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Spiegel der Offenbarung

Spiegel der Offenbarung

Titel: Spiegel der Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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sie von sich ab. Und er nahm die daraus entstandene Kugel und schleuderte sie von sich, aus seiner Sphäre hinab.
    Solchermaßen gereinigt, erstrahlte er heller und schöner denn je, und Liebe strahlte aus ihm wie nie zuvor. So ging er zu Ida und zeigte sich ihr, gestand ihr, was er getan hatte. Und er fühlte sich mehr denn je zu ihr hingezogen, versuchte seine Hand auf ihren Arm zu legen, sie an sich zu ziehen.
    Ida wies ihn ab. Erneut. Obwohl er alles getan hatte, um ihr zu gefallen, um sich ihr zu beweisen.
    »Ich habe mich geändert!«, beteuerte er. »Blicke in mich, und du wirst nichts Schlechtes mehr darin finden!«
    »Ich finde den Mann darin«, erwiderte sie. »Den Patriarchen, wie alle deiner Art hier in Indien sind. Du hast nichts geändert, Aruna, du bist immer noch, der du bist. Eitel, besitzergreifend, ohne jegliche Demut. Das hast du wohl vergessen abzulegen.«
    Und sie schickte ihn fort.
     
    Zutiefst betroffen kehrte Aruna in seine Sphäre zurück. Er hatte viele Opfer aufgebracht, mehr als jeder andere Gott. Was sollte er sonst noch tun? Sich in Stücke reißen und sich über die Menschenwelt verteilen? Sein Blut in den Heiligen Fluss strömen lassen, damit Ida es als Milch wieder daraus schöpfte? Damit sie ihn trank und er so mit ihr zusammenfand?
    Nein. Er wollte sie anders.
    Es gab nur noch eine letzte Möglichkeit, nämlich sich darauf zu besinnen, wer er war und was er am besten konnte. Verführen, lieben. Letztendlich konnte er sie nur so überzeugen, indem er ihr all seine Zärtlichkeit schenkte und sich über ihren Leib in ihr Herz schlich.
    Also wartete er das Morgenzwielicht ab, wenn Ida sich für gewöhnlich für eine Weile zur Ruhe begab, und suchte sie in ihrem Palast auf, wo sie sich gerade auf ihrem Lager ausstreckte. Mit geschickter Hand warf er einen Zauber über sie, der sie milde stimmte und sie in einen sanften Schlaf schickte. Nichts sollte sie stören, sie sollte Arunas Künste ohne Einschränkung erfahren. Sobald ihr Körper erkannte, was er wollte, würde ihr Herz nachfolgen, und ihr Widerstand würde brechen.
    Mit aller Zärtlichkeit und Hingabe liebte Aruna seine Göttin, und sein Herz war erfüllter denn je von ihr. Beglückt kehrte er in seine Sphäre zurück und zeichnete den schönsten Himmel von allen.
     
    Als Aruna, müde nach alldem, sich zur Ruhe begeben wollte, rauschte Ida wie ein Wirbelsturm in seinen Palast, und anstatt ihn mit liebenden Armen zu umfangen, wie er es erwartet hatte, stieß sie ihn mit solcher Gewalt, dass er drei Mauern durchbrach, bevor sein unfreiwilliger Flug ein Ende nahm und er zu Boden prallte.
    »Was ist geschehen?«, fragte er verwirrt.
    Ida sah beinahe aus wie Kali, wie sie da so wütend über ihm schwebte und ihn anherrschte: »Bleib liegen und rühre dich nicht!«
    »Ich ... gehorche«, sagte er verunsichert. Ida sollte überwältigt sein, aber nicht auf diese Art und Weise ...
    »Gestehe!«, schrie sie nun. »Dachtest du, ich würde nicht dahinterkommen?«
    Er begriff immer noch nicht. »Ganz im Gegenteil ... ich war immer offen zu dir ...«
    »Und was hast du heute Morgen getan?«
    »Aber ...«
    »Du hast mich gegen meinen Willen genommen!«, donnerte die Göttin. Immer finsterer wurde sie. Über ihr ballten sich schwarze Wolken zusammen, aus denen Blitze zuckten. Das musste sie von Kali gelernt haben ...
    »Aber ganz und gar nicht«, beteuerte er. »Ich habe mich dir gegeben, in Aufrichtigkeit und Liebe ...«
    »Du bist dir also keiner Schuld bewusst?« Ihre Stimme war so schrill, dass alle Gläser in seinem Palast zersprangen. »Obwohl ich dir vorher noch sagte, was deine Fehler und Schwächen sind? Du hast es in deiner männlichen Eigensucht nicht einmal begriffen? «
    »Ich habe alles getan, um dich zu gewinnen ...«
    »Ich habe dich abgelehnt! Mit welchem Recht setzt du dich darüber hinweg?« Die Schleier der Göttin wallten wie Flammen um sie her. »Dafür wirst du bezahlen«, fauchte sie. »Ich verfluche dich, Aruna, deines Namens wirst du verlustig gehen, dass die Menschen ihn nicht mehr kennen, deiner Göttlichkeit wirst du verlustig gehen, dass du aus deiner Sphäre gebannt wirst, und keiner Frau wirst du mehr nahe kommen! Das sei deine Bestimmung, bis du ausreichende Demut gelernt und begriffen hast, dass in unserer Welt nicht nur das männliche, sondern auch das weibliche Prinzip herrscht, bis du gelernt hast, was wahres Opfer und Hilfsbereitschaft bedeuten, und bis ich bereit bin, dir zu verzeihen!«
    Und mit einer

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