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Spiegelblut

Spiegelblut

Titel: Spiegelblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uta Maier
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suchen?« Er legte seinen Kopf in den Nacken und schüttelte selbstgefällig seine Haare auf den Rücken.
    »Sie ist nicht meinetwegen geflüchtet.« Er blickte um sich. »Komm wieder her, Coco. Es ist alles in Ordnung.«
    Bei seinen Worten setzte mein Herzschlag fast aus. Komm wieder her, Coco! Oh mein Gott! Ich würde den Teufel tun und freiwillig in die Arme eines anderen Vampirs flüchten. Vor allem nicht zu einem, der mich gespiegelt hatte und der so aussah, als wäre er geradewegs vom Himmel in die Hölle berufen worden. Ich robbte auf den Unterarmen dicht an der Wand ein Stückchen weiter.
    »Ich sehe, wie sehr sie dir vertraut.« Ein kurzes, geckenhaftes Lachen zirkulierte durch die Halle.
    »Sie hat Angst vor dir, Kjell! Deswegen kommt sie nicht her.«
    Als wäre ich ein Hund, der nicht bei Fuß geht! Wahrscheinlich würde er mich gleich herbeipfeifen.
    Pontus seufzte laut. »Coco, wir hören dich bis hier unten atmen, und deinem Herzschlag nach schaffst du es allenfalls 500 Meter weit, bevor dir die Luft ausgeht. Außerdem scheinst du vergessen zu haben, dass ich dich bis auf 300 Meter Entfernung riechen kann – bei guten Verhältnissen. Und jetzt sei bitte so freundlich und komm endlich von der Galerie runter.« Pontus’ Stimme hätte nicht schmeichelnder klingen können. »Wenn du nicht mit mir kommen willst … ich verschwinde jetzt. Aber Kjell wird bleiben.«
    Eine Drohung, ganz klar. Aber ich konnte doch nicht freiwillig mit ihm gehen. Oder würde er mir tatsächlich nichts tun? Ich wog meine Chancen ab. Entkommen könnte ich keinem der beiden. Sie waren schneller und würden mich in jedem verdammten Winkel der Halle, ja sogar des Geländes, finden. Das hatte Pontus mir gerade überdeutlich zu verstehen gegeben. Wenn Pontus fortging, wäre ich Kjell ausgeliefert, das war das Letzte, was ich wollte. Also musste ich mich für Pontus entscheiden, um Kjell zu entgehen. Blut rauschte in meinen Ohren, ich fragte mich, ob sie das auch hörten.
    »Co-co?«
    Oh Gott, Finan, was soll ich tun?
    Mit klopfendem Herzen richtete ich mich auf. Ich musste mich an dem Geländer festhalten, um nicht umzukippen. Beide starrten zu mir hoch.
    »Und Kjell wird mir nichts tun?« Meine Stimme klang wie das Fiepen einer Maus, aber ich war bereit, Pontus’ Spiel mitzuspielen. Hauptsache, ich sah Kjell nie wieder.
    »Ich verspreche es dir! Komm her zu mir!« Pontus’ Theatralik nach fehlte nicht viel und er hätte die Arme ausgebreitet wie Fledermausflügel. Doch seine Augen schimmerten kühl, fast berechnend.
    Ich konnte hinterher nicht mehr sagen, wie ich die Treppe heruntergekommen war. Vielleicht war ich gerannt, vielleicht ganz langsam gelaufen. Nur ein einziges Mal blieb ich stehen und holte ganz tief Luft, um mich zu beruhigen. Am liebsten wäre ich schreiend weggerannt – in diesem Moment streckte Pontus einen Arm in meine Richtung aus, seine Lippen formten ein fast lautloses: »Komm!«, und ich ging weiter.
    Ich machte einen großen Bogen um Kjell und stellte mich einen Meter hinter Pontus, den Blick auf den Boden geheftet.
    »Ach so, jetzt verstehe ich. Du hast sie schon gelehrt, wie sie sich verhalten muss. Bist wohl doch noch einer von uns.« Kjell klang definitiv erstaunt. Ich spürte, dass er mich beobachtete. Ich hatte keine Ahnung, von was er sprach, aber die Atmosphäre der Situation hatte sich plötzlich gedreht und war viel weniger feindselig.
    »Verschwinde einfach!« Pontus wies mit der Speerspitze zum Notausgang. »Eure Jagd endet hier. Ihr wildert im falschen Gebiet. Coco gehört zu mir, nur das hat dich zu interessieren.«
    »Sie ist ein bisschen zu vorlaut für meinen Geschmack. War nett, dich wiederzusehen, Pontus.« Ich hob den Kopf. Kjell lächelte träge in meine Richtung. »Wir sehen uns, Coco.« Für mich hörte es sich allerdings an wie ein: Ich kriege dich, Coco.
    »Hoffe nicht allzu sehr darauf!«, presste ich durch fast geschlossene Lippen hervor, so dass nicht auffiel, wie heftig meine Zähne aufeinanderschlugen. Einerseits wünschte ich mir, er würde gehen, andererseits hoffte ich, er würde noch möglichst lange mit Pontus sprechen, um meinem Schicksal eine Gnadenfrist zu verschaffen. Was immer Pontus von mir wollte, es konnte nichts Gutes sein! Ich sollte recht behalten.
    Kjell war ohne jeden weiteren Kommentar gegangen. Noch immer stand ich hinter Pontus und wusste nicht, was ich sagen sollte.
    »Das war knapp!«, stellte er fest und drehte sich zu mir um.
    Ich nickte nur und ballte

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