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Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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breitgemacht, den Fahrzeugpark auch mit anderen Tönungen zu bereichern. Fortschrittliche Minister bestellten alle drei Jahre ihre Prunkstücke in den von ihren Frauen bestimmten Lieblingsfarben vom satten Grün bis zum hellsten Blau. – Wie konnte man da den Staatsbesuchern noch ein homogenes Bild bieten? Eine bunte Kolonne; das mußte doch jedem Protokollchef den Atem verschlagen.
    Aus dem Innern der Burg hatte es über die Walkie-Talkies geheime Zeichen gegeben. Die Fahrer eilten zu den schwarzen Karossen und ließen die Motoren an. Freiberg und Lupus hasteten die Treppe zum Burghof hinauf. Der Pulk der Presseleute war auf der Balustrade ebenfalls in Bewegung geraten und schob sich zum Ausgang. Ganz gegen seine Gewohnheit hielt Freiberg den Dienstausweis in Kopfhöhe und kämpfte sich mit den Worten: »Polizei – Polizei!« zum Eingang vor. Wie von einer Flut gedrückt sprangen die Türen auf, und die erste Welle der Staatsbesucher mit dem Ministerpräsidenten an der Spitze schwappte heraus. Hochgereckte Fotoapparate, Blitzlichter und der eindringliche Ruf: »Platz machen für das Fernsehen!« gaben der Szene den Anstrich großer politischer Bedeutung.
    Presse-Mauser stand am Anfang des Pulks, der sich biß zum »hohen Tier« durchgekämpft hatte, und ließ seinen Winder klicken. Freiberg und Lupus blieben unbemerkt.
    Nach dem Ablaufen der ersten Welle schafften sie es, bis in die Halle vorzudringen. Hier standen Schwarze und Weiße, in Zivil oder Uniform, um mit Hilfe beschwörender Formeln über ihre Sprechfunkgeräte dem Tohuwabohu einen Sinn zu geben – ein vergeblicher Versuch.
    Freiberg und Lupus gelang es endlich, sich an einen der schweißgebadeten Helfer des Protokolls heranzuarbeiten. Der war dabei, seine Listen und Papiere zusammenzupacken, um sie eiligst im Aktenkoffer zu verstauen. Sein dunkelhäutiger Kollege war schon gegangen.
    »Halt!« sagte Freiberg energisch und legte seine Hand auf das Bündel Papier. »Ich brauche ganz schnell eine Auskunft.«
    »Was denken Sie sich denn? Sie sehen doch, was hier los ist. Ich muß sofort zum Wagen«, ließ der Protokollführer den Kommissar ablaufen.
    »Hier ist doch Schluß, also haben Sie Zeit. Ich bitte Sie nur um eine Namensüberprüfung.«
    »Jetzt nicht. In zwei Stunden beginnt der Empfang in der Redoute. Da sind noch tausend Sachen zu erledigen«, erwiderte der Angesprochene patzig und versuchte, die Papiere zusammenzuraffen.
    »Verdammt noch mal«, fuhr Freiberg ihn an, »ich will nur wissen, ob von deutscher Seite ein Johann Wanitzky an den Arbeitssitzungen teilgenommen hat.«
    »Nein?« kam die Antwort ohne Zögern. »Und jetzt lassen Sie mich in Frieden.«
    »Da hört doch alles auf!« donnerte Lupus los. »Wir sind von der Mordkommission und werden Sie belangen, wenn Sie uns eine falsche Auskunft gegeben haben.«
    »Sehen Sie bitte in Ihren Unterlagen nach«, erklärte Freiberg in verbindlicherem Ton.
    »Entschuldigung!« murmelte der etwas blasser gewordene Herr und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn.
    »Ich wollte Ihre Ermittlungen nicht behindern.« Dabei griff er nach einem Satz kopierter Blätter und fuhr mit dem Finger die Namensreihen entlang. Er drehte das letzte Blatt so, daß Freiberg mitlesen konnte: »Wachtberg, Professor; Wagener, GDZ; Wany, Kaufmann; Wechmer, Ingenieur – das ist alles mit ›W‹ – dann kommt schon ›Z‹. Sie sehen, nichts anderes, als ich Ihnen gesagt habe.«
    »Also kein Johann Wanitzky von der Gesellschaft für Investitionsberatung und Koordination? – Er soll seit gestern an den Arbeitssitzungen teilgenommen haben.«
    »Nein, diesen Herrn haben wir nicht im Protokoll.«
    »Kann es sein, daß Herr Wanitzky ohne Anmeldung teilgenommen hat?«
    »Nein, auf gar keinen Fall – wir haben strenge Sicherheitsvorkehrungen.«
    Freiberg fühlte sich unbehaglich. Nach einem »Danke für Ihre Hilfe« stellte er noch die Frage: »Wie sieht es mit dem Abendempfang in der Redoute aus?«
    »Für die deutsche Seite sind die Namen identisch, und weitere Gäste sind nicht eingeladen. – Kann ich jetzt gehen?«
    »Aber bitte«, sagte Freiberg, und Lupus knurrte: »Wirklich, Sie waren uns eine große Hilfe.«
     
     
    In der nächsten Viertelstunde war es unmöglich, dem Treiben auf der Burg zu entkommen. UNI 81/12 stand eingekeilt im hintersten Winkel des Parkplatzes. Nicht einmal mit Blaulicht und Sirene wäre ein Durchbruch zum Fuß des Bergkegels gelungen. Schwarzes Blech drängte die scharf

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