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Spiegel der Offenbarung

Spiegel der Offenbarung

Titel: Spiegel der Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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das niemand gesagt hatte, damit sie sich nicht etwa frühzeitig vom Acker machte. Weil sie das Königspaar befreit hatte. Weil sie nun hier oben stand.
    »Soll ich ...?«, setzte Milt an.
    Laura schüttelte den Kopf. »Wir wissen alle, dass ich es tun muss. Das ist das Ziel meines Weges, war es von Anfang an.«
    Sie holte tief Atem, saugte die hier oben völlig reine Luft Innistìrs ein, füllte ihre Lungen damit. Dann stieß sie den Atem wieder aus und trat vor den Spiegel.
    Ihre Augen weiteten sich, und namenloses Entsetzen breitete sich auf ihrem Gesicht aus über das, was sie darin erblickte.
    Sie drehte sich zu Arun um.

19.
    Gott der Morgenröte
     
    »Äh ... ich kann alles erklären«, sagte Arun.
    »Ich bitte darum.« Laura brachte nicht mehr heraus. Sie war wie gelähmt.
    Der Korsar versuchte ein schiefes Lächeln, das ihm gänzlich misslang. »Es ist nicht so, wie du denkst.«
    »Das sagen alle.« Sie wies auf den Spiegel. »Dann hat er sich also geirrt?«
    »Ja ... und nein. Es ist ... es erfordert eine Geschichte.«
    Das musste es wohl. Denn es ergab überhaupt keinen Sinn, keinen logischen Zusammenhang.
    Laura fuhr zusammen, als sie sah, wie der Korsar plötzlich ... wuchs. Und zu etwas ganz anderem wurde, umgeben von einem Schimmern, das kein Elf jemals besitzen konnte.
    »Wer bist du wirklich?«, flüsterte sie da. » Was bist du?«
    Sie konnte den Blick nicht abwenden von seiner Gestalt, die immer noch den Korsaren erkennen ließ und die doch viel größer war, strahlend von innen heraus, von unbeschreiblicher Schönheit.
    »Ich bin Aruna, der indische Gott der Morgenröte«, erklang melodisch die überirdische Stimme eines Wesens, das nur aus den Sphären stammen konnte. »Man nennt mich auch den Gott der Liebe.«
    Er schloss die Augen, und Trauer überschattete sein Gesicht. »Wegen eines schrecklichen Fehlers, einer unverzeihlichen Tat wurde ich verflucht und gebannt in die Gestalt des Korsaren, und ich trug ein Monster in mir, das immer dann zum Vorschein kam, wenn ich mich einer Frau näherte.«
     
     
    Die Geschichte von Aruna
     
    Da war Ida. Sie war die Stammmutter der Monddynastie, sie war die reine Milch, der Strom des Lobes, sie war die Erdgöttin und die Ahnin der Menschheit, sie schenkte den Menschen Nahrung und die Sprache.
    Der Gott der Liebe entbrannte in stürmischer Liebe zu ihr, als er sie an einem strahlenden Morgen, während sein zarter rötlicher Schleier gerade über den Horizont tastete, am Heiligen Fluss kauern sah, wo sie Wasser schöpfte, das sich in ihrer Hand in Milch verwandelte. Sie sammelte die Milch in Bechern und reichte sie an die Bedürftigen, die gekommen waren, um von ihr gespeist zu werden.
    Der Morgenhimmel brannte als Ausdruck von Arunas entflammter Liebe, und er eilte zu ihr an den Fluss und bot sich an, ihr zu helfen. Doch seine Leidenschaft loderte so stark, dass die Milch überkochte und verdarb, und Ida schalt ihn für seine Unvorsichtigkeit.
    »Wie soll ich die Armen speisen, wenn du alles in deinem Überschwang ungenießbar machst?«
    Aruna floh beschämt in den Himmel zurück, und um die Göttin zu versöhnen, malte er ein besonders schönes Morgengemälde, das nur ihr galt, und bat sie um Verzeihung.
    Als Ida sah, wie verzückt die Menschen waren und wie nahrhaft die Milch nunmehr war, verzieh sie dem Ungestümen und konnte am heutigen Morgen doppelt so viele Arme speisen und sie sättigen.
     
    Aruna aber vergaß seine Gefühle für Ida nicht so schnell, wie es sonst seine Art war. Als Gott der Liebe war seine Leidenschaft normalerweise schnell entfacht, aber genauso schnell, wie die Morgenröte verging, erlosch sie wieder. Das war ihm bisher nie zum Verhängnis geworden, denn Göttinnen wie Menschenfrauen schätzten ihn gleichermaßen und waren geschmeichelt, wenn er seine Aufmerksamkeit auf sie richtete.
    Mit Ida jedoch war alles anders. Die Herrin der Monddynastie, die große Mutter, war nicht an ihm interessiert, sosehr er ihr auch nachstellen mochte. Jeden Morgen suchte er sie auf, machte ihr Geschenke, half ihr bei der Speisung, umgarnte und umschwärmte sie. Er half dabei, eine gute Ernte zu erlangen, er malte die schönsten Gemälde, um die Romantik der Liebenden zur Vollendung zu bringen.
    Jeden Morgen bat er Ida, die Seine zu werden, und jeden Morgen sagte sie Nein.
    »Ist es mein Licht, das dein Mondensilber trübt?«, fragte er.
    »Nein«, antwortete sie.
    »Ist es, weil ich dir nicht schön genug bin?«
    »Nein.«
    »Ist es, weil ich

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