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Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry

Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry

Titel: Spekulation mit dem Tode Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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North. „Jack, hole sie zurück! Veranlasse, daß man sie aufgreift! Dieser Kerl hat sie mit seinem Mammon verrückt gemacht. Wer weiß, wo sie jetzt bereits sind."
    „In England gewiß nicht mehr; denn Nora wollte unbedingt Amerika kennenlernen."
    North verzog das Gesicht zu einer traurigen Grimasse. Sein Kinn war mit Stoppeln bedeckt. „Ja, Amerika! Sie wollte immer mal nach Amerika."
    Hayes spürte einen bitteren Geschmack auf der Zunge und empfand etwas wie Mitleid mit ihm.
    North griff zu den Briefen, die sie Fleming geschrieben hatte. Es waren nicht viele, insgesamt fünf Stück. Mit nervöser Hast überflog er sie. Dann klatschte seine Hand enttäuscht auf den Tisch. „Nichts! Mit keinem Wort erwähnt Nora ihr Vorhaben, von hier zu verschwinden — nur ein paar dumme Sätze von Liebe, das ist alles."
    „Mir scheint, das beweist noch intensiver, daß ich mit meinem Verdacht richtig liege. Flemings Verschwinden hat also eine andere Ursache als die, daß er mit ihr allein sein will. Der Junge ist schlau, Jimmy. Nora hat er mitgenommen, damit man eine plausible Erklärung für sein Verschwinden hat. Vielleicht ist ihr Entschluß, dich zu verlassen, noch gar nicht so alt. Wer weiß es? Fleming hat sie wahrscheinlich mit schönen Redensarten verrückt gemacht. Du weißt ja, wie leicht es ist, Nora zu beeinflussen. "
    North fluchte, ein vergebliches Mittel, seiner Wut und Enttäuschung Herr zu werden.
    Bevor Hayes zum Telefon griff, um sein Programm weiter zu verfolgen, entschloß er sich, die Briefe Kathleens kurz zu überprüfen. Es wäre nicht mehr durchaus nötig gewesen, da ihm das Glück oder vielmehr der Umstand, daß Fleming die Briefe aufbewahrt hatte, die Beweise von ihrem ehemaligen Verhältnis in die Hände gespielt hatte. North hatte 11 Briefe mitgebracht. Sie trugen alle die Datenstempel des Vorjahres. Mehr hatten nicht in der Schublade gelegen, jedenfalls nicht von Kathleen Morris. Jack Hayes hatte Glück. Er mußte sich zu einer ruhigen Miene zwingen, um nicht seine Freude zu verraten. In einem der letzten Briefe fanden sich dann Worte, die auf ein intimes Verhältnis schließen ließen. Kathleen Morris mußte den jungen Fleming sehr lieb gehabt haben. Hayes zuckte die Achseln. Alle Briefe waren unterzeichnet mit: Deine Kathy. Der letzte sogar mit: Deine unglückliche Kathy.
    Das war genau das, was Hayes suchte. Mehr benötigte er gar nicht. Das genügte, um den Jungen zu überführen. Er konnte weiter gehen. North, der ihn hin und wieder gemustert hatte, sah, wie er zum Telefon griff, sich aber besann und das Telefonbuch verlangte. North kramte es wortlos aus einem Regal und warf es auf den Tisch. Mit einem kurzen harten Auflachen griff der Freund danach und klappte es auf. Nach einiger Zeit fand Hayes die Nummer, die er benötigte. Viermal stach sein Finger in die Lochscheibe, dann setzte er sich bequem. North schenkte sich noch einen Whisky ein und trank das Glas gleich leer. Er stützte die Ellenbogen auf die Schreibtischplatte und hörte zu.
    „Hallo, Tilbury, hier spricht ein guter Freund von Ihnen, ein Börsenfreund, verstehen Sie?"
    North sah, wie der Freund lächelte. Es war ein kühles, geschäftsmäßiges Lächeln, und North gefiel dieses Lächeln nicht. „Was soll der Unfug mitten in der Nacht? Natürlich weiß ich, wer da anruft", brummte Tilbury. Seine schlechte Laune sollte noch um einige Grade fallen; denn der Mann am anderen Ende der Telefonleitung hatte eine böse Überraschung für ihn.
    „Hören Sie, Tilbury, wieviel Geld haben Sie noch von dem, was ich Ihnen gegeben habe?"
    „Genau 2000 Pfund", sagte Tilbury ahnungslos, „warum?"
    Hayes fluchte. „Das ist wenig, ziehen Sie sich an und kommen Sie auf dem schnellsten Wege hierher. Ich spreche von der Nelsonstraße 8. Bringen Sie das Geld mit. Das wäre alles, was ich Ihnen vorläufig zu sagen hätte. Vergessen Sie nicht, sich anzukleiden. "
    Hayes legte den Hörer auf, angelte nach einer Zigarette und brannte sie an. Eine Weile war es still im Zimmer. North wollte gerade etwas sagen, als das Telefon schrillte.
    „Tilbury", sagte Hayes grinsend. Er nahm den Hörer ab.
    „Das war doch nicht Ihr Ernst, Hayes? Ich brauche das Geld dringend. Was veranlaßt Sie, plötzlich so aufzutrumpfen?"
    „Ihnen eine Chance zu geben und mir das Geld zurück zu verschaffen, Tilbury. Sie wissen, daß Sie ein erledigter Mann sind, wenn Sie meinen Vorschlag zurückweisen. Ich stehe im Begriff, den Kerl verhaften zu lassen, der das Mädchen

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