Spekulation in Bonn
wollte ich zurück in die gemütliche Runde.«
Kommissar Freiberg faßte zusammen: »Sie bestätigen also, daß Herr Fischbach Sie in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag gegen dreiundzwanzig Uhr im ›Dohlenhaus‹ angerufen hat. Er hat Ihnen gegenüber angegeben, vom Flughafenhotel aus zu sprechen.«
»Richtig.«
»Konnten Ihre Gäste das Gespräch mithören?«
»Nein, die haben nur das Läuten gehört. Ich habe das Gespräch nebenan im Arbeitszimmer geführt; die Tür stand allerdings offen.«
»Würden Sie uns die Namen der Gäste nennen?«
Wanitzky lächelte herablassend. »Wenn die Mordkommission darum bittet, muß ich das wohl – aber ungern. Kommen die Namen ins Protokoll?«
»Dafür besteht aus meiner Sicht kein Anlaß.«
»Nun denn – ein Herrenabend mit folgenden Anwesenden: Arno von Sendenstein, mein Kollege und Sprecher der Geschäftsführung, dann Max Stellmeier, Architekt in Bonn, Ulrich Henkmann, Hochbauunternehmer, Bruno Jankelo, Chef der Tiefbau AG, und last but not least der Abgeordnete Hinterwimmer. – Den Service hatte meine Sekretärin Frau Ritter übernommen. Sie macht das perfekt und wird Ihnen die Angaben gern bestätigen.«
Freiberg dankte. »Nicht nötig. Wir haben keinen Grund, an Ihren Worten zu zweifeln.«
Lupus rutschte mit zunehmender Ungeduld im Sessel hin und her, schließlich war noch das Verhalten des »Phantoms« in der Redoute zu klären. In diese Richtung ging auch Freibergs nächste Frage. »Da ist noch etwas. Wir haben gestern vergeblich versucht, Sie auf der Godesburg und abends beim Bankett zu erreichen. – Nun sagen Sie uns, daß Sie daran teilgenommen und sogar noch um Mitternacht Gespräche mit den Staatsgästen geführt haben?«
Wanitzkys Blick wurde härter. »Welche Veranlassung hat die Kriminalpolizei, sich auf meine Fährte zu setzen?«
»Und welche Veranlassung hatte Ihr Kollege Fischbach?« warf Lupus ein und sah sein Gegenüber nicht sehr freundlich an.
Wanitzky verstärkte sein herablassendes Lächeln. Alles an ihm deutete die Überlegenheit eines Mannes an, der die Situation voll beherrscht. »Am Nachmittag hatte ich eine geschäftliche Unterredung, und zum Bankett habe ich mich leider etwa eine halbe Stunde verspätet. Daß Herr Fischbach dort auf mich gewartet hat, weiß ich von ihm persönlich. Er hat mich heute morgen angerufen und darum gebeten, der Kripo gegenüber das nächtliche Telefongespräch zu bestätigen. Sie müssen das verstehen: Wir hatten striktes Stillschweigen vereinbart; schließlich ging es um Kapitalanlagen in beachtlicher Größenordnung. Aber Kollege Fischbach und ich waren uns sofort einig, der Polizei gegenüber mit offenen Karten zu spielen. – Wer möchte schon durch dumme Zufälle unschuldig in eine Mordsache verwickelt werden?«
»Liegen jetzt alle Karten auf dem Tisch?« fragte Lupus mit steinernem Gesicht.
Wanitzky runzelte mißbilligend die Stirn. Seine Antwort kam nach kurzem Zögern. »Ich denke doch.«
»Auch der Joker?« ergänzte Freiberg.
»Worauf wollen Sie hinaus?«
Kühl und knapp kam die Antwort: »Auf den Joker – Lad Wany!«
Die Überraschung schien gelungen. Für einen Augenblick verlor Johann Wanitzky sein herablassendes Lächeln, sein Blick schien sich nach innen zu kehren. Doch die Unsicherheit verging so schnell, wie sie gekommen war. Sein Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen. Dann schlug er mit der flachen Hand auf die Sessellehne und lachte laut los.
Freiberg und Lupus sahen ihn erstaunt an. Wanitzky lachte, bis ihm die Tränen kamen. »Haha – oha, die Kripo ist dem Täter auf der Spur – der Joker ist enttarnt. Ein Verdächtiger mehr im Spiel um Schuld und Sühne. – Homer lacht sich kaputt. Lachen Sie mit, meine Herren!«
Den beiden »Herren von der Kriminalpolizei« war ganz und gar nicht danach. Sie ahnten, daß durch dieses Gelächter ihr Verdachtsgebäude im Fall Korbel erschüttert wurde.
Nach einer kurzen Erholungspause fragte Wanitzky mit un-überhörbarem Spott in der Stimme: »Sind Sie in der Lage, einfache Sachverhalte zu erfassen?« Er sprach langsam und deutlich wie zu kleinen Kindern: »Also, Johann ist Lad, und Wanitzky ist Wany – und das alles nur, weil es ein bißchen gefälliger und angelsächsischer klingt. Bei Lad Wany handelt es sich um einen Unternehmer in Belgien, der seit zwei Jahrzehnten in der internationalen Geschäftswelt zu Hause ist. So kennen ihn die Freunde, also auch die colored gentlemen von der Godesburg. Hier in Bonn jedoch wohnt und
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