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Spiegelschatten (German Edition)

Spiegelschatten (German Edition)

Titel: Spiegelschatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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verstehe ich gut.«
    Wieder hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen.
    » Aber er ist doch in Sicherheit, Romy. Um dich habe ich eigentlich mehr Angstals um ihn.«
    » Du hast…«
    » Okay, okay. Häng es nicht an die große Glocke.«
    » Dass du…«
    » Dass ich Angst um dich habe, ja.« Er warf ihr einen grimmigen Blick zu. » Glaub bloß nicht, dass mir das gefällt. Bald ist mein Ruf in der Szene vollends ruiniert.«
    » Dein Ruf als einsamer Wolf?«
    » Und als mürrischer, skrupelloser, unsympathischer, unkollegialer, eitler Macho.«
    Jedes dieser Adjektive hatte Romy in Zusammenhang mit Ingo immer wieder gehört, und sie hätte ihnen aus dem Stand noch etliche hinzufügen können, die nicht viel besser waren. Doch der Ingo, der ihr hier gegenübersaß, hatte mit dem Ingo, von dem er da sprach, nichts mehr gemein.
    » Es ist schön, dass du Angst um mich hast«, sagte sie leise, und der Stein in ihrem Ring funkelte mit dem Rotwein in den Gläsern um die Wette.
    Ihr Handy klingelte.
    » Hallo, Björn«, sagte Romy, und Ingo begann, den Tisch abzuräumen.
    *
    Maxim wurde davon wach, dass Björn telefonierte. Er hatte sich dazu zwar in die Küche zurückgezogen, doch Maxim verstand jedes Wort. Er sah auf seine Armbanduhr. Kurz vor neunzehn Uhr. Wahrscheinlich Romy.
    » Sie hat sich furchtbar aufgeregt, und dann ist sie Hals über Kopf losgerannt. Ich hab sie schon überall gesucht, aber es gibt hier so viele Ecken und Winkel, in denen sie sich verstecken kann, dass es aussichtslos ist.«
    Björn sprach über die Katze. Offenbar war es ihr gelungen, aus dem Arbeitszimmer zu entwischen. Aber wieso hatte sie sich aufgeregt?
    » Seit Sammys Tod ist sie nicht mehr sie selbst. Vielleicht hat sie Angst davor, dass sein Mörder zurückkommt. Und wenn irgendwas ihre Erinnerung anstößt, dann spult sich alles wieder vor ihren Augen ab. Wer weiß schon, wie Katzen ticken?«
    » Nein… Du hast recht. Wahrscheinlich höre ich allmählich das Gras wachsen.«
    Katzen haben sieben Leben. Und sieben Sinne.
    Irgendwo hatte Maxim das gelesen.
    Und dass sie Dinge spüren, die niemand sonst wahrnimmt.
    » Ja. Wahrscheinlich. Das zweite Mal in so kurzer Zeit in einer fremden Umgebung, damit muss sie erst fertig werden.«
    Maxim rappelte sich mühsam auf. Seine Glieder schmerzten, sein Kopf tat weh, und das Fieber verbrannte ihn. Aber er musste wieder auf die Beine kommen, unbedingt.
    » Romy, du irrst dich, ganz bestimmt. Keiner meiner Freunde wäre zu so etwas fähig. Ich würde für jeden Einzelnen die Hand ins Feuer legen.«
    Maxim wollte das Gespräch nicht belauschen. Er räusperte sich, um Björn auf sich aufmerksam zu machen.
    » Augenblick mal, Romy. Ich glaube, Maxim ist wach geworden.«
    Björn kam ins Wohnzimmer, das Handy am Ohr, trat lächelnd auf Maxim zu und legte ihm die Hand auf die Stirn. » Das Fieber scheint gesunken zu sein«, erklärte er ihm und Romy gleichzeitig. » Ein gutes Zeichen.«
    Maxim schob seine Hand weg. Er brauchte keinen Krankenpfleger. Er brauchte Björn. Seine Zärtlichkeit. Seine Liebe. Sein Verlangen.
    » Romy wünscht dir gute Besserung«, sagte Björn, ließ sich in einen der Sessel fallen und konzentrierte sich wieder auf das Gespräch.
    Maxim schlurfte in die Küche und trank ein Glas Wasser. Jeder Handgriff schien doppelt so lange zu dauern wie sonst, jede Bewegung strengte ihn an. Langsam stieg er die Treppe hinauf und ging ins Schlafzimmer, um sich etwas Frisches zum Anziehen zu holen. Die verknautschten Sachen stanken nach Schweiß und Erkältungsbalsam und klebten ihm am Körper.
    Er zog sich aus, ließ die Klamotten auf den Boden fallen und machte sich, die Kleidung zum Wechseln über dem Arm, gerade auf den Weg zum Bad, als ihn plötzlich mit wildem Fauchen die Katze aus der Dunkelheit ansprang und die Krallen in seine rechte Wade schlug.
    Maxim schrie vor Schmerzen. Er versuchte, Minette abzuschütteln und verlor dabei fast das Gleichgewicht.
    » Maxim!« In einem olympiaverdächtigen Tempo kam Björn die Treppe heraufgestürmt, sein Handy in der Hand, das Gesicht vor Angst verzerrt.
    So unvermittelt, wie sie aufgetaucht war, ließ die Katze von Maxim ab und verschwand lautlos zwischen den Möbeln und ihren Schatten.
    » Was ist passiert?«, fragte Björn atemlos.
    » Die Katze.« Maxim schüttelte verwundert den Kopf. » Sie hat mich angegriffen.«
    » Minette?«
    Maxim warf einen Blick auf sein Bein. Es war rot von Blut, das aus einer hässlichen Wunde quoll und auf den Boden

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