Spekulation in Bonn
Auslandsbeziehungen. Kurz, jeden Klatsch und Tratsch. Ahrens hat schon einmal mit ihr gesprochen.«
»Ja, das hat er mir erzählt.«
»Um so besser, dann läßt sich daran anknüpfen. Also, ans Telefon. Halt! Zuvor brauche ich eine Verbindung mit der Police judiciaire in Brüssel zu unserem Freund Boeremans. Der hat uns damals die tote Sekretärin aus dem Europaministerium so elegant über die Grenze zurückexpediert – erinnert ihr euch?«
Lupus richtete sich auf. »Endlich ein Zeichen! Warst du nicht auch im vorigen Jahr Gast bei seiner Amtseinführung als Commissaire en Chef?«
Freiberg nickte. »Oh, la, la! Das war ein Happening. Mit Innenminister, Polizeichefs und Gästen aus den Nachbarländern. Diese sonst so schlürigen Belgier tun was für ihre Polizei, und die haut drauf, wenn es ernst wird. – Also, Kuhnert, her mit dem Chefkommissar von Brüssel.«
»Mein Französisch ist nicht gerade bongforzionös, aber ich werde schon durchkommen«, erklärte sie.
»Nur zu. Brüssel ist mehrsprachig, und Boeremans spricht Deutsch.«
Es dauerte nicht länger als die Herstellung einer Verbindung nach München oder Hamburg, bis Kommissar Freiberg die Stimme seines Kollegen in Brüssel hörte. Großes Hallo an beiden Enden der Leitung. Auch Lupus an der Mithörmuschel wurde begrüßt. Stolz meldete Boeremans, daß er neun Monate nach seiner Amtseinführung Vater geworden sei. Der Sohn heiße Colin und sei ein echter Prachtkerl. Dann fragte der Brüsseler Kollege nach dem Stand der Terroristenfahndung. »Die haben doch vor einiger Zeit in Bonn einen Ministerialdirektor vom Ministere des affaires étrangères erschossen. Seid ihr den Tätern auf der Spur?«
»Die sind untergetaucht«, erklärte Freiberg, »und ich bin froh, daß mein Kommissariat damit nichts zu tun hat. Terroristenermittlungen werden zentral gesteuert. Bundesanwaltschaft und Bundeskriminalamt verfügen über eine tolle Technik; aber mit den Erfolgen sieht es auch nicht so großartig aus – wie bei uns im ersten Kommissariat.«
»Ich vermute, du brauchst wieder einmal Hilfe. Also, wo liegen eure Probleme?«
Freiberg erläuterte den Fall Korbel und legte dar, was man über Johann Wanitzky, alias Lad Wany, herausgefunden hatte. »… uns interessiert ganz besonders, welche Geschäfte dieser Lad Wany in Belgien betreibt. Der muß einen Haufen Geld gemacht haben; ist vor kurzem in eine Bonner Firma für Investitionsberatung eingestiegen, hat kürzlich am Stadtrand einen alten Bauernhof gekauft und renovieren lassen.«
»Was sagst du, Lad Wany? – Das kann doch kein Zufall sein! Einen Südafrikaner dieses Namens hat meine Groupe Special seit einigen Monaten im Visier. Aber der Mann ist nicht zu erreichen; fährt in der ganzen Welt herum und dreht anscheinend ein großes Rad im – wie es offiziell heißt – ›Werkzeug- und Maschinenhandel‹. Aber wir vermuten illegale Waffengeschäfte. – Je mehr unsere Beziehungen zu dem Burenstaat in Südafrika abkühlen, um so mehr sind wir darauf bedacht, daß deren Waffenschieber aus Belgien verschwinden. Aber noch haben wir nichts gegen ihn in der Hand.«
»Schade. Aber das wäre ja auch zu schön gewesen.«
»Und du meinst, Lad Wany sei mit Johann Wanitzky in Bonn identisch?«
»Ohne Zweifel. Ausgewiesen durch einen gültigen Reisepaß.«
»Was sagt er zu seinem Pseudonym?«
»Er meint, Lad Wany klänge angelsächsischer und gefälliger.«
Boeremans ließ eine längere Pause eintreten. »Seltsam – eines verstehe ich dabei nicht. Die Inhaber von Handelsfirmen werden hier in Belgien doch nicht unter Spitznamen oder Pseudonymen in die Register eingetragen. Der Mann muß seine Identität mit gültigen Papieren als Lad Wany nachgewiesen haben. – Der Sache werden meine Leute schnellstens nachgehen.«
Freiberg vergewisserte sich noch einmal: »Sonst habt ihr nichts gegen ihn in der Hand?«
»Leider gar nichts. Die Firma hat sogar ihre Steuern ordentlich bezahlt; das allerdings könnte in Belgien schon Verdacht erregen.«
Freiberg lachte. »Bei uns ist es umgekehrt. Vorerst vielen Dank, Kollege Boeremans. So wenig war das nicht, was wir dazugelernt haben. Ich denke, wir halten in dieser Sache Kontakt.«
»Ja, das möchte ich auch sagen – au revoir.«
»Auf bald«, sagte Freiberg und legte den Hörer zurück. »So, Lupus, jetzt bitte nichts festreden. Wir brauchen mehr Material. Ich werde erst mal diesem verdammten Aktenberg zu Leibe rücken. Wir sprechen uns, wenn ich die Unterlagen aus Koblenz
Weitere Kostenlose Bücher