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Spiegelschatten (German Edition)

Spiegelschatten (German Edition)

Titel: Spiegelschatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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dachte Ingo, wir sind unschlagbar.
    Als die Kellnerin sein überbackenes Baguette brachte, war er froh, dass er sich damit beschäftigen konnte, es aufzuessen. Er befürchtete, dass Romy ihm vom Gesicht ablesen könnte, wie ihm zumute war: seltsam zärtlich und so, als sei er nach langem Umherirren endlich angekommen.
    Er beugte sich tiefer über seinen Teller, weil er nicht wollte, dass Romy ihn beim Lächeln ertappte. Oder womöglich erkannte, dass da ein Fremder in seiner Haut stecken musste, der ihm diese sonderbaren Gedanken und Gefühle einflüsterte.
    Glück.
    Vielleicht konnte Romy ihm ja helfen, es buchstabieren zu lernen.
    *
    Björn war froh, als sie wieder im Haus waren. Er glaubte an Zeichen, und der Friedhof, so nah beim Garten, hatte ganz sicher eine Bedeutung.
    Er wurde die Angst nicht los.
    Wie hatten Leonard, Sammy, Tobias und Josch sich am Ende ihres Lebens gefühlt? Waren sie von Vorahnungen gequält worden? Oder hatte der Angriff des Mörders sie aus heiterem Himmel erwischt?
    Björn bestand darauf, dass Maxim sich hinlegte. Nach langem Hin und Her war Maxim einverstanden. Er behielt seine Sachen an und kroch unter die Decke, die Björn auf dem Wohnzimmersofa ausgebreitet hatte.
    Es dauerte keine fünf Minuten, und er war eingeschlafen.
    Björn setzte sich in einen der Sessel und versuchte zu lesen. Dummerweise hatte er nur Krimis mitgenommen, die im Augenblick eindeutig nicht die geeignete Lektüre für ihn waren.
    Nach ein paar Seiten stand er auf und verließ leise den Raum. Das Arbeitszimmer war voller Bücher. Warum sollte er sich nicht eines davon aussuchen, das seine angespannten Nerven nicht zusätzlich reizte? Außerdem musste er mal wieder nach Minette schauen.
    Sie schien auf ihn gewartet zu haben und strich ihm schnurrend um die Beine. Er setzte sich zu ihr auf den Boden und streichelte sie. Minette drückte den Kopf gegen seine Hand, fast schon ein Liebesbeweis.
    Björn war gerührt. Er würde die Katze behalten. Auf keinen Fall würde er ihr Vertrauen missbrauchen, indem er sie in andere Hände weiterreichte.
    Wenn Maxim bloß besser mit ihr klarkäme.
    Und sie mit ihm.
    Es war Björn nie aufgefallen, dass Maxim Katzen nicht mochte. Allerdings waren sie auch selten mit welchen in Berührung gekommen. Wie hätte er es also merken sollen?
    Und Minette? Sie fürchtete sich vor allem und jedem, geriet leicht in Panik und schlug rasch zu. Björn brauchte sich nur die Kratzer auf seinen eigenen Händen anzusehen.
    Auch Maxim war schon mit Minette aneinandergeraten und trug die Andenken daran auf der Haut. Eines davon zierte seinen Nacken und reichte vom Ohr fast bis zum Schulterblatt.
    » Irgendwann kriegt ihr das hin«, murmelte Björn und kraulte Minette unterm Kinn, was sie besonders gern mochte. » Lasst euch Zeit.«
    Sie hörten das Geräusch beide gleichzeitig.
    Björn zuckte zusammen. Im selben Moment fauchte Minette und schlug ihm die Krallen in die Hand. Dann war sie wie ein Schatten hinter einer der Bücherreihen verschwunden.
    Jemand lief auf dem Dachboden umher.
    Maxim? War er wieder aufgestanden?
    Aber was hatte er auf dem Speicher zu suchen?
    Die Kratzer auf Björns Handrücken waren tief und brannten wie Feuer. Björn schlich auf Zehenspitzen ins Bad, riss Klopapier ab und wickelte es sich um die blutende Hand.
    Er lauschte. Spähte in den Flur.
    Die Luke, die zum Dachboden führte, war verschlossen.
    Ein Poltern, dann ein Geräusch, als schlage jemand mit einem nassen Aufnehmer auf den Boden.
    Klatsch. Klatsch. Klatsch.
    Hinter den Büchern knurrte Minette dunkel und drohend, eine unmissverständliche Warnung für jeden. Dennoch kehrte Björn leise ins Arbeitszimmer zurück. Alles war besser, als jetzt allein zu sein.
    Das Klatschen hatte aufgehört, doch gerade, als er sich allmählich entspannte, rannte auf dem Dachboden jemand von einer Seite auf die andere.
    Björn streifte die Schuhe ab, verließ das Arbeitszimmer, schloss mit angehaltenem Atem die Tür und huschte auf Socken zur Treppe, um hinunterzugehen und Maxim zu wecken.
    Maxim lag immer noch auf dem Sofa. Er schlief unruhig und knirschte mit den Zähnen.
    Björn berührte ihn sacht an der Schulter. » Maxim?«
    » Lass mich.« Maxim wehrte Björns Hand träge ab. » Ich bin müde…«
    » Maxim! Wach auf! Da ist jemand.«
    Im nächsten Moment saß Maxim kerzengerade. » Wo?«
    » Auf dem Dachboden.«
    Blitzschnell wickelte Maxim sich aus der Decke. » Ist die Luke auf?«
    » Nein.«
    Maxims Blick fiel auf

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