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Spiegel der Offenbarung

Spiegel der Offenbarung

Titel: Spiegel der Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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keine Milch schöpfen kann?«
    »Nein.«
    So ging es Tag um Tag, Morgen um Morgen. Aruna suchte Ida sogar zum Vollmond auf und neigte demütig das Haupt, stellte seine neue Frage, und immer erhielt er zur Antwort: Nein.
    Schließlich ertrug er es nicht mehr. »So flehe ich dich an, sage mir: Was ist es?«
    Da, zum ersten Mal, wandte Ida sich ihm zu, sah ihm in die Augen und gab die Antwort. »Weil du flatterhaft bist wie eine Biene, die von Blüte zu Blüte taumelt und nie verweilen wird.«
    »Aber ich liebe dich«, verteidigte er sich betroffen. »Diesmal ist es anders!«
    »Nein«, hörte er wiederum. »Und nun geh. Ich werde dich nicht erhören, heute nicht und morgen nicht und übermorgen auch nicht. Geh und suche dir anderswo Gespielinnen, du findest in den himmlischen Sphären ebenso wie am Erdboden genügend willfährige Auswahl.«
    »Aber sie alle liebe ich nicht.«
    »Du bist der Gott der Liebe. Natürlich tust du das, du kannst gar nicht anders. Ich mache dir keinen Vorwurf daraus, denn jeder von uns ist, was er ist. Doch ich gebe deiner Werbung nicht nach. Meine Gesinnung ist anders, und ich bitte dich, das zu respektieren. Geh. Bald hast du mich vergessen. Dies ist nur eine deiner Launen. Die erstaunlich lange anhält, zugegeben, aber es ändert nichts. Du änderst dich nicht.«
    »Und wenn ich es dennoch täte?«, rief Aruna. »Wenn ich ein anderer wäre, ernsthaft und aufrecht und ... nicht mehr flatterhaft, sondern bestrebt, dich allezeit zu lieben – würdest du mich dann erhören?«
    Ida schüttelte das göttliche Haupt. »Das wird nicht geschehen.«
    »Das werden wir sehen!« Und er flog hinauf in den erwachenden Morgenhimmel.
     
    Arunas Ehrgeiz war geweckt. Weshalb sollte es ihm nicht möglich sein, sich zu ändern? War er nun ein Gott oder nicht? Und wechselte das Morgenlicht nicht jeden Tag aufs Neue? Niemals, niemals war der Morgenhimmel derselbe, er war immer neu in all seiner Pracht, ähnelte sich vielleicht, doch war sich niemals gleich.
    Flatterhaft? Pah! Das war er nicht, sondern der Gott der Erneuerung, der Vielfältigkeit, der Reichhaltigkeit. Glück schenkte er, jeden Tag aufs Neue! Liebe und Romantik und Trost und vieles mehr. Gab es denn Trauer oder Leid in seiner Gegenwart? Niemals!
    Aber ich bin nicht vollkommen , gestand er sich ein, in jenem Moment der Wahrheitsfindung. In mir ruhen Dinge, die nicht da sein sollten. Diese sind es, die meiner Göttin nicht behagen, die einen dunklen Schatten und Wolken über den Morgenhimmel schicken. Ja, das muss ich zugeben. Ich bin eifersüchtig auf jeden, der Ida ansieht, und ich bin aufbrausend wie ein Sturm, weil ich jeden hinwegfegen will, der Ida zu nahe kommt, und ich empfinde Neid auf die Menschen, die Ida näher stehen als mir.
    Und während er schon dabei war zu suchen, fand er noch viel mehr schlechte Eigenschaften, die ihm nicht gut standen.
    Sie hatten ihn nie gestört, denn er war ein Gott und alle Götter waren so. Manche mussten eher nach ihren guten Eigenschaften suchen, so viele finstere besaßen sie nämlich. So wie Kali ... Da schüttelte es ihn; in sie würde er sich bestimmt niemals verlieben.
    So schlimm war es bei ihm längst nicht, es gab noch Hoffnung.
    Und ein Plan wuchs in Aruna heran, wie er die göttliche Ida erweichen könnte.
     
    Es nahm Zeit an Vorbereitung in Anspruch, aber was störte das einen Gott? Erst einmal davon überzeugt, sich ändern zu können, stürzte Aruna sich mit demselben Elan und derselben Begeisterung darauf, die er sonst nur bei einer neuen Werbung an den Tag legte. Allein dadurch wurde er schon viel ernster und, ja, zurückgezogener. Er flog nicht mehr umher auf der Suche nach schönen Frauen, sondern war still und zurückgezogen, in sich gekehrt wie ein Asket.
    Natürlich hoffte er, Ida damit beeindrucken zu können, aber sie schenkte ihm weiterhin keine Aufmerksamkeit, nicht einmal einen Blick.
    Das entmutigte ihn keineswegs, sondern spornte ihn eher an. Er würde tun, was noch keinem Gott gelungen war. Er würde sich ändern , und zwar grundlegend, aus sich heraus, dass es nie wieder ein Zurück gab!
    Gewiss, die indischen Götter veränderten sich oft, wechselten beispielsweise häufig das Geschlecht, doch das hier, was Aruna vorhatte, war anders. Nachhaltig, unumkehrbar, ein für alle Mal. Sie alle würden ihn dafür bewundern. Und Ida würde endlich erkennen, wie ernst es ihm war.
     
    Also nahm Aruna alle schlechten Eigenschaften, die er in sich trug, ballte sie zusammen und trennte

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