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Spiegelblut

Spiegelblut

Titel: Spiegelblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uta Maier
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Spannung zwischen meiner Angst und seiner Begierde auf der Haut spüren konnte. Wieder packte er mich an der Kehle, zog mich zu sich wie eine gelenklose Gummipuppe. Die beiden blonden Vampire tauschten einen freudigen Blick, als Kjell mich erneut an der Kehle packte und zu sich zog wie eine gelenklose Gummipuppe.
    »Lass uns ihr Blut kosten, um zu entscheiden, ob wir sie mitnehmen«, schlug der kleinere Blonde vor. Er hatte das fahle Gesicht eines Toten, mit so tief liegenden Augen, dass man die Farbe nicht erkennen konnte.
    Sein Vorschlag legte einen Eisring um meinen gesamten Körper. Was bedeutete mitnehmen? Blut tropfte unaufhörlich aus der Wunde, bildete eine Pfütze in meiner Hand.
    Kjell blähte witternd die Nasenflügel. Langsam nahm er die Finger von meinem Hals, zog meine Hand zu sich und bog sie mühelos auf. Ich war viel zu paralysiert, um wegzulaufen. Es passierte, noch bevor er mein Blut versuchen konnte, ich wusste nicht, was es auslöste, aber in mir wurde etwas so hell, als sähe ich mit weit geöffneten Augen in die Sonne. Ich schrie erschrocken auf und begann gleichzeitig, gegen Kjells Griff zu kämpfen. Ich wand mich herum, leider bewirkte das nur, dass er meinen Arm schmerzhaft nach hinten zog.
    »Schluss damit!« Wütend stieß er mir sein Knie in die Nieren, ich ging keuchend und widerstandslos zu Boden, rang nach Luft.
    »Hinlegen!«
    Breitbeinig stellte er sich über mich, ohne meinen Arm loszulassen. Blut rann von der verdrehten Handfläche auf meinen Rücken. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Kjell fasziniert auf die Tropfen starrte.
    »Keine Spielchen, Kjell! Es könnte gleich eine Horde feindlicher Vampire hier sein, Kirklee ist Damontez’ Terrain«, forderte ihn der mit dem Totengesicht auf.
    »Keine Spielchen, hast du gehört? Jammerschade, ma petite, was?«
    Wieder wurde es gleißend hell irgendwo in mir drin. War das Todesangst oder spielten meine Sinne jetzt komplett verrückt? Ich roch trockene Luft, Staub auf alten Straßen, und hörte die Klänge eines Konzertflügels, nein, eines Cembalos … Sehnsucht flackerte vor mir auf, Hitze brannte in meinen Nasenflügeln, alles zusammen schmeckte nach Trauer, Blut und Rebellion. Es war mehr als eine Bildfolge, es war etwas zwischen Kjell und mir, das sich in Sinnesblitzen entlud. Töne bekamen Farben, Farben Geschmack. Worte schossen aus meinem Mund, Worte, von denen ich noch nicht wusste, dass sie mein Leben retteten und es gleichzeitig in größte Gefahr brachten.
    »Der Duft des alten Paris in einem trockenen Sommer, die Revolution. Du hast vor einem geöffneten Fenster gestanden, Musik … eine Sonate von Charpentier … mein Gott … die Rue de Turin … der dritte Stock, du hast sie geliebt, nicht wahr, du hast sie geliebt … du hast sie …« Ein Fuß wurde auf meinen oberen Rücken gestellt, der Arm noch weiter im Gelenk verdreht. Schmerz flatterte wie ein rotes Tuch vor meinen Augen. Die Melodie von Charpentier verklang und ließ nur ein feines Rauschen zurück.
    »Wie heißt du?« Kjells Stimme war furchterregend leise.
    »Co… Co… Coco!« Ich brauchte mehrere Anläufe, um meinen Namen zu stammeln.
    »Also Co-Co-Coco«, obwohl er mich imitierte, lag eine nicht zu überhörende Ehrfurcht in seinen Worten, »wer hat dir das erzählt?«
    »Niemand!«
    Kjell verlagerte sein Gewicht immer mehr auf meinen Rücken. »Ich glaube dir nicht. Ebenso wenig wie ich dir glaube, dass du nur zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort warst.«
    »B-Bitte …« Ich bekam kaum Luft, das Atmen tat weh, ich konnte die Wörter nur noch silbenweise hervorstoßen. »Ich schwö-re es.«
    »Wer?«
    »Nie-mand. Nie-mand.« Übelkeit explodierte in meinem Magen und malte Schlieren in die Dunkelheit vor mir.
    »Wer?« Seine Stimme sank um mehrere Oktaven. Vor meinen Augen wurde es vollständig Nacht. Spätestens jetzt hätte ich ihm den Namen gesagt, wenn es einen gegeben hätte.
    Er verlagerte sein Gewicht wieder auf das andere Bein und ließ sich neben mir in die Hocke sinken. »Dein Herz schlägt so schnell wie bei einer Lüge, aber du hast natürlich auch Angst … Ich kann es nicht abschätzen.« Seine Finger fuhren zwischen meinen Augenbrauen hin und her, beinah zärtlich und so, als würde er etwas suchen. »Eine Lichtträgerin bist du sicher nicht. Auch keine der Illusion, das würde ich spüren … bleibt nur noch die Frage, wer bist du außer Coco?« Andächtig hob er meine Hand erneut zu den Lippen. »Wir werden die Wahrheit zusammen

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