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Spiegelschatten (German Edition)

Spiegelschatten (German Edition)

Titel: Spiegelschatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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schließlich geantwortet. » Von hier bis in die unendlichste Unendlichkeit.«
    Ein Klicken, und die Leitung war tot gewesen. Wahrscheinlich hatte Lara nicht gewollt, dass er sie weinen hörte.
    Das Knistern der Tüte, die Rick ihm hinhielt, holte Bert wieder in die Gegenwart. » Ich bin ein lausiger Vater«, sagte er unvermittelt. » Meine Kinder sind noch so jung, aber durch mich haben sie schon Kummer erfahren.«
    » Bist du da nicht zu streng mit dir?« Rick drückte ihm ein Croissant in die Hand, nahm sich selbst eins und setzte sich. » Jetzt iss erst mal. Ich bin extra deinetwegen in die Arcaden gelaufen und hab deine Lieblingscroissants geholt.«
    » Ich habe neuerdings die traurige Begabung, meine Kinder zum Weinen zu bringen.«
    » Du bist ein cooler Vater.«
    » Woher willst du das wissen?«
    » Ich hab das Leuchten in den Augen deiner Kinder gesehen.«
    Jetzt hätte Bert auch gern geheult. Er brauchte seine ganze Selbstbeherrschung, um sich daran wieder aufzurichten. Eine Fassung, die erste Risse bekommen hatte und bald zu bröckeln beginnen würde.
    Er biss in sein Croissant, und die unzähligen kleinen Teigschuppen rieselten auf seine Brust und seine Oberschenkel. Als er sprechen wollte, war sein Mund so trocken, dass er nach dem Kaffeebecher griff.
    » Der Täter, den wir suchen, ist schwarzhaarig«, sagte er. » Das ist nicht viel, aber es ist ein Anfang.«
    » Das ist eine ganze Menge«, widersprach Rick. » Es engt den möglichen Täterkreis entscheidend ein. Björn Berner zum Beispiel wäre schon mal aus dem Schneider. Maxim Winter dagegen nicht. Rein theoretisch«, setzte er hinzu, » denn beide haben ja nicht wirklich zu den Hauptverdächtigen gehört.«
    » Zu den Hauptverdächtigen?«, fragte Bert mit leiser Ironie. » Das Entmutigende an diesem Fall ist doch, dass wir keinen Hauptverdächtigen haben. Sobald wir einer Spur nachgehen, endet sie im Nichts. Es ist zum Verzweifeln.«
    » Björn Berner und Maxim Winter stehen uns weiterhin zur Verfügung?«, fragte Rick nach. » Obwohl sie untergetaucht sind?«
    » Ja. Ich habe ihre Handynummern und die Anschrift.«
    » Mir geht der Drohbrief an Romy Berner nicht aus dem Kopf«, sagte Rick. » Er könnte gut von jemandem aus der Redaktion stammen.«
    » Romy Berner hält das für absolut unwahrscheinlich. Das hat sie mehrfach geäußert.«
    » Dann der Einbruch in ihre Wohnung«, fuhr Rick fort, als hätte Berts Antwort ihn gar nicht richtig erreicht. » Es wäre für jeden ihrer Kollegen ein Leichtes gewesen, an ihren Haustürschlüssel zu gelangen und ihn nachmachen zu lassen.«
    » Um sie mit dem nächtlichen Besuch einzuschüchtern?«
    » Und um zu erreichen, dass Gregory Chaucer ihr die Story entzieht. Es dürfte ja allmählich bekannt sein, dass sie gerne Detektiv spielt. Vielleicht wollte der Mörder verhindern, dass sie ihm in die Quere kommt.«
    » Oder es hat ihm einfach Spaß gemacht, sich an ihrer Angst zu weiden«, sagte Bert.
    Sie schwiegen eine Weile.
    » Ein bisschen viel Zufall«, überlegte Bert schließlich. » Wieso sollte der Täter mit seiner ausgeprägten Homophobie ausgerechnet aus dem Umfeld von Björn Berners Schwester kommen?«
    » Falls die Drohungen tatsächlich vom Täter stammen«, sagte Rick. » Es ist höchst wahrscheinlich, aber nicht sicher.«
    Bert nickte. Es gehörte zu ihrem Job, jede Schlussfolgerung immer wieder zu überprüfen, so lange, bis sie hieb- und stichfest war.
    » Lass uns der Redaktion einen Besuch abstatten«, schlug Rick vor.
    Bert hatte oft genug erlebt, dass sein Instinkt ihn auf die richtige Fährte geführt hatte. Dasselbe gestand er Rick zu. Er sah auf die Uhr. » Elf Uhr fünfzehn. In zehn Minuten?«
    » Perfekt. Wir treffen uns unten.«
    Als Rick das Zimmer verlassen hatte, betrachtete Bert noch einmal die Pinnwand, die Rick insgeheim als Überbleibsel aus der Zeit der Dinosaurier belächelte, auf die Bert jedoch ebenso wenig verzichten mochte wie auf sein Notizbuch. Er liebte Papier, fasste es gern an und schrieb gern darauf. Die Vorstellung, dass die Menschen irgendwann einmal ausschließlich auf technische Mittel zurückgreifen würden, bedrückte ihn.
    Maschinen machten immer mehr Berufe überflüssig. Aber würde man je, fragte sich Bert, auf Menschen verzichten können, um einem Täter auf die Spur zu kommen?
    *
    Jeder Schritt kostete Maxim große Anstrengung, doch er wollte das nicht wahrhaben. Er hatte Björn hierher gebracht, um ihn zu beschützen. Und jetzt machte er

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