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Spiegel der Offenbarung

Spiegel der Offenbarung

Titel: Spiegel der Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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vorhin wieder, und ja, es waren Flügel, was sie zu erkennen geglaubt hatte. Riesige schwarze Fledermausschwingen, die er nun ausbreitete, bereit loszufliegen.
    Anne – oder Lan-an-Schie – aber wurde zu etwas ganz anderem .
    Ihre Gestalt wuchs riesenhaft, bis zu annähernd drei Metern Höhe, und wurde haariger, selbst das Kleid wurde umgewandelt und passte sich in das rot-schwarze Fell ein. Ihre Schuhe waren mit den Füßen verwachsen, die nun gewaltige Wolfsbeine wurden, ihre Arme wurden lang und die Hände zu Krallenklauen, die Haare wurden zu einer mächtigen schwarzen Mähne und ihr Gesicht ... zum Sinnbild aller Monster, mit einem gewaltigen, Feuer speienden Rachen und Reißzähnen, größer als bei einem Drachen. Ein dämonisches Ungeheuer, das von Katzen, Wölfen und Bären etwas hatte; das traf so einigermaßen als Beschreibung zu, doch sie war noch viel mehr.
    Robert hatte recht gehabt. Dieses schauerliche Wesen hatte Laura nicht sehen wollen; selbst wenn es irgendwie verwischt und ein wenig unwirklich erschien. Die Augen jedoch ... diese flammenden Augen waren klar und scharf und leuchteten wie die Sonne.
    Die Königin spurtete auf ihren starken muskulösen Beinen los, und dann entfalteten sich auch auf ihrem Rücken mächtige rote Lederschwingen, und zusammen mit ihrem kleineren und schmaleren, aber nicht weniger finsteren Gemahl flog sie über die Mauer hinweg auf den Feind zu.
     
    Die Seile brannten inzwischen, und jeden Moment würde der Titanendactyle freikommen. Doch das würde ihm nicht viel nutzen, da er weiterhin hilflos am Boden lag.
    Die Flugschar setzte den Gog/Magog schwer zu, und die Fußsoldaten hatten sich fast hindurchgekämpft. Wenn es überhaupt möglich war, wurde diese Schlacht erbitterter geführt als die anderen zuvor. Den Sturz des Titanen nahmen alle sehr persönlich, er war das Sinnbild der Freiheit Innistìrs gewesen, der mächtigste Verbündete, den man gewinnen konnte.
    Akuró aber führte seine Soldaten in permanentem Nachschub ins Feld, und gleichzeitig kam er dabei dem Riesenwesen immer näher. Jener Stelle, wo der Hals in den Schultern endete, wo den König weder der Schnabel noch die Flügel erreichen konnten.
    Hunderte Pfeile und Speere steckten bereits in dem langen, ledrig-faltig wirkenden Hals, allerdings ohne ernsthafte Verletzungen zuzufügen. Es floss noch nicht einmal Blut.
    Der Titanendactyle kämpfte immer noch wie ein Berserker, seine Flügel schlugen unermüdlich, sein Schnabel stieß blitzschnell zu, und sein Schwanz peitschte allmählich einen tiefen Graben.
    Die brennenden Seile, deren Feuer sich immer weiter an ihm emporfraß, schienen ihn nicht weiter zu stören. Im Gegenteil. Im nächsten gewaltigen Aufbäumen wurden die Seile derart gedehnt, dass die äußeren, teils brennenden Schlingen rissen, und innerhalb weniger Lidschläge dröselten sich die Verknüpfungen auf. Das erste Seil riss, und der Titan bäumte sich noch gewaltiger auf. Nacheinander rissen die verbliebenen drei Seile, und er war frei.
    Der Dactyle warf nun den frei beweglichen Hals hoch und schleuderte ihn dann zu den Seiten; seine Reichweite hatte sich jetzt nahezu verdreifacht.
    Akuró zog seine Axt, die einst für den ersten König geschmiedet worden war. Mal sehen, ob diese Schmeißfliege meiner besonderen Waffe etwas entgegenzusetzen hat.
    Er nahm Anlauf.
     
    Den über zweieinhalb Meter großen Werwolf störten die Kämpfe nicht. Während seines Laufes schwang er die Axt, ohne darauf zu achten, ob er Freund oder Feind traf. Er fegte einfach alles beiseite, um ungehindert durchzukommen.
    »Reiter, formiert euch!«, erklang Vedas Stimme über ihm, die seine Absicht erkannt hatte. Ein Pfeil- und Speerhagel regnete auf ihn herab, aber nicht einmal der Goldene Speer war in der Lage, ihn zu treffen. Mit einem Wisch war er jedes Mal ausgewichen und musste dabei nicht einmal langsamer werden.
    Er schickte ein höhnisches Kläffen zu der Amazone hinauf, als er ihren fassungslosen Wutschrei hörte.
    »Das ist unmöglich!«
    Vielleicht begriffen sie jetzt endlich, wer er war. Dass er keine Scherze gemacht, nicht übertrieben hatte. Wie sollte man ein Albtraumgeschöpf zu fassen bekommen? Er war einzigartig und bot selbst den Göttern die Stirn.
    Akuró hatte den Giganten beinahe erreicht, dessen Kopf zu ihm herumschwenkte, weil er wohl seine Annäherung spürte. Dafür war es zu spät – er war außer Reichweite. Akuró hatte die Stelle genau ausgemacht, wo er zuschlagen musste. Eine

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