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Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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geschwungene Straße hinunter. Sogar die Journalisten hatten resigniert und bildeten die Nachhut. Presse-Mauser allerdings war verschwunden. Er hatte seinen Porsche weiter unten abgestellt und den Burgberg zu Fuß erklommen. Auf dem schmalen Abstieg zurück hatte er genau die halbe Stunde gewonnen, um welche er schneller war als die zernierten Kollegen.
    Freiberg hatte beide Hände auf das Geländer der Terrasse gelegt und blickte in die Ferne. Doch das Panorama des Rheintals, die satte Fülle einer uralten Kulturlandschaft, ließ ihn unbeeindruckt. Lupus stand neben ihm und gab Kommentare zum Gedränge auf dem Burghof. »… ich habe immer gedacht, die Chaoten seien bei den Demonstrationen zu suchen.«
    »Das gefällt mir nicht«, sagte der Kommissar.
    »Affentheater«, meinte Lupus die Szene in Kurzfassung beschreiben zu müssen.
    Freiberg drehte den Kopf zur Seite. »Ach, laß doch die Narren! – Wo ist Wanitzky? Ich bin sicher, daß seine Sekretärin überzeugt war, ihr Chef sei auf der Godesburg. Diese Ilka Ritter hat bestimmt nur das weitergegeben, was man ihr aufgetragen hatte. – Wanitzky wollte unter keinen Umständen gestört werden. Also, wo steckt der Kerl, der unserem Fischbach als Alibi dienen soll?«
    »Wenn du mich fragst – der lügt!«
    Freiberg wurde aus seinen Überlegungen gerissen. »Wer lügt?«
    »Fischbach natürlich!«
    »Vorsicht mit schnellen Schlüssen. – Der kann sich doch denken, daß wir seine Angaben nachprüfen. Ich bin wirklich davon überzeugt, daß er mit Wanitzky telefoniert hat.«
    »Ich auch«, stellte Lupus lakonisch fest.
    »Wie bitte? Dir schmeckt doch irgend etwas nicht – also, spuck’s schon aus.«
    »Verdammt, warum ist mir das nicht früher eingefallen?!« Lupus war unzufrieden mit sich selbst. »Den hätten wir in die Mangel nehmen können. Kommissar Walter! Die Telefonzelle! Ein paar hundert Meter vom Tatort, zwei, drei Minuten mit dem. Wagen vom Parkplatz Katharinenhof bis zum Reha-Zentrum.«
    »Du meinst…?«
    »Wäre das nicht ein tolles Stück! Korbel hängt, noch warm, am Ast, und Fischbach ruft seinen Kompagnon an, um mit ihm über die beste Geldanlage in Zürich zu sprechen.«
    Freiberg nahm eine Hand vom Geländer und wandte sich Lupus zu. »Oder war es doch anders? – Wir müssen den Wanitzky erwischen. Nur sag mir bitte, wie und wo! Seine Sekretärin erklärt uns, er sei hier – was aber nicht stimmt. Den Herrn gibt’s nicht einmal auf dem Papier. Und nun schließt die Kripo messerscharf: Entweder er hat mit dem Staatsbesuch nichts zu tun, oder er segelt unter falscher Flagge.«
    »Seltsam das Ganze«, überlegte Lupus laut. »Warum soll der überhaupt bei einer so hochrangigen Veranstaltung dabeisein? Gewiß nicht in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer der Koordinata. Aber krumme Geschäfte und ein falscher Name – das würde zusammenpassen.«
    Das Gedränge hatte nachgelassen. Die letzten Journalisten schoben sich rechts und links an dem mächtigen freistehenden Bergfried vorbei und hasteten die Steintreppe hinunter.
    Freiberg hatte sich vom Geländer gelöst und hielt seinen Kollegen am Arm zurück. »Warte mal! Was hältst du von folgender Überlegung: Fischbach muß daran interessiert sein, so schnell wie möglich seinen Spezi Wanitzky aufzutreiben, um ihm von dem Gespräch mit der Kripo zu berichten. Sonst liefe er Gefahr, daß Wanitzky uns gegenüber den Telefonanruf leugnet, weil von den Kapitaltransaktionen nichts verlauten soll. Der weiß doch ganz genau, daß die Polizei kein Recht hat, in diesen Geldgeschäften herumzustochern. Würde er die Klappe halten, wäre es sicher gut fürs Geschäft, aber Fischbach stände ziemlich dumm da. – Die Vorstellung auf der Godesburg ist zu Ende, also…«
    »… wird Fischbach versuchen, Wanitzky zu Hause oder nachher in der Redoute zu erreichen«, beendete Lupus den Satz.
    »Richtig, wir lassen durch unsere Kuhnert klären, wo Wanitzky wohnt und ob er sich am Telefon meldet. Wenn ja, fahren wir hin; wenn nein, praktizieren wir noch einmal unsere Überraschungsstrategie. Fischbachs letzte Chance ist, Wanitzky vor der Redoute abzufangen. Dann gehen wir dazwischen.«
    Das Fernsehteam hatte Kameras und Scheinwerfer abgebaut und schleppte seine Gerätschaften zum Ü-Wagen.
    Vom Parkplatz verwehten die Abgase der Fahrzeugmotoren, während die Kolonne aus schwarzem Blech die Straße hinunterrollte. UNI 81/12 stand vereinsamt an der Steilmauer. Lupus drückte am Statusgeber die Nummer fünf – will

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