Spiegelschatten (German Edition)
kleinen Stich, den er beim Gedanken an Griet empfunden hatte, aus seinem Herzen. Für den Moment gab es nur Maxim und ihn, und obwohl sie im Untergrund lebten, war er glücklich.
*
Bert wandte den Blick von seiner prall gefüllten Pinnwand ab. Sie machte den Eindruck, als müssten sie sich kurz vor der Aufklärung der Morde befinden.
Doch weit gefehlt.
Nachdenklich kniff er die Augen zusammen. Die Flut von Hinweisen nahm kein Ende, aber noch immer hatte sich keine heiße Spur ergeben. Titus und Dilay hatten Nils Schnettler überprüft, den Kommilitonen, mit dem Björn Berner sich die Wohnung teilte. Er hatte eine weiße Weste. Ein Telefongespräch mit ihm hatte ihn endgültig entlastet. Zu den Tatzeiten war er definitiv in Schweden gewesen.
Björn Berners gesamter Freundes- und Bekanntenkreis war mittlerweile durchleuchtet worden. Rick hatte auch Maxim Winter und Björn Berner selbst überprüft. Beide waren nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten.
Inzwischen lagen die Ergebnisse der DNA -Analyse in den Fällen Tobias Sattelkamp und Josch Bellmann vor. Alle arbeiteten auf Hochtouren, auch das Labor. Die Serienmorde hatten absolute Priorität.
Da die letzten beiden Taten an öffentlichen Orten begangen worden waren, hatte es dort von Spuren nur so gewimmelt. Selbst am (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vom Täter) gereinigten Tatort Tobias Sattelkamp war Material übrig geblieben, das zu Vergleichszwecken herangezogen werden konnte.
Die DNA eines elf Zentimeter langen schwarzen Haars, das dort gefunden wurde, war identisch mit der DNA mehrerer schwarzer Haare ähnlicher Länge vom Tatort Josch Bellmann.
Das unterstützte ihre Theorie, es mit ein und demselben Täter zu tun zu haben, bewies sie jedoch nicht. Der Besitzer der Haare konnte sich auch durch einen (wenngleich höchst unwahrscheinlichen) Zufall völlig unschuldig an beiden Tatorten aufgehalten haben.
Wären da nicht die winzigen Hautpartikel unter den Nägeln Josch Bellmanns gewesen. Sie rundeten das DNA -Puzzle ab.
Josch Bellmann hatte um sein Leben gekämpft. Dabei waren die winzigen Partikel unter seinen Fingernägeln haften geblieben. Und die DNA dieser Partikel war identisch mit der DNA der Haare.
Der Abgleich der DNA mit der DNA -Kartei von LKA und BKA hatte jedoch keine Übereinstimmung gezeigt. Das bedeutete, dass die DNA des Täters noch nicht erfasst war.
» Jagen wir einen Irren, der sich als Betätigungsfeld rein zufällig den Köln-Bonner Raum ausgesucht hat?«, fragte Rick, als er Berts Büro wieder betrat. Er hatte etwas zu essen besorgt, hielt in jeder Hand einen dampfenden Becher Kaffee, hatte sich eine Tüte vom Bäcker unter den rechten Arm geklemmt und schaffte es dennoch mühelos, die Tür mit dem linken Ellbogen zu schließen.
» Nein. Die Taten zentrieren sich eindeutig um Björn Berner.« Bert nahm Rick den Kaffee ab. » Auch die Bedrohung seiner Zwillingsschwester ist ein Indiz dafür.«
Nichts anderes als die Mordfälle hatten im Augenblick in seine m Kopf Platz. Sein Privatleben blieb vollends auf der Strecke.
Als er gestern den allabendlichen Gutenachtanruf bei seinen Kindern gemacht hatte, war er so unaufmerksam gewesen, dass seine Tochter ihm mit Tränen in der Stimme vorgeworfen hatte, er höre ihr gar nicht richtig zu.
» Entschuldige, Liebes. Ich bin nur ein bisschen müde. Aber jetzt höre ich dir zu.«
» Versprochen?«
» Versprochen.«
Und sie hatte von vorn angefangen und ihm von ihrer neuen Freundin erzählt und von einer superschönen, leider viel zu teuren Glitzerhaarspange in einem Schaufenster und davon, dass sie sich wünschte, dass » Mamas doofe Allergie verschwindet, damit wir einen Hund aus dem Tierheim holen können«. Ihre Stimme war so rührend gewesen, dass es Bert die Tränen in die Augen getrieben hatte.
Er vermisste sie. Vermisste auch seinen Sohn. So heftig, dass es ihn förmlich zerriss.
Alles war zu Bruch gegangen und hatte ihn in einer Wohnung stranden lassen, die wenig mehr war, als eine Ansammlung abweisender Räume.
Und wenn er sich einen Hund anschaffte? Für seine Kinder? Doch wer sollte sich um ihn kümmern, während er arbeiten war?
» Du hörst ja schon wieder nicht zu, Papa.«
Obwohl er sich höllisch konzentriert hatte, waren seine Gedanken wieder abgeglitten. » Ich hab dich einfach gerade furchtbar vermisst«, hatte er ehrlich gesagt.
Eine Weile hatte er nur ihren Atem gehört.
So zart.
So verletzlich.
» Ich vermiss dich auch«, hatte sie
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