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Spiegel der Offenbarung

Spiegel der Offenbarung

Titel: Spiegel der Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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diese wahren Giganten sich näherten. Es mussten fünf oder sechs sein, die mit Riesenschritten heranstampften und ohne lange Vorbereitung trompetend die Gog/Magog angriffen, sie mit den Stoßzähnen aufspießten, den Rüsseln erschlugen und vor allem den riesigen Beinen unter sich zertrampelten. Wie man auf einem über die Straße ziehenden Ameisenheer herumtrampelte. Die Gog/Magog hatten keinerlei Chance. Sie konnten nicht ausweichen, nicht fliehen, nicht kämpfen, sie konnten nur noch sterben.
    Der Titanendactyle stieß pfeifend herab und nahm fürchterliche Rache für das, was ihm angetan worden war.
    Und dann kamen zwei Riesen angewalzt, die Felsblöcke aus ihren Körpern nahmen und sie auf die Kannibalen schleuderten.
    Von allen Seiten wurden die Gog/Magog, die vermutlich noch nicht einmal wussten, dass ihr König bereits gefallen war, nun in die Mangel genommen. Von hinten die Riesen, von vorn die Krieger Morgenrötes und mittendrin die Dreihundert, die sich mit erschreckender Gewalt ihren Weg bahnten, schlugen sich mitten hindurch. Eingedenk des Befehls, dass jeder mindestens zehn in seinen Tod mitzunehmen habe, verstreuten sie sich weit genug, um auf breiter Front so viel Vernichtung wie nur möglich über die Kannibalen zu bringen.
    »Akuró ist tot. Das Schicksal der Gog/Magog ist besiegelt«, sagte Robert. »Wir brauchen den letzten Ausweg nicht.«
    »Darüber bin ich froh«, sagte Anne ruhig. »Lass uns nach Morgenröte fliegen und die Rückkehr der Krieger vorbereiten.«

18.
    Der Moment der Wahrheit
     
    Sie standen auf dem Hügel, der alles zu überragen schien. Das ferne Gleißen des Spiegels war in dieser Nähe nicht mehr da. Drei Meter hoch, zwei Meter breit, so stand er aufrecht wie ein Monolith, ohne Rahmen, ohne Halterung, durch geheimnisvollen Zauber aufrecht festgebannt. Von hier aus sah er dunkel aus, er zeigte möglicherweise erst dann ein Bild, wenn man sich direkt vor ihn stellte.
    Der große Moment war gekommen. Der Spiegel würde die Wahrheit offenbaren.
    Zumindest war es so geplant.
    Für einen Augenblick zögerte Laura.
    Sie hatte viele Ängste, vor den Spiegel zu treten.
    Diese Angst, dass er nur ein Spiegel war und nicht mehr als ihr Abbild zeigen würde.
    Jene Angst, dass er ihr das zeigen würde, was sie niemals erblicken wollte.
    Kreatürliche Angst vor dem Grauen, das darin lauern mochte. Das sie womöglich weckte und befreite. Den drängendsten Wunsch des Schattenlords genau damit erfüllte und ihn vollkommen machte.
    Es war still hier oben, nicht einmal ein Lüftchen regte sich. Laura hob den Kopf und drehte sich. Sah Morgenröte. Sah das Schlachtfeld. Sah, wie sie kämpften und starben, doch nicht ein einziger Laut drang herauf. Sah den gigantischen Titanendactylen über dem Feld kreisen und es mit seinem Schatten bedecken. Sah gigantische Fabelwesen, deren Namen sie nicht kannte und die sie nie zuvor gesehen hatte, durch das Feld trampeln und alles vernichten. Sah auch zwei Riesen Steine schleudern – jene, denen sie einst begegnet war? Sah winzig klein, nur zu erraten, ihre Gefährten und Freunde dort unten im Hof des Palastes, allen voran Zoe, die alle ihre Hoffnungen in sie setzten.
    Einschließlich der Schöpferin und ihrem Gemahl, die Sorge um ihr Reich trugen und Laura hier oben gewiss bang beobachteten.
    So war sie denn also am Ende ihres Weges angekommen.
    Fast fünfzehn Wochen waren vorüber. In dieser Zeit hatte sie mehr erlebt als ein Dutzend Leute in ihrem ganzen Leben. Mehr Leid erfahren, als sie geglaubt hatte, ertragen zu können.
    Aber auch viel Glück und Freude. Sie hatte viele Verluste hinnehmen müssen, aber kostbare neue Freunde gewonnen, die sie verteidigt und beschützt hatten.
    Zoe und sie hatten das Abenteuer ihres Lebens gefunden. Wie würde das Leben danach weitergehen? Gab es überhaupt ein Leben für Laura, oder hatte der Tod bis zu diesem Moment gewartet, bis sie ihre Aufgabe erfüllt hatte? Es war ein Wunder, dass sie es bis hierher geschafft hatte.
    Laura hasste diese irrationalen Behauptungen; es ließ sich allerdings nicht von der Hand weisen, dass dies ihre Bestimmung gewesen war. Wie sonst ließ sich all das erklären? Wie sonst konnte es sein, dass das gesamte Schicksal Innistìrs – und das aller Welten – ausgerechnet von ihr abhing?
    An Zufälle aber glaubte die junge Frau noch weniger als an Bestimmung, also blieb nur die letztere Möglichkeit.
    »Eine Scheiße ist das«, flüsterte Laura.
    Weil sie eine Grenzgängerin war. Weil ihr

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