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Spiegelschatten (German Edition)

Spiegelschatten (German Edition)

Titel: Spiegelschatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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» Und wenn Sie so weit sind, dann würden wir Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«
    » Schon okay«, sagte Peter Waas. » Wirklich. Alles okay.«
    Er nickte bei seinen Worten, als wollte er sie damit auch für sich selbst glaubhafter machen. Nach drei weiteren kräftigen Zügen fischte er eine neue Zigarette aus dem Päckchen. Bert nahm ihm beides aus der Hand.
    Peter Waas protestierte nicht. Er ließ die bis auf den Filter gerauchte Kippe fallen. Statt sie einfach auszutreten, zerrieb er sie mit der Stiefelsohle, bis nur noch Krümel auf dem Pflaster übrig blieben. Er war so blass, dass Bert befürchtete, er werde gleich zusammenbrechen.
    » Haben Sie etwas beobachtet?«, fragte er mit großer Behutsamkeit.
    » Sie meinen, ob ich… Sie wollen wissen, ob ich den Mörder gesehen habe?«
    Sein Blick schnellte zur Haustür, dann die Straße hinunter. Er schüttelte verzweifelt den Kopf.
    » Ich hab mit meiner Freundin gesimst und mich die ganze Zeit auf mein Handy konzentriert. Mir wär wahrscheinlich nicht mal aufgefallen, wenn einer direkt vor dem Auto gestanden und mich angeglotzt hätte. Beziehungsstress. Meine Freundin hatte gerade ’ne Freistunde in der Schule, das haben wir ausgenutzt.«
    » Aber man guckt doch zwischendurch mal hoch«, mischte Rick sich ein. » Auch wenn es einem nicht bewusst wird. Und da schnappt man doch das eine oder andere auf.«
    Peter Waas runzelte die Stirn bei der Anstrengung, sein Gedächtnis zu durchforsten.
    » Ich wollte ja, ich hätte was gesehen, das können Sie mir glauben. Tobias ist… Tobias war, er…«
    Seine Selbstbeherrschung zeigte Risse. Er wischte sich die Augen wie ein Kind mit dem Ärmel seines Sweatshirts. Dann holte er tief Luft.
    » Er… war irgendwie besonders. Einige konnten nicht so gut mit ihm. Mal kam er ganz cool rüber, mal hing er tierisch durch, dann wieder drehte er voll auf. Du wusstest nie, woran du mit ihm warst, verstehen Sie? Ich hatte kein Problem damit. Mich hat er näher an sich rangelassen.«
    » Und das bedeutet?«, fragte Rick.
    » Dass wir hin und wieder zusammen unterwegs waren, Kino, Disco, Kneipe, das Übliche eben.«
    » Mit euren Freundinnen?«, fragte Rick.
    Auch das war eine Kölner Eigenart, an die Bert sich erst hatte gewöhnen müssen: Selbst Menschen, die einander siezten, gingen im Plural nahtlos zum vertraulichen Du über.
    Wie ein Wolkenschatten, der über eine Landschaft gleitet, huschte ein schiefes Grinsen über das Gesicht des Jungen.
    » Wohl kaum.«
    Bevor er weitersprach, wusste Bert, was er sagen würde.
    Er wünschte, dass er sich irrte.
    » Tobias war schwul.«
    Ricks Augen verengten sich, was Peter Waas nicht entging.
    » Er hat daraus kein Geheimnis gemacht«, sagte er, und es klang angriffslustig, als fühlte er sich verpflichtet, seinen Freund zu verteidigen. » Ganz im Gegenteil. Er nahm für seine Offenheit sogar in Kauf, dass ihn manche gemieden haben.«
    » Wer zum Beispiel?«, fragte Bert.
    » Niemand konkret«, antwortete Peter Waas. » Sie kennen doch diese Typen, die sich ausschließlich über ihre Männlichkeit definieren. Meistens haben sie gar nichts drauf, aber es ist ihnen unheimlich wichtig, diesen ganzen markigen Bullshit ständig zu demonstrieren. Leute, die sich weigern, mit einem Schwulen aus derselben Flasche zu trinken. Die nicht wissen, über was sie mit einem Schwulen reden sollen.«
    Stammtischmentalität, dachte Bert. Schon bei so jungen Menschen.
    » Gab es auch Feindschaften?«, fragte Rick.
    Peter Waas schüttelte den Kopf. » So weit ging es nicht.«
    » Hatte Tobias ein Problem damit?«, fragte Bert.
    » Er hatte ganz andere Probleme. Tobias litt unter Depressionen. Er besuchte regelmäßig einen Psychodoc. Mir hat er davon erzählt, aber sonst wusste es keiner.«
    » Sie kennen nicht zufällig den Namen des Arztes?«
    » Doch. Ich hab Tobias mal hingefahren, als sein Auto in der Werkstatt war.«
    Großartig, dachte Bert. Ein gutes Gedächtnis war nicht die Regel bei den Menschen, die sie befragten.
    » Ich kann mich daran erinnern, weil ich den Namen ziemlich komisch fand, als ich ihn zum ersten Mal hörte. Urs Grünwald.« Ein kleines Lächeln erschien in seinen Augen. » Noch komischer allerdings ist der Spitzname, den Tobias ihm gegeben hat. Er nannte ihn Mr Spock.«
    » Mr Spock?«, fragte Rick.
    » Angeblich sieht er so aus.«
    Bert sah das Gesicht des Halbvulkaniers vor sich, glatte schwarze Haare wie ein Helm, riesige, spitz zulaufende Ohren und aufwärts geschwungene

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