die Zelte in der ›Moulin à Vent‹ abbrechen und untertauchen – und zwar schnell!«
    »Wegen der ›Tina Robin‹ etwa?« fragte Henrico. »Der Verlust müßte sich doch ausbügeln lassen.«
    »Bescheißen wir die Black Tiger«, ergänzte Basil mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Was brauchen die noch NATO-Werkzeuge; sollen froh sein, daß die ›Tierfangexpedition‹ läuft.«
    Benno nickte zustimmend. »Wenn wir sofort damit anfangen, könnten wir die für unsere schwarzen Freunde vorgesehene Ware ›West‹ in den Vorderen Orient umdisponieren. Da sind die zahlungskräftigeren Kunden – aber auch die gefährlicheren.«
    »Die machen sonst ›krch‹!« gab Küken mit einem Grinsen kund und führte die gestreckte Hand einige Male an seinem Hals hin und her. »Krch-krch.«
    »Dir wird das Lachen schon noch vergehen«, sagte Lad Wany. »Ihr wißt ja, uns fehlt Ware – von dem mit der ›Tina Robin‹ abgesoffenen Material mal abgesehen. – Versichert waren die Werkzeuge natürlich nicht.«
    »Alle Aktivitäten für die Katz«, knurrte Basil und fuhr mit gespreizten Fingern durch sein Kraushaar. »Ich dachte, mit dem neuen Informanten gebe es keine Schwierigkeiten mehr; auch die Alpenländer könnten zügig liefern.«
    Lad Wany trank den Rest seines Biers in einem Zuge aus. »Disponier du mal ohne Dollars. Die Sache mit der ›Tina Robin‹ ist doch in der Branche das Thema Nummer eins. Das bedeutet, auf uns läuft keine Vorkasse mehr zu. Wir sind blank. Oder wollt ihr eure Gewinnanteile für zweifelhafte Geschäfte zuschießen? – Na also«, nickte er, als keiner antwortete, und fuhr bestimmt fort: »Nein – wir lassen den Plan ›Isolde‹ anlaufen.«
    Die Runde schwieg bedrückt.
    »Wer hat die ›Tina Robin‹ hochgehen lassen? – Ein Unfall war das bestimmt nicht«, überlegte Henrico laut und gab gleich selbst die Antwort: »Israels Mossad, vermute ich. Die haben nicht so gern 45er GHN-Kanonen in ihrer Flanke.«
    »Aber die Werkzeuge hatten doch einen ganz anderen Bestimmungsort«, sagte Benno und knöpfte seinen Overall auf. »Warum dann Mossad?«
    Lad Wany wußte auch keine Antwort. »Frag mich was Leichteres. – Es könnte ja auch sein, daß wir ›Privaten‹ den ›Offiziösen‹ ins Gehege gekommen sind. Die Delegation Generale pour L’Armement dürfte herzlich wenig Bedenken haben, unliebsame Konkurrenz aus dem Wege zu räumen. Wenn es so wäre, dann hätten sie uns mit der ›Tina Robin‹ auf den Nerv getroffen. Wir sind erledigt, und die anderen Privaten sind gewarnt.«
    »Saubere Doppelpointe«, sagte der Stabschef und verzog angewidert das Gesicht.
    Lad Wany sah die Sache sehr nüchtern. »Gegen Mossad, CIA oder DGA haben wir keine Chance. – Also?«
    »Bleibt nur ›Isolde‹ oder der Tod«, antwortete Henrico. Die anderen nickten.
    Lad Wany war erleichtert über das Einvernehmen. Jetzt

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