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Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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dieser Wende so überrascht, daß er entgegen seiner Gewohnheit noch immer auf dem Stuhl saß, als Fischbach schon über den Gang davoneilte. »Nanu, Chef, den Vogel läßt du abschwirren? Mit dem stimmt doch was nicht. Diesen Typen könnte ich stundenlang sonstwohin treten.«
    »Ich auch«, sagte Freiberg, »und darum bin ich froh, daß er fort ist. – Aber nun zur Sache: Kuhnert, schnell einen Anruf bei der Koordinata-Bonn. Ich möchte den Geschäftsführer Wanitzky sprechen.«
    Wie immer dauerte es nur Sekunden, bis Fräulein Kuhnert die Verbindung hergestellt hatte. Durch die offene Vorzimmertür rief sie, die Hand auf der Sprechmuschel: »Wanitzky ist außer Haus. Seine Sekretärin ist in der Leitung.«
    »Ich übernehme das Gespräch«, sagte Freiberg und schob Lupus die Mithörmuschel zu. Die Sekretärin stellte sich als Ilka Ritter vor und erklärte, daß ihr Chef an einem Staatsbesuch auf der Godesburg teilnehme und heute nicht mehr in der Firma zurückerwartet werde.
    »Wie kann ich ihn dort erreichen?« fragte der Kommissar.
    »Das ist nicht möglich. Herr Wanitzky möchte unter keinen Umständen gestört werden. – Soll ich ihm etwas ausrichten, wenn er ins Haus kommt?«
    »Nein, auszurichten ist nichts. Ich melde mich dann später wieder. Danke, Frau Ritter.«
    »Hm, hm, Staatsbesuch und will nicht gestört werden; – aber wir stören doch so gern«, kommentierte Lupus.
    Freiberg wandte sich an Ahrens. »Versuch doch bitte festzustellen, was sich in der Koordinata tut und welche Rolle Frau Nikols darin spielt. Sie ist Chefsekretärin bei von Sendenstein. Er hat ihr durch ein Darlehen geholfen, ihre Spielschulden zu bezahlen. Außerdem ist sie die Geliebte des zweiten Geschäftsführers Kai Fischbach, und sie hat zugegeben, mit dem ermordeten Korbel ein Verhältnis gehabt zu haben. Ausgerechnet dieser Korbel war in der GeDaSi Mitarbeiter von Nikols, dem mehrfach gehörnten Ehemann. Könnte es da nicht Zusammenhänge geben?« Als müsse er sich entschuldigen, fügte der Kommissar hinzu: »Es fällt mir immer schwerer, an Zufälle zu glauben.«
    Ahrens strahlte.
    Das war ein Auftrag, der ihm bestätigte, wie sehr er bereits zu einem unentbehrlichen Teil des Teams geworden war.
    »Gibt es Reaktionen auf die Pressemeldungen?«
    Die hatte es in der Tat gegeben. Dutzende von Anrufern wollten einen hellen Mercedes älterer Bauart gesehen haben, Frauen am Steuer, Männer und Kinder im Fond oder ganz große Bösewichte mit Mördervisagen hinter der schützend vorgehaltenen Hand. Einige Fahrzeuge waren in wilder Fahrt davongebraust, andere fuhren geheimnisvoll ohne Licht. »Mit den meisten Anrufern ist die Phantasie durchgegangen«, erklärte Ahrens. »Die Hinweise auf den Mercedes haben nicht weitergeführt, aber zwei andere Anrufer meldeten, daß es in Holland Abschleppseile aus Hanf zu kaufen gebe. Einer von ihnen hat ein Boot am Zuidersee und hat sein Seil beim Schiffsausrüster erstanden.«
    »Beim Schiffsausrüster?«
    »Ja, ich habe mich auch gewundert. – So ein Seil sei beim Bootsbetrieb nützlich, beim Zu-Wasser-Lassen und beim Stauen der Ladung.«
    »Gut, und der andere Anrufer?«
    »Der hat das Abschleppseil nach einem Besuch im Groote Peel Moor im Supermarkt von, Eindhoven gekauft. Er hat uns seine noch original verpackte Erwerbung für eine Weile überlassen. Die von der KTU sind überzeugt, daß beide Seile, also das von Korbel und das von unserem freundlichen Hollandfahrer, aus einer Produktion stammen.«
    Kommissar Freiberg stand auf, ging um den Schreibtisch und schlug Ahrens anerkennend auf die Schulter. »Bestens! Ich denke, das bringt uns ein Stück weiter. – Lupus, sag doch dem Presse-Mauser gelegentlich ein freundliches Danke für seine Artikel.«
    »Das wäre wohl das letzte! Eine Runde Kölsch muß der schmeißen, wenn das Seil uns weiterführt.«
    »Du bist wahrlich ein umsichtiger Mensch. Doch nun komm, gehen wir stören!« An Fräulein Kuhnert gewandt rief er noch: »Wir unternehmen jetzt einen Staatsbesuch.«

 
    12
     
     
     
    Die Auffahrt zur Godesburg war von einem Streifenwagen abgeriegelt. Für UNI 81/12 gab es kein Problem durchzukommen. Doch schon der untere Parkplatz war mit Dienstfahrzeugen blockiert. Weiter oben, an der Steilmauer der Burg, reihte sich Wagen an Wagen. Von den Bereitschaften anderer Ministerien war alles zusammengezogen worden, was viele PS und die überzeugende Nichtfarbe »Schwarz« aufwies. Zum Bedauern des Protokolls hatte sich in Bonn die Unsitte

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