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Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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sprechen – und gab CEBI einige sparsame Informationen in das Elektronengehirn. Danach ließ er sich mit Fräulein Kuhnert verbinden: »… bitte sofort, das heißt also ›noch gestern‹, klären, wo Johann Wanitzky wohnt und ob er telefonisch zu erreichen ist. Wir kommen gleich ins Präsidium. Danke.«
    In Höhe der Michaels-Kapelle hängte sich UNI 81/12 an die Fahrzeuge der Journalisten, die dem motorisierten Bandwurm folgten. Mit viel Bremsen und Kuppeln ging es den Berg hinab. Nachdem die Engpässe am Aennchen-Platz überwunden waren, zeigten sich die Vorteile einer Kolonnenfahrt. Kräder und Streifenwagen übernahmen die Absperrung der Seitenstraßen, und die Fahrer der Polizei-Eskorte auf ihren schweren BMW drehten auf. So brausten die Staatsbesucher mit voller Fahrt in Richtung Innenstadt.
    Die Journalisten kannten den Trick. Wer nicht im nachfolgenden Verkehrsgewühl steckenbleiben wollte, mußte versuchen, mit halsbrecherischen Manövern die Verbindung zur Kolonne nicht abreißen zu lassen. Freiberg als letzter der Mohikaner gab sich alle Mühe, den Anschluß zu halten, um möglichst schnell im Präsidium zu sein. Nach der dritten Vollbremsung, die durch gefährliche Zuckungen der Autoschlange verursacht worden war, nahm er den Fuß vom Gas. »Uff, so lebensmüde sind wir doch nicht.«
    »Mein stilles Gebet wurde erhört«, dankte Lupus und lehnte sich erleichtert zurück.
    Der Lautsprecher quäkte: »UNI 81/12 von UNI. Eine Nachricht für Sie.« Die Stimme des Beamten am Funktisch kam klar und deutlich: »Ihr Büro läßt folgendes mitteilen: Ein Telefonanschluß besteht; der Teilnehmer meldet sich aber nicht.«
    »Danke, erledigt«, bestätigte Lupus.
    Ohne den Blick von der verstopften Straße zu nehmen, sagte der Kommissar: »Auch gut – dann haben wir Zeit bis zum Abend.«
    Die Parkplätze am Präsidium wirkten verlassen. Alle verfügbaren Polizeikräfte waren in Sachen Demonstration unterwegs. Am Sonnabend, dem ersten Tag der Veranstaltung, sollte durch besondere Zurückhaltung versucht werden, Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten zu vermeiden. Einige Dutzend Beamte mit Sprechfunkgeräten würden sich im Gewühl mittreiben lassen und nur im Notfall Hilfe herbeirufen. Vom verdeckten Einsatz der Kripo blieb Freibergs Kommissariat ausgenommen.
    »Ahrens hat sich gemeldet«, empfing Fräulein Kuhnert ihre ›Mannen‹. »Er ist noch am Rhein-Center und wartet auf Kontakt.«
    Das Gespräch war geschaltet, bevor der Kommissar seine Waffe abgelegt hatte. Er drückte die Lautsprechertaste, damit auch Lupus und Fräulein Kuhnert mithören konnten.
    Ahrens berichtete: »Fischbach und die Frau sind wieder ein Herz und eine Seele. Sie sind eben erst mit ihrem Golf hier angekommen – dürften sich irgendwo unterwegs versöhnt haben.«
    »Wie sieht es um die Firma aus?«
    »Ich habe mich umgehört. Erster Eindruck: Solides Unternehmen für die Beratung bei Baumaßnahmen im Raum Bonn.
    Drei gleichberechtigte Geschäftsführer. Sprecher: Arno von Sendenstein, ein Diplomingenieur. Martha Nikols ist seine Vorzimmerkraft. Er wird als Chef bezeichnet, sie als Chefsekretärin. Zweiter Geschäftsführer ist unser Mann mit einer frustrierten Endfünfzigerin im Büro. Mit ihr habe ich gesprochen. Sie hält nicht viel von ihrem Boß, und von Wanitzky weiß sie kaum etwas. Sie scheint einen Pik auf dessen Sekretärin Ilka Ritter zu haben. Die komme vom Internationalen Hostessen-Service, und von dem wisse man ja, daß nachts fleißiger gearbeitet werde als am Tage. Wanitzky sei in internationalen Geschäften dauernd unterwegs und kümmere sich wenig um die Koordinata-Bonn.«
    »Wo wohnt der Mann?«
    Fräulein Kuhnert rief dazwischen: »Adresse habe ich. Bonn-Ippendorf, auf dem Schafberg.«
    Ahrens hatte den Zwischenruf gehört. »Ja, stimmt, im ›Dohlenhaus‹, einem alten bäuerlichen Anwesen, das er kürzlich gekauft und renoviert hat. – Chef, wenn ich nicht auffallen will, muß ich hier am Rhein-Center langsam verschwinden. Soll ich zurückkommen?«
    Freiberg überlegte, ob es zweckmäßiger sei, Ahrens in Fischbachs Umgebung ermitteln zu lassen oder nach Wanitzky zu forschen. Dessen spurloses Verschwinden bereitete ihm größtes Unbehagen. Lupus mußte ähnlich gedacht haben, denn er nickte zustimmend, als Freiberg sagte: »Fahr raus zum ›Dohlenhaus‹ und sieh dich dort um – aber unauffällig bitte. Der Vogel ist ausgeflogen, telefonisch nicht zu erreichen. Auf der Godesburg, wo er sein sollte,

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