Spekulation in Bonn
agiert Johann Wanitzky als dritter Geschäftsführer der Gesellschaft für Investitionsberatung und Koordination GmbH und Co KG. Er möchte am Rhein seßhaft werden, etwas kürzer treten, der Gesundheit leben und das Kapital für sich arbeiten lassen.«
Damit griff das »Phantom« in die Innentasche seines Jacketts und zog den Reisepaß hervor. »Bitte meine Herren von der Kriminalpolizei. Johann Wanitzky weist sich Ihnen gegenüber in aller Form aus, und Lad Wany bittet untertänigst darum, von der Liste der Verdächtigen gestrichen zu werden. – Wenn Sie schon nicht mit mir lachen wollen, so sollten Sie es doch nicht zu ernst nehmen.«
Freiberg hatte das Gefühl, als habe ihm eine unsichtbare Kraft den Boden unter den Füßen weggezogen. Lupus ballte unter dem Tisch die Fäuste – er traute Wanitzky jetzt noch weniger als zuvor.
Der Abgang in der Koordinata-Bonn war nicht so eindrucksvoll, wie Freiberg und Lupus ihn sich vorgestellt hatten. Sie dankten für die Auskünfte und verabschiedeten sich. Beim Durchqueren des Vorzimmers nickten sie der Tag und Nacht einsatzbereiten Ilka Ritter zu und verließen das Rhein-Center wie auf der Flucht.
Lupus setzte sich hinter das Steuer von UNI 81/12. »Ich fahre; du brauchst Entspannung. – Mein lieber Kommissar und Kegelbruder, das war ja wohl die Bauchlandung des Jahres. Ich mag das Wort ›Alibi‹ schon gar nicht mehr in den Mund nehmen, die reinste Obszönität. Jetzt sind wir dümmer als unser ›elektronischer Blödmann‹.«
Freiberg atmete tief aus: »Und das will schön was heißen.«
15
Auf dem Weg zum Präsidium begegneten ihnen offene Lastwagen mit Absperrgittern und Stacheldraht auf der Ladefläche. Da mußte schnell noch an gefährdeten Objekten ein Schutz vor Demonstranten aufgebaut werden. Mannschaftswagen karrten Junge Bereitschaftspolizisten mit eher neugierigen als kampfbereiten Gesichtern zu den Einsatzräumen.
»Gestern Staatsempfang für die Schwarzen, heute Prügel für die Weißen«, stellte Lupus fest. »Und wenn wir nicht schwer aufpassen, gibt es die für uns auch – allerdings von anderer Seite. Doktor Wenders wird sauer sein, wenn er von unserem furiosen Reinfall in der Koordinata-Bonn hört.«
»Bitte, Lupus, jetzt kein Viehsalz in die Wunden streuen. Ich möchte ja nicht wissen, wie der Herr Wanitzky sich in dieser Minute mit seiner Sekretärin auf unsere Kosten lustig macht.«
»Der Arsch«, knurrte Lupus, »der soll sich hüten.«
Freiberg ging das Gespräch mit Wanitzky gedanklich noch einmal durch. Dessen Antworten erschienen ihm zu glatt. Dahinter mußte sich noch etwas anderes verbergen, was Wanitzky nicht offenbaren wollte. Das galt es ans Licht zu holen.
Die Heimkehr der Helden war kein Triumph. Auf dem Schreibtisch des Kommissars in Zimmer dreihundertsechs türmten sich schon wieder unerledigte Akten. Freiberg ließ sich auf den Drehstuhl fallen, und Lupus hockte sich auf seinen Stammplatz. Fräulein Kuhnert hatte ein Gespür für die Stimmungen im Kommissariat und wußte sofort, daß die Ermittlungen festsaßen. Sie blieb in der Verbindungstür stehen. »Tut mir leid, Chef, noch eine schlechte Nachricht: Anruf von der KTU. Fischbachs Mercedes: totale Fehlanzeige – nichts, was mit Korbels Tod in Zusammenhang gebracht werden könnte. Der Wagen kann dem Eigentümer wieder überstellt werden. Und Herr Doktor Wenders erwartet einen Zwischenbericht.«
Freiberg hob ergeben die Schultern. »Vielleicht denkt er, seine Pastorenkinder seien dabei, einen Mord aufzuklären. – Der Arme.«
Auch Lupus war ungewöhnlich still und sagte schließlich: »Bleibt uns nur das nächtliche Telefongespräch. Hat dieser Fischbach nun vom Hotel aus angerufen oder von der Telefonzelle am Reha-Zentrum?«
»Ach, laß. Wir haben die Aussagen der Beteiligten und müssen uns damit zufriedengeben, solange wir nichts anderes beweisen können. – Wo steckt Ahrens?«
»Schnellstens nach Koblenz, um die Akten zu holen«, erwiderte Fräulein Kuhnert.
Freiberg sah sie an und rang sich ein Lächeln ab. »Madame, wir haben einen Joker im Spiel – aber der hat ein Alibi!«
»Wie bitte?«
»So ist es: Johann Wanitzky ist Lad Wany, und Lad Wany ist Johann Wanitzky – aber who is who? Das müssen wir herausfinden. Versuchen Sie doch bitte, die Sekretärin von Fischbach anzuzapfen, sie ist die ungeliebte ›weiße Dohle‹ im Nest. Die soll Ihnen sagen, was sie über den dritten Geschäftsführer gehört hat, vor allem über seine
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