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Spiegel der Offenbarung

Spiegel der Offenbarung

Titel: Spiegel der Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Unsinn«, sagte Laura. »Nicht einmal du wirst das jemals sein. Der Einzige, der dich vollkommen machen kann, ist dein Schöpfer.«
    Rötlicher Zorn wallte durch die Dunkelheit um Milt. »Er ist nicht mein Schöpfer!«
    Laura aber nickte. »Doch, das ist er, genau wie er gesagt hat. Du bist ein Teil von ihm, nicht von mir. Und ich bin kein Teil von dir. Das hast du alles gründlich missverstanden.«
    In einer impulsiven Geste kniete sie sich neben Aruna. »Du musst schon uns beide vernichten, um frei zu sein. Aber dann ... bleibt dir nichts mehr. Ohne mich kannst du die Verbindung zur Menschenwelt nicht halten. Du wirst hier gefangen sein, vielleicht einen ewigen Krieg gegen Königin Anne führen, aber letztendlich verlieren, denn sie hat dieses Reich geschaffen. Und ich traue ihr zu, dass sie es auflöst, mit allem, was darin ist, nur um dich aufzuhalten.«
    Zum ersten Mal wirkte der Schattenlord verunsichert. »Und wennschon«, behauptete er. »In mir ist die Schöpfungsmacht, ich bin ein Gott. Ich werde zumindest bald einer sein. Dann werde ich eben Innistìr vernichten, mir seine gesamte Kraft einverleiben und gestärkt daraus hervorgehen. Ich kann anderswo neu beginnen, das ist nicht das Ende.«
    »Du kommst hier nicht raus«, flüsterte Laura. »Nicht einmal ein Gott kann den Bann überwinden, den Königin Anne geschaffen hat. Du hast Aruns Worte damals gehört. Er konnte herein, weil sie eine Lücke offen gelassen hat, aber selbst er kann nicht wieder hinaus. Nicht einmal jetzt, da er sein wahres Ich zurückhat.«
    »Das werden wir sehen«, zischte der Schattenlord hasserfüllt, aber ein verzweifelter Klang schwang in seiner Stimme mit.
    »Ich erschauere immer mehr vor dem, was in mir lauerte«, stieß Aruna niedergeschmettert hervor. »Wodurch bin ich nur so geworden?«
    »Weil du dich selbst verloren hattest«, erscholl da eine fremde Stimme. Und dann trat eine Gestalt durch den Spiegel hervor, groß und strahlend. Unverkennbar eine indische Göttin – jene Göttin aus Arunas Erzählung.
    »Ida ...«, stammelte er. »Ich flehe dich an, beende es! Töte mich, dann kann auch er nicht überleben ...«
    Laura schluckte und sank in ihrer knienden Haltung noch mehr zusammen. Die Ausstrahlung der Göttin war überwältigend. Zwischen diesen beiden Göttern fühlte sie sich ... fehl am Platz. Am liebsten hätte sie sich in Luft aufgelöst.
    »Ich werde ganz etwas anderes tun«, erwiderte die wunderschöne Erhabene und lächelte. »Ich werde dir verzeihen.«
    Für einen Moment stockte und erstarrte die Zeit.
    »W... was?«, stammelte Aruna.
    »Was?«, fragte der Schattenlord.
    Laura erhob sich halb und schlich sich aus dem Weg. Ihr Werk war getan.
    Die Göttin Ida hob die Hände mit den Flächen nach oben. »Aruna, du hast Demut gelernt und Opferbereitschaft. Du hast begriffen, worauf es mir angekommen ist. Du hast in der Menschenwelt ein gutes Werk vollbracht. Du hast deine Strafe verbüßt. Ich verzeihe dir und bitte dich, mit mir nach Hause zu kommen. Wir alle vermissen dich schon so lange.«
    Der Gott der Morgenröte stand langsam auf und wandte sich dem Schattenlord zu. Breitete erneut die Arme aus. »Komm mit mir.«
    »Lass mich gehen!«, rief der Schattenlord. »Du hast kein Recht dazu!«
    »Du kannst nicht ohne mich existieren, das konntest du nie. Du warst ein abgespaltener Teil von mir. Du und ich, wir gehören zusammen. Du hast mich viel gelehrt, doch jetzt wird es Zeit heimzukehren.«
    Er tat einen Schritt auf den Schattenlord zu, und ebenso wich dieser zurück.
    »Bleib weg von mir! Ich lasse es nicht zu. Laura! Bring mich fort von hier! Ich fange neu an in der Menschenwelt. Ich bin mächtiger als vorher, und ich habe Zeit. Ich kann noch einmal fünftausend Jahre oder mehr warten ...« Seine wabernde, wallende Dunkelheit faserte an den Rändern aus und wurde immer diffuser.
    Laura richtete sich ebenfalls auf. »Milt«, sagte sie sanft und benutzte absichtlich den Namen, unter dem sie ihn gekannt hatte. »Verstehst du denn nicht? Du wirst dadurch ein Gott. Das, wonach du immer gestrebt hast.«
    »Ich will herrschen ...«, keuchte er.
    »Aber gewiss wirst du das.« Laura deutete nach oben. »Du beherrschst den Himmel, die Morgenröte, die Sphäre. Du sprichst von Liebe, du hast immer von Liebe gesprochen, weil du ... die Liebe bist. Die Erinnerung daran, ihr Schatten, und trotzdem ... immer noch die Liebe selbst, in Wirklichkeit.« Sie wies auf Aruna. »Du bist er. Du kannst dich nicht von ihm

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