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Spekulation in Bonn

Titel: Spekulation in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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geleistet hatten und die Sonne über dem Siebengebirge es ihnen jetzt schwermachte, Blickkontakt zu halten.
    Peters stand mit dem Rücken zum Fenster und sah mit verkniffenem Mund in die Runde. Er hatte wieder Schmerzen.
    Der Kommissar referierte den Stand der Ermittlungen und fragte Peters nach seinen Erkenntnissen.
    »Die Anlieger vom Parkplatz Katharinenhof wollen in der Mordnacht nichts bemerkt haben; waren wohl alle bettlägerig«, antwortete er kurz.
    »Da kann man nichts machen; damit ist dieses Umfeld abgeklärt. Wir müssen jetzt das ›Dohlenhaus‹ im Auge behalten. Ich will wissen, was sich dort tut.«
    »Das wäre eine Sache für mich, Chef. Du weißt, ich halte es im Büro nicht aus«, sagte Peters.
    Freiberg nickte und faßte sich sofort mit beiden Händen an den Kopf. »Au – verdammt, brummt mir der Schädel! – Gut, nimm ein Handfunkgerät mit und geh jede volle Stunde für fünf Minuten auf Empfang. Dringende Telefonanrufe am besten von der Diplomatenschule aus. Die dürfte kaum einen Kilometer entfernt sein. Ich nehme an, das Auswärtige Amt wird uns Amtshilfe gewähren.«
    »Wird das eine Dauerbeobachtung?«
    »Nein, du hast freie Hand und kannst zwischenzeitlich auch verschwinden. Das ›Dohlenhaus‹ ist jetzt dein Objekt. Wenn du Verstärkung brauchst, melde dich rechtzeitig. Und bitte observieren – nichts riskieren.«
    »Ich danke dir, Walter«, sagte Peters, schob seine Pistole im Holster zurecht und verließ sofort den Raum.
    Freiberg sah Ahrens an. »Versuch herauszubekommen, warum sich der Mitarbeiter von Korbel aus dem Bundeswehrstall in Mehlem erschossen hat. Vielleicht besteht da eine Verbindung zu unserem Fall. Sörensen vom 19. K. und Martens vom MAD müßten weiterhelfen können. Es muß auch noch Unterlagen bei der Kripo im Nachbarland geben. – Die brauchen wir sofort. Dienstfahrt nach Koblenz ist genehmigt.«
    »Von mir wird sicherlich ein strammer Kaffee erwartet«, kam Fräulein Kuhnert dem Ersuchen zuvor. »Das Maschinchen köchelt schon.«
    Freiberg nickte. Dabei spürte er jede Haarwurzel einzeln. »Ich bitte herzlich darum – und um die Anmeldung unseres Besuchs bei Herrn Wanitzky in der Koordinata-Bonn.«
    »Jetzt dürfen wir gespannt sein, ob unser Phantom Gestalt annimmt«, sagte Lupus, überzeugt davon, das Fräulein Kuhnert mit der Anmeldung keinen Erfolg haben würde.
    Im Hinblick auf den Zustand ihrer »Mannen« stellte sie erst das Tablett mit den gefüllten Kaffeetassen auf den Tisch. Sie nahm ihre Tasse und zog die Verbindungstür hinter sich zu, um zu telefonieren.
    »Bei jedem Alkoholexzeß sterben ein paar tausend Gehirnzellen ab«, stellte Freiberg mit Leidensmiene fest. »Hoffentlich fehlen die uns nicht bei der Aufklärung des Falles ›Korbel‹. Prost Kaffee – oh, das tut gut. Ich kann mich einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden, daß Korbel nur der Sehnsucht und der Liebe wegen umgebracht worden sein soll. Dieser Versuch, einen Selbstmord durch Erhängen vorzutäuschen, läßt kaltblütige und sorgfältige Planung erkennen…«
    Fräulein Kuhnert drückte mit der Schulter die Tür auf und kam mit der Kaffeetasse in der Hand zurück. »Herr Wanitzky erwartet die Herren in seinem Büro im Rhein-Center«, meldete sie, als handele es sich um die einfachste Sache der Welt.
    »Da schlag’ doch einer lang hin«, ereiferte sich Lupus. »Der Kerl ist einen ganzen Tag für uns unerreichbar und sitzt am nächsten Morgen ganz selbstverständlich an seinem Schreibtisch.«
    »Diese Typensammlung von der Koordinata werden wir einkreisen«, sagte Freiberg und lächelte erstmals an diesem Morgen. »Wir machen es wie die Igel.«
    »Und wie machen’s die?« fragte Fräulein Kuhnert neugierig.
    Ihre Mannen grinsten, und Lupus antwortete: »Vorsichtig – ganz vorsichtig.«
     
     
    Ilka Ritter begrüßte »die Herren von der Kriminalpolizei« mit wacher Aufmerksamkeit, aber ohne jedes Zeichen von Überraschung. Das Bild, welches ihre sauertöpfische Kollegin von ihr gezeichnet hatte, wurde bestätigt: dunkelhaarig, wohlgebaut, gekleidet comme-il-faut und in dem Alter, wo die Unbefangenheit der Jugend bereits der reiferen Raffinesse gewichen ist. Sie ließ tatsächlich Einsatzbereitschaft und Leistung rund um die Uhr erwarten.
    »Ich darf Sie bitten, gleich bei Herrn Wanitzky einzutreten.« Eine leichte Handbewegung, und sie öffnete die Tür, ohne anzuklopfen.
    Hinter dem Mahagonischreibtisch erhob sich das »Phantom«. Johann Wanitzky ging seinen Besuchern

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