Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
bis Bruno verletzbar war. Bis dahin würde sie ertragen müssen, was immer er für sie bereit hielt.
Er ließ sich viel Zeit, in der Sam versuchte, ihr Inneres erstarren zu lassen. Sie durfte nicht an den bevorstehenden Schmerz denken.
Der Schlag ins Gesicht war eine Sache. So etwas war sie vom Kampfsport gewohnt. Aber eine Verbrennung würde eine ganz andere Qualität von Schmerzen darstellen. Sam fühlte sich wie beim Warten auf eine Spritze, die der Arzt erst aufziehen musste. Es schien ihr ein guter Vergleich. In beiden Fällen dachte sie: ‚So schlimm wird es schon nicht werden.’
Es wurde schlimmer. Viel schlimmer. Als Sam sah, wie Bruno endlich die Gabel aus der Flamme nahm und mit einer schnellen Bewegung auf ihre rechte Schulter zu bewegte, holte sie tief Luft und hielt den Atem an. In dem Moment, in dem der Mann das heiße Metall fest auf ihre Haut drückte, konnte sie den Schrei nicht zurückhalten. Es schmerzte höllisch, und Sam konnte sich nicht daran erinnern, jemals so gebrüllt zu haben. Gleichzeitig baute ihr Kreislauf ab. Ihr wurde regelrecht schwarz vor Augen, ausgelöst durch die heftige Pein, die aber wiederum zu schwach war, um eine Ohnmacht auszulösen. Nach drei bis vier Sekunden war der Schmerz etwas erträglicher geworden, obwohl Bruno die Gabel noch immer auf die Haut drückte. Sam atmete schnell und tief, bis sie wieder richtig sehen konnte und ihren Körper unter Kontrolle hatte.
„Ja, genau so will ich dich schreien hören, meine kleine Samantha. Glaubst du mir jetzt, dass du deinen Mund aufmachen wirst?“
„Nicht, wenn du mir deinen Schlappschwanz reinstecken willst“, gab sie zurück. Hoffentlich erreichte sie ihr Ziel, ehe sie vor Schmerzen durchdrehte.
Es stand für sie außer Frage, dass sowohl sie als auch Nika am Ende sterben würden, wenn sie keine Möglichkeit fand, etwas zu unternehmen. Selbst wenn in drei Stunden Gregor mit seinen Kollegen kam – Bruno würde sie umbringen, bevor er von der Polizei gestellt wurde. Die Beamten würden zunächst zu verhandeln versuchen, und der Mann würde genug Zeit haben, um beide Frauen hinzurichten.
Während ihrer Gedanken erkannte sie, wie sein Gesicht rot anlief. Zornig ohrfeigte er sie.
„Du wirst schon dafür sorgen, dass er nicht mehr schlapp ist!“, ging er sie an.
Der Schlag ins Gesicht schmerzte sie kaum. Das tiefe Brennen in ihrer Schulter überlagerte alles.
„Wer weiß“, antwortete sie, „bei manchen Schlappschwänzen ist alles zu spät. Außerdem musst du mich erstmal dazu bringen, es überhaupt zu probieren.“
Wieder ohrfeigte er sie, fester als zuvor und gleich zweimal hintereinander.
„Du wirst es schon sehen, du kleines Flittchen!“ Er stieg von ihr herunter, legte die Gabel auf den Nachtschrank und zog seine Jeans aus. Sam konnte erkennen, dass sein Penis tatsächlich schon halb erigiert war. Jetzt würde es drauf ankommen. Wenn ihr Versuch missglückte, würde sie noch eine ganze Weile leiden müssen, bevor er sie beide umbrachte.
Zu verlieren hatte sie nichts. Er würde sie auch weiterhin quälen, wenn sie nichts unternahm.
Als er sich wieder über sie kniete, konnte sie seinen unangenehmen Geruch wahrnehmen, als ob er seit Wochen nicht geduscht hätte. Jetzt setzte er sich weiter vor. Sam spürte seine Schenkel an ihren Oberarmen. Dann beugte er sich vor und holte die Gabel wieder. Ohne sie erneut zu erhitzen und ohne dem geringsten Zögern stach er mit den Spitzen nach Sams linkem Auge. Die Detektivin konnte gerade noch ihren Kopf zur Seite drehen. An der rechten Schläfe spürte sie das nicht mehr so heiße Metall. Bruno hatte kaum Kraft in den Stich gesetzt. Offensichtlich hatte er nicht ernsthaft vorgehabt, ihr das Auge auszustechen. Ebenso schnell, wie sie das Gesicht zur Seite gedreht hatte, dreht sie es wieder nach vorne.
„Halt still, wenn ich dir nicht sofort deine Fresse komplett verunstalten soll!“, befahl er.
Sam kam dieser Aufforderung nach. Es war nicht zielführend, jetzt falsch zu reagieren. Wenn sie seinen ersten Versuch richtig gedeutet hatte, würde sie ihr Auge noch etwas behalten können.
Tatsächlich setzte Bruno die Gabel sofort auf ihr linkes Auge, welches sich reflexartig geschlossen hatte. Durch das Lid spürte sie den leichten Druck. Es tat schon weh, aber es bestand noch keine Gefahr einer ernsthaften Verletzung. Allerdings würde die Gabel an ihrem Auge die nächsten Aktionen sehr erschweren.
Sam fragte sich, ob sie in der Lage war, ihren Plan weiter in
Weitere Kostenlose Bücher