Spiegel der Offenbarung
nie erfährst, wodurch du entstanden bist. Jahrtausendelang habe ich mittels der Fünf Sucher nach dir geforscht, um dich heimzuführen.«
Er ließ Lauras Hand plötzlich los und sank auf die Knie vor dem Schattenlord, breitete die Arme aus und senkte den Kopf.
»Verzeih mir«, sagte er leise. »Ich habe dir Entsetzliches angetan.«
»Ich will deine Verzeihung nicht!«, zischte der Schattenlord. »Ich will, dass du deine Existenz beendest, damit ich endlich frei bin!«
Aruna hob den Kopf, und Tränen rannen über sein schönes Gesicht, während er voller Trauer lächelte. »Ich kann nicht, und das weißt du genau«, antwortete er. »Glaube mir, ich hätte meine Existenz schon lange beendet, weil du damit ebenfalls vernichtet wärst. Es hätte alles vereinfacht und viele Opfer verhindert. Aber durch den Fluch kann ich nicht sterben. Nicht einmal meine wahre Liebe konnte mich retten.« Er hielt den Arm hoch. »Hier trug ich einst das Cairdeas von Rhiannon, der lieblichsten Elfenprinzessin unter der Sonne. Sie war die Jungfrau, Teil der Danu, der göttlichen Trinität. Auch sie hat eine schreckliche Trennung durchgemacht, und wahrscheinlich hat uns das aneinandergeschweißt. Rhiannon durfte zurückkehren. Für mich hingegen gibt es keine Erlösung.«
»Aber das ist nicht möglich!«, schrie der Schattenlord. »Es muss eine Erlösung geben! Gib mich frei! Du bist ein Gott, du kannst es tun! Du hast mich von dir abgespalten, ich kann als unabhängiger göttlicher Teil existieren!«
Aruna verharrte in der Unterwerfungshaltung. Lächelnd bewegte er verneinend den Kopf. »Vergib mir«, wiederholte er. »Aber das werde ich niemals tun. Du bleibst an mich gebunden, jetzt und alle Zeit. Wir werden dieses Reich nicht mehr verlassen, und ich werde dafür sorgen, dass Königin Anne uns beide in einen ewigen Kerker sperrt, aus dem es niemals ein Entkommen gibt.«
Der Schattenlord wich zurück. »Nein«, keuchte er. »Das ist nicht das Ende.«
»Du hast keine Wahl«, sagte Aruna ruhig. »Erinnerst du dich an deinen Herzanfall im Lager? Nachdem du dich mit Veda auseinandergesetzt hattest?«
Der Schattenlord stieß einen verächtlichen Laut aus. »Es war ein Anfall, aber in erster Linie benutzte ich ihn, weil ich die Zurückgezogenheit benötigte, da ich gleichzeitig bei den Gog/Magog war und sie befreite und zudem den Aufstand im Vulkan geleitet habe. Ich hatte keine ausreichende Kraft mehr, Milt mit aufrechtzuerhalten, und Sandra war zu schwach, um mich zu stärken.«
»Ich weiß. Deshalb habe ich dich an mich gebunden.«
»... was?«
»Die Medizin, die ich dir auf dem Schiff gab, um dein Herz zu stärken. Du kannst seither nicht mehr weg von mir. Ich habe diese Begegnung hier langsam und gründlich vorbereitet. Hast du ernsthaft geglaubt, ich würde dich einfach weiter frei sein lassen, nachdem ich dich endlich gefunden habe?«
Das Abbild des Menschen, der einst Milt gewesen war, verzerrte sich. »Warum hast du dann nicht längst gehandelt und die anderen dort unten leiden und sterben lassen?«
Aruna lächelte traurig. »Weil ich es nur hier oben angesichts des Spiegels der Offenbarung beenden kann. Für Götter gibt es viele Regeln. Dort unten hätte ich dir unterliegen können.«
»Das kannst du immer noch, sogar hier oben!«, schrillte es aus der aufkommenden Dunkelheit. »Du magst mich in eine Falle gelockt haben, aber ich bin inzwischen stärker als du!«
Laura schluckte. »Würde es etwas helfen, wenn ich ihn umbringe?«, fragte sie Aruna leise. »Ihn in den Spiegel stoße?«
»Laura!« Der Schattenlord richtete den lichtlosen Blick auf sie. Milt war nur noch ein schwaches Abbild in der wallenden Dunkelheit. »Du ... du hast mich doch geliebt!«
»Ich tue es noch«, wisperte sie und fing an zu weinen. »Aber ich werde nicht zulassen, dass du zum Gott wirst und die Macht über alles übernimmst ...«
»Was du an Milt geliebt hast, ist immer noch da«, erwiderte er.
»Das war nur eine Reflexion meiner selbst, du bist nicht Milt. Wie oft muss ich das noch wiederholen?«
»Selbstverständlich bin ich es, es gab nie einen anderen!«, beharrte der Schattenlord.
Laura schüttelte den Kopf. » Milt in dieser Form hat es nie gegeben. Das Kind von damals hast du ermordet und seine Hülle übernommen. Milt war von da an nur noch eine unselbstständige Simulation ...«
»Das ist nicht wahr«, unterbrach der Schattenlord. »Ich bin . Und ... du und ich ... gemeinsam ... werden wir vollkommen sein!«
»Rede keinen
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