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Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry

Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry

Titel: Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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schon ziemlich kalt. Ich war benommen vor Schreck. An diesem Abend wollte ich zu Jimmy North — seine Frau hast du gestern im ,Alhambra' kennengelernt. Jimmy gab eine seiner üblichen kleinen Parties. Natürlich konnte ich nicht mehr hin, nachdem das geschehen war. Das Mädchen mußte weg. Das wurde mir sofort klar; denn der Verdacht würde auf jeden Fall auf mich fallen."
    Hayes fuhr sich langsam über die Augen. Als er weitersprach, war seine Stimme ruhiger. „Ich fuhr mit ihr aus der Stadt, noch immer im Zweifel, was mit der Leiche geschehen sollte. Ich hatte Angst. Jemand wollte mir einen Mord in die Schuhe schieben, heimtückisch und teuflisch. Man wollte mich vernichten. Irgend jemand hatte es auf mich abgesehen. Ich würde auch keine Ruhe finden, dachte ich, wenn ich sie vergrabe. Wahrscheinlich hatte der Mörder bereits mehr zu meiner Vernichtung getan und weitere Spuren zu mir hingelenkt. Ich hatte Angst vor einer späteren Entdeckung. Draußen auf der Chaussee holte ich sie aus dem Fond und überfuhr sie. Noch während ich wie ein Wilder bremste, um einen Unfall zu demonstrieren, kam mir die Sinnlosigkeit meines Unternehmens vor Augen: ich brauchte einen Zeugen. Der Zufall schickte ihn mir. Es war ein Motorradfahrer. Er holte die Polizei, die kurz darauf erschien. Alles ging gut. Der Tod stand eindeutig fest: Tod durch Überfahren.
    Ich atmete auf. Die ungeheure Gefahr war scharf an mir vorübergegangen — aber der Mörder — ich suche ihn noch immer. Ich werde ihn finden. Vielleicht ist der Zeitpunkt nicht mehr fern, wo ich ihm gegenüberstehen werde."
    Allison hatte ihre Finger während seiner Schilderung ineinander verkrampft. Nun lösten sie sich langsam. Sie griff nach dem Glas und streifte dabei mit einem dunklen Blick sein Gesicht: es zeigte keine Bewegung. Hart sprang sein Kinn vor. Es ließ auf große Willenskraft schließen. Er wird den Mörder finden, dachte sie, er wird ihn stellen und vernichten, so, wie er vernichtet werden soll, — wegen Geld. Wegen Geld geschehen die meisten Verbrechen. Sie hatte kein Mitleid mit ihm. Sie bewunderte ihn. Sie war von seiner Unschuld überzeugt und würde nichts unternehmen, um ihn zu gefährden. Wenn sie die leiseste Andeutung der Polizei gegenüber machen würde, wäre er verloren. Wie viele saßen unschuldig verurteilt und warteten jahrelang auf die Lösung des verbrecherischen Rätsels, in das sie hineingezogen worden waren. Sie dachte an die beiden Männer, die ihn gestern aus dem „Alhambra" geholt hatten.
    „Vielleicht hast du überstürzt gehandelt, als du sie überfuhrst und dann der Polizei keine Meldung machtest. Aber auf keinen Fall darf die Polizei von dem wahren Sachverhalt erfahren, jetzt nicht mehr. Sie würden dir nicht mehr glauben."
    Sie nahm seine Hand und streichelte sie. Ein großes Glücksgefühl durchströmte das Mädchen, weil er ihr sein Vertrauen geschenkt hatte. Sie war der einzige Mensch, der das Geheimnis kannte. Es gab keinen anderen, dem er sein Gewissen erleichtert hätte.
    „Und du hast keinen Verdacht?"
    Er erhob sich, schob die Hände in die Taschen seiner bequemen Hausjacke und ging in dem großen Wohnzimmer auf und ab. Ein seltsames Glitzern stand in seinen Augen als er erwiderte: „Verdacht? Ich habe einen Verdacht, und ich bin im Begriff, den Täter zu fangen — zuletzt wird mir die Polizei dabei helfen. Er wird sich verraten. Jeder Mörder verrät sich eines Tages. Es wird nicht mehr lange dauern."
    Hayes trat an den Tisch und nahm eine Zigarre aus der Kiste, biß das Ende ab und brannte sie an.

„Er wird diesen Mord durch den Henker büßen."
    Genugtuung lag in seinen Worten. Seine Hand, die sich mit dem Plattenspieler zu beschäftigen begann, hielt plötzlich inne. Draußen vor der Korridortür war eben ein Geräusch gewesen. Jack Hayes besaß ein gutes Ohr. Außerdem waren seine Sinne in den letzten Tagen überempfindlich. Für Sekunden trafen sich ihre Blicke, da schrillte die Klingel durch die Wohnung, laut, störend und unabänderlich. Die Hände des Mannes ballten sich zu Fäusten. Tilbury konnte es nicht sein, der war noch nicht an der Reihe. Tilbury erhielt erst morgen sein Geld, dachte Hayes. Er ahnte, wer da draußen stand. Mit angespannten Sinnen verließ er das Zimmer und bewegte sich mit erzwungener Gelassenheit auf die Tür zu. Er durfte nicht mehr verlieren. Er mußte vorwärts gehen. Mit starken Nerven würde er es schaffen, und die besaß er.
    „Kommen Sie rein", sagte er zu Simon und

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