Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry
Anzug, auf den etwas Blut getropft war." Sie hatten sich über die Aetherflasche Gedanken gemacht. Irgendwie war es ihnen in den Sinn gekommen. Nun spielte die Flasche also doch eine Rolle: Hayes hatte sie gebraucht, aber in einer Weise, die ihnen einleuchtete. Snuffy hätte auch nicht zu sagen gewußt, inwiefern dieses Zeug Hayes belasten sollte. Er verwünschte Morry, der ihn Simon zugeteilt hatte. Am liebsten hätte er nichts mehr davon wissen wollen, aber was half es? Simon hatte sich in die Sache verbohrt und ließ nicht locker.
„Daß Sie schuldig sind, beweisen Sie, indem Sie nicht zu Morry gehen und ihm unser hübsches Verhör schildern. Das sagt mir alles. So long, Hayes.“ Sie wandten sich zum Gehen.
„Hören Sie, Simon, das mit Morry hat schon seine Richtigkeit. Ich weiß genau, warum ich nicht zu ihm gehe.“
„Na, Sie werden uns bald über diesen Grund erzählen können."
Sie gingen. Hayes wartete noch, bis sie das Haus verlassen hatten, dann schloß er die Tür. Das supermoderne Wohnhaus der Flemings am Rande der Stadt lag völlig dunkel. Es war schon spät, gegen 1 Uhr nachts. Der Mann, der seinen Wagen in einiger Entfernung abgestellt hatte, wußte nicht, ob die Fenster nur angelehnt waren, oder ob hier wirklich alles zur Ruhe gegangen war. Mit größter Vorsicht pirschte er sich heran. Ein leises Geräusch bannte ihn auf die Stelle. Er hatte einige Büsche zur Deckung und rührte sich nicht. Wie eine zu Stein gewordene Statue stand er. Als sich nichts ereignete und alles still blieb, schlich er weiter. Um an ein bestimmtes Fenster zu gelangen, mußte er einen Bogen um das Haus schlagen, einen ziemlich großen sogar; denn er wollte die Büsche nicht verlassen. Seine Schritte waren lautlos, dafür sorgte das weiche Gras. Er war nur noch wenige Schritte vom Fenster entfernt, als er einen schwachen Lichtschein im Zimmer bemerkte. Dieser Schein bewegte sich. Irgend jemand machte sich drinnen mit der Taschenlampe zu schaffen. Der Mann zerbiß eine Verwünschung. Was kann einen anderen veranlaßt haben, in das Zimmer Harry Flemings einzudringen? Es war wichtig für ihn, er mußte es erfahren. Er wollte sich sein Programm nicht gefährden lassen. Mit klopfenden Pulsen stand er zwischen den Büschen und wartete. Er war ziemlich groß und trug Overall und Sportmütze.
Nach zehn Minuten sah er einen Mann aus dem Fenster steigen. Trotz der Dunkelheit konnte er ihn ungefähr erkennen. Er besaß eine mittlere Statur und war mit Mantel und Hut bekleidet. Vorsichtig schloß der Mann das Fenster. Kein Laut drang in die Nacht. Dann schlich er ahnungslos auf das Gebüsch zu und erreichte bald die Stelle, wo Hayes stand. Jack Hayes schlug eine rechte Gerade. Er hatte sich an die Dunkelheit gewöhnt und traf ihn gut. Der Mann ging zu Boden und stöhnte leise. Hayes griff nach ihm, zerrte ihn zu sich hoch und starrte ihn an: „Jimmy!" rief er leise. „Du bist es?"
Jimmy North taumelte und hielt sich an seiner Schulter fest. Benommen schüttelte er den Schädel. Er schmeckte Blut auf seinen Lippen und wischte es umständlich mit dem Taschentuch ab. Hayes zwang seine Stimme zum Flüstern: „Was tust du hier, Jimmy?"
Er wußte, es klang idiotisch. North hatte dasselbe Recht, ihn zu fragen. Er tat es nicht. Wortlos zog er Hayes mit sich fort. Schließlich blieb Hayes stehen.
„Ich habe hier etwas zu erledigen, Jimmy. Ich muß da hinein, wo du herkommst."
North blickte ihn an. Hayes zögerte. Dann sagte er entschlossen: „Jimmy, ich erzähle es dir später — ich muß ein paar Briefe finden, es ist wichtig. Es geht um eine ganze Menge." Er fühlte den merkwürdigen Blick des Freundes. Plötzlich lachte North leise auf. Es hörte sich irgendwie gequält an.
„Briefe, so! Ich habe sie alle mitgebracht, die in seinem Schreibtisch lagen, auch die von Nora."
Hayes stieß ein Zischen aus, nun wußte er, daß Nora bereits fort war. Es war also schneller gegangen, als er angenommen hatte. Sie verließen das Grundstück. Es stellte sich heraus, daß ihre Wagen gar nicht weit voneinander standen. North war sehr schweigsam. Ihm steht noch eine Menge bevor, dachte Hayes. Dann fuhren sie los. North ließ seinen Wagen gleich vor seiner kleinen Villa stehen.
„Na, dann wollen wir mal", sagte er müde. Sie traten in sein Arbeitszimmer.
Hayes übersah mit einem Blick die Lage: Jimmy hatte getrunken und wahrscheinlich sehr viel geraucht. Der Raum war danach nicht gelüftet worden. Hayes trat an das Fenster und öffnete
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