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Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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einige Schritte entgegen. Vorstellung, kurzer Händedruck, und es durfte Platz genommen werden.
    »Kaffee, Tee oder andere Getränke nach Wunsch – vielleicht ein wenig Gebäck? Wenn Sie rauchen wollen – bitte. Doch was verschafft mir die Ehre Ihres Besuchs?«
    Freibergs stille Feststellung, daß Wanitzky von der Figur her seinem Kollegen Lupus ähnelte, hätte diesem gewiß kein Vergnügen bereitet. Er fragte sich, ob Wanitzkys dunkler Schnurrbart wohl echt sei oder ob es sich um eine mit Mastix befestigte Requisite handeln könne.
    Der Kommissar sah keine Notwendigkeit, die Gesprächsrunde aufzulockern, und sagte: »Danke für Ihr freundliches Angebot. Aber wir kommen geradewegs von unserer morgendlichen Kaffeerunde im Präsidium; die habe ich von meinem Vorgänger übernommen. Sie erleichtert die Überlegungen in der Mordkommission.«
    Wumm – Freiberg hatte mit einem gedämpften Paukenschlag die Diskussion eröffnet. Lupus sah Wanitzky aufmerksam an. Der blieb unbewegt und sagte mit größter Freundlichkeit: »Ich kenne das, jedes Geschäft hat seine Rituale, und daran soll man sich halten. – Aber jetzt bin ich doch gespannt, worauf Ihr Besuch bei mir hinauslaufen soll.«
    Freiberg wußte sofort, daß er es mit einem aalglatten und kühl abwägenden Geschäftsmann zu tun hatte, der seine Antwort nur aufgrund einer blitzschnellen Kosten-Nutzen-Analyse abgeben würde. Hier galt es, vorsichtig, aber auch energisch das Terrain zu sondieren.
    »Routineermittlungen, Herr Wanitzky. Wir versuchen den Mord an Doktor Korbel von der Gesellschaft für Datensicherheit aufzuklären. Sie werden sicher davon gehört haben.«
    Wanitzky schüttelte mit einem Ausdruck des Bedauerns den Kopf. »Ich habe nur die Schlagzeilen gelesen. Dort links auf dem Schreibtisch hat meine Sekretärin alles bereitgelegt, was ich noch sichten muß. Sie werden verstehen, daß die Financial-Times und das Handelsblatt bei mir Vorrang haben.«
    »Aber ja«, sagte der Kommissar, »dann waren Sie wohl einige Tage nicht in Bonn.«
    »Wie kommen Sie denn darauf? – Natürlich war ich in Bonn. Mir haben nur die Verpflichtungen wegen des Staatsbesuchs auf der Godesburg keine Zeit gelassen. Die Delegation unserer ausländischen Freunde hatte mich als Berater zugezogen. Ich kenne den Herrn Ministerpräsidenten und einige seiner engsten Mitarbeiter persönlich. Da kann man sich der Mitwirkung nicht entziehen.«
    Lupus fragte eher beiläufig: »Dann haben Sie gewiß auch am Bankett in der Redoute teilgenommen?«
    »Aber sicher. Wir haben im kleinen Kreis noch bis weit nach Mitternacht zusammengesessen.«
    Als Lupus mit einer Frage nachfassen wollte, kam Freiberg ihm zuvor. »Herr Wanitzky, uns geht es da um ein Telefongespräch. Möglicherweise durch unglückliche Zufälle ist eine Konstellation eingetreten, die uns veranlaßt, nach dem Aufenthalt Ihres Kollegen Fischbach zu fragen. Er sagte uns, daß Sie in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag miteinander telefoniert haben.«
    »Richtig, er hat mich wegen bevorstehender Geldanlagen um Rat gebeten.«
    »Und wann war das bitte?«
    »Ziemlich genau dreiundzwanzig Uhr.«
    »Solch ein Thema so spät in der Nacht?«
    Wanitzky lehnte sich zurück und sagte: »Im Geschäftsleben kann man sich nicht an Dienststunden halten, wenn ein Unternehmen auf Erfolgskurs liegen soll. Aber Sie haben recht; etwas ungewöhnlich erschien mir die Zeit für den Anruf schon. Wir hatten uns nach dem Abendessen in die Kaminecke gesetzt. Als das Telefon läutete, habe ich auf die Uhr gesehen. Es war zwei oder drei Minuten nach der vollen Stunde.«
    »Und wo hat der Anruf Sie erreicht?«
    »Zu Hause, am Schafberg. Ich habe dort das ›Dohlenhaus‹, ein kleines Anwesen, gekauft und wohnlich herrichten lassen. Meine Gäste sollten Gelegenheit haben, sich die ländliche Idylle am Rande Bonns einmal anzusehen.« Wanitzky strahlte Zufriedenheit aus. »Gespräche an einem hundert Jahre alten Kamin – da vergißt man die Schrecken der Welt.«
    »Und von wo aus hat Herr Fischbach Sie angerufen?«
    »Von wo? – Ich nehme an, vom Flughafenhotel Köln/Bonn aus, denn er wollte am nächsten Morgen mit der frühen Maschine nach Zürich fliegen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Sie machen mir Spaß. Ich kann doch nur das wiedergeben, was mein Kollege mir gesagt hat.«
    »Gab es Geräusche im Hintergrund?«
    »Da muß ich passen. Meine Gäste waren nicht gerade leise – nach einigen Flaschen Bordeaux. Ich habe auch nicht lange telefoniert; schließlich

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