Spiegel der Offenbarung
Körper und schritt durch den Vorhang, gefolgt von Bathú.
Ruairidh wurde durch irgendetwas geweckt, doch es war ohnehin hell und Zeit aufzustehen. Gähnend, sich den dünnen Hintern kratzend, trat er aus der Höhle und stellte fest, dass die Sonne bereits den Mittagszenit überschritten hatte. Es spielte keine Rolle. Hier gab es niemanden, der sie deswegen rügen konnte. Weit fort von allen Siedlungen und Ärger hatten sie sich an einem abgeschiedenen Ort niedergelassen, eine Höhle bezogen, die gleich neben einem kleinen Wasserfall mit Tümpel lag, umgeben von einigen alten Bäumen, deren Wipfel sich sacht im Wind wiegten.
Erneut gähnend streckte Ruairidh die schlaksigen Glieder, fuhr sich durch die wirren roten Haare und suchte sich dann einen Platz abseits, um in Ruhe zu pinkeln und dabei zu überlegen, wie sie den Rest des Tages verbringen sollten.
Er öffnete gerade seine Hose, als er schlagartig innehielt und herumfuhr. Ja, war ich denn mit Blindheit geschlagen? , dachte er verdattert. Das also hatte ihn geweckt!
Er rannte los und wäre beinahe gestürzt, als er vor Aufregung eine Wurzel übersah und darüber stolperte. Mit rudernden Armen torkelte er weiter in die Höhle hinein und rief aufgeregt: »Gloria! Gloria, wach auf, das musst du dir ansehen!«
Seine Geliebte, eine Biberelfe mit Flügeln, öffnete die Augen und setzte sich auf. »Ich soll mir deine offene Hose ansehen und was sich darin verbirgt?«
»Oh ...« Hastig knöpfte er sich zu, dann streckte er ihr die Hand hin. »Komm. Komm mit mir.«
Sie musterte ihn erstaunt und legte zögernd ihre Hand in seine. »Was ist mit dir?«, fragte sie besorgt.
Vor der Höhle blieb er stehen und streckte den Arm aus. »Schau!«, forderte er sie strahlend auf.
Gloria schaute. Und staunte. Und ihr Gesicht verklärte sich wie seines.
»Wir sind frei ...«
»Ja. Lass uns gehen!«
»Aber ... wohin?«
»Wohin du willst. Wir fangen ganz neu an!«
Sie erwiderte seinen Blick und nickte. »Ich wollte immer schon mal nach Campofiero.«
»Dann ist das unser Ziel.« Ruairidh öffnete das Tor, und sie sprangen Hand in Hand hindurch.
22.
Abschied
Die Schlacht war geschlagen. Der Titanendactyle, die Behemot und die Riesen waren gegangen. Nachdem der letzte Gog/Magog verschieden war, löste sich das gesamte Volk in nichts auf.
Auch die Leichen der Dreihundert waren fort. Sie waren erlöst und heimgekehrt.
Zurück blieb ein verwüstetes Schlachtfeld mit den toten Kriegern Morgenrötes, das lange brauchen würde, um sich zu erholen.
Aber niemand empfand Trauer. Die Geißel der Welten war nicht mehr, und sogar der Schattenlord war dahin. Ganz still war er gegangen. Anders, als sie es je erwartet hätten, doch sie waren froh darum.
Sie hatten es alle gesehen, als der Himmel aufklarte, und sie hatten es gespürt, dass etwas Dunkles wich und Freude zurückkehrte.
Sie gingen nach Morgenröte, einer stützte den anderen, und dort versammelten sie sich, einschließlich der Herrscher.
Und warteten.
»Dort kommen sie!«, schrie plötzlich jemand, und alle fuhren auf und starrten zum Durchgang, durch den gerade drei Gestalten kamen.
Verwunderung machte sich breit. Wer war der Mann? Wer die Frau? Sie erkannten lediglich Laura, die ... in schrecklichem Zustand war.
»Keine Sorge, meine Freunde!«, erklang die Stimme des Mannes, der irgendwie an Arun erinnerte. »Ich war einst der Korsar der Sieben Stürme, und nun bin ich Aruna, der indische Gott der Morgenröte, der ich immer gewesen war, bevor es mich in die Menschenwelt verschlug. Und hier an meiner Seite ist die Stammmutter der Monddynastie, die Göttin Ida, der ich meine Erlösung zu verdanken habe.«
»Wo ist Milt?«, fragte Finn.
Die anderen starrten den veränderten Aruna nach wie vor fassungslos an.
Laura konnte vor lauter Weinen nicht antworten.
»Er gab sein Leben«, antwortete der Korsar, der jetzt ein Gott war.
Bevor er weitersprechen konnte, hielt Laura seinen Arm fest und schüttelte den Kopf. Sie schluckte, wischte die Tränen ab und straffte sich. »Ich danke dir«, sagte sie mit brüchiger Stimme. »Aber sie haben ein Anrecht darauf, die Wahrheit zu erfahren.« Sie sah zu ihm hoch. » Alles. «
»Ach, du Scheiße«, entfuhr es Finn, und er wurde aschfahl. Er griff sich an den Kopf und wandte sich ab.
Laura starrte in die besorgten, teils ängstlichen Gesichter der Gestrandeten vor sich. Sie konnten nun alle nach Hause gehen, und vielleicht spielte es gar keine Rolle mehr, weil es
Weitere Kostenlose Bücher