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Spiegelschatten (German Edition)

Spiegelschatten (German Edition)

Titel: Spiegelschatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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haben mir zwei Menschen eine Zusammenarbeit angeboten, von denen ich das nie erwartet hätte. Zuerst Maxim, dann Ingo. Die Zusammenarbeit mit Maxim wird sich ziemlich einseitig gestalten, wenn man bedenkt, dass er sich mit meinem Bruder in einem Haus in Halver versteckt hält. Die mit Ingo wird auf eine ArtArbeitsteilung hinauslaufen– er zapft seine tausend Kontakte an, während ich mir die Lunge aus dem Leib laufen werde, um zu Ergebnissen zu gelangen.
    In der Redaktion hat sofort das Getuschel angefangen. Keine Ahnung, wer das mit Ingo und mir ausposaunt hat, aber offensichtlich weiß es inzwischen jeder. Nur kann sich keiner einen Reim darauf machen …
    Da saß sie, allein an einem Tisch, vor sich ihren aufgeklappten Laptop. Ingo wusste, dass sie eine Art Tagebuch führte, in das alles einfloss, was sie interessierte. Artikel, die ihre Aufmerksamkeit erregt hatten, Fotos, Gedichte, Notizen. Es gab dieses Tagebuchauch in Form von dicken Kladden, in die sie schrieb, wenn sie den Laptop gerade nicht zur Hand hatte oder es ungünstig war, ihn zu benutzen. Fand sich keine Gelegenheit für Notizen, verwendete sie ein Diktiergerät, genau wie er.
    Sie würde ihren Weg machen, da war er sich ganz sicher. Sie hatte alles, was man dazu brauchte: Neugier, Hartnäckigkeit, eine gute Beobachtungsgabe und die Lust, Geschichten zu finden.
    Und außerdem eine präzise, sinnliche Sprache.
    Er hatte ihre Begabung von Anfang an erkannt.
    Und sich nicht von ihr bedroht gefühlt.
    Das hatte ihn zutiefst verwirrt. Er war sich des Konkurrenzdrucks unter den Kollegen und Kolleginnen sehr wohl bewusst und hatte immer darauf geachtet, nie zu viel von sich und seinen Informationen preiszugeben. Sein Status als Einzelkämpfer, der für eine gute Story seinen besten Freund kalt lächelnd ans Messer liefern würde, hatte ihm das Leben nicht gerade leicht gemacht.
    Er hatte das immer hingenommen.
    Doch dann war Romy auf der Bildfläche erschienen und plötzlich hatte er so etwas wie Sehnsucht kennengelernt. Sehnsucht nach einem Zustand des Vertrautseins. Nach Liebe. Vielleicht sogar Glück.
    Als wüsstest du, wie man Glück buchstabiert, dachte er bitter.
    Dabei durfte er sich eigentlich nicht beklagen. Es war nicht so, dass die Frauen ihn schlecht behandelt hätten. Es war immer umgekehrt gewesen: Er hatte keiner Frau auch nur die geringste Chance gegeben, ihm wirklich nahezukommen.
    » Über meinen Vorschlag nachgedacht?«, fragte er, als er hinter Romy stand.
    Sie tippte den Satz zu Ende und klappte den Laptop zu. Inzwischen saß Ingo ihr schon gegenüber und sie grinste ihn verschwörerisch an. » Wirfst du mich sonst aus deiner Wohnung?«
    » Schlimmer. Ich setze dich bei strömendem Regen an der Autobahn aus.«
    » Ingo! Du hast ja Humor!«
    » Wieso Humor? Das meine ich ernst.«
    » Also…« Romy lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und ließ den Blick über die Regale wandern, in denen ausschließlich Krimis untergebracht waren. Man durfte nach Herzenslust darin schmökern und sie zum Fertiglesen sogar mit nach Hause nehmen.
    » Und weißt du was?«, hatte Glenn neulich zu Ingo gesagt. » Es werden von Tag zu Tag mehr Bücher, nicht etwa weniger.«
    » Weil die Leute Vertrauen honorieren«, hatte Giulio erklärt. » Und weil sie unser Angebot schätzen.«
    Sie hatten Ingo voller Begeisterung angestrahlt und er hatte ihnen jedes Wort geglaubt. Menschen wie Giulio und Glenn konnte man nicht bestehlen. Nicht, wenn man sah, mit welcher Freude sie das Alibi betrieben.
    » Also«, griff Romy ihren Gedankengang wieder auf. » Fangen wir an. Björn hat mir eine Liste mit den Namen all seiner Bekannten gegeben. Die wollte ich mir als Nächstes vornehmen.«
    » Um was herauszufinden?«
    » Irgendwo muss der Täter ja stecken.«
    » Meinst du nicht, die Polizei hat das Umfeld der Opfer bereits gecheckt?«
    » Ich glaube, dass ich andere Fragen stelle und vielleicht einen leichteren Zugang finden kann. Weil die meisten Typen in meinem Alter sind und ich außerdem den Vorteil genieße, Björns Schwester zu sein.«
    » Da ist was dran.«
    » Jetzt du.«
    » Ich kenne ein paar Leute bei der Polizei, mit denen ich ab und zu ein Bier trinke. Sie lassen sich dann schneller mal ein paar Informationen aus den Rippen leiern.«
    » Und? Was hast du erfahren?«
    » Das Problem ist, dass die Bullen selbst im Nebel stochern. Die ganze Geschichte gestaltet sich unheimlich zäh.«
    » Ideale Bedingungen für eine Zusammenarbeit«, seufzte Romy.
    Du und ich,

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