Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)

einen Zusammenhang zwischen Jan und Michaels Unfall vorstellen.
    Michael fuhr Motorrad, und das war nun mal gefährlich. Die Vier musste sich auf etwas anderes beziehen. Was hatte Jan noch für Bekannte gehabt, mit denen er sich über die Sache mit Deborah ausgetauscht haben könnte? Sam überlegte, konnte sich aber niemanden vorstellen, der irgendwie mit Deborahs Tod in Verbindung zu bringen war.
    Auf einmal wurde Sam schlecht. Das Tagebuch ihrer Mutter! Hatte es vielleicht jemand gestohlen oder beschädigt? Sie raste die Treppe hinunter, sprang ins Wohnzimmer, öffnete die Schublade, in die sie ihr kleines Heiligtum gelegt hatte und … atmete auf.
    Es lag noch dort. Mit zitternden Händen holte sie es heraus und blätterte es durch. Nichts schien dem Büchlein geschehen zu sein. Sam klappte die Seiten wieder zu und presste es ganz fest an ihre Brust. Es war ihre einzige Verbindung zu ihrer wirklichen Herkunft.
    „Ich werde dich lesen, wenn das alles vorbei ist“, flüsterte sie. „In aller Ruhe.“ Sie wischte sich die Tränen aus den Augen, nahm das Tagebuch mit hinauf in ihr Schlafzimmer, und legte es unter ihr Kopfkissen. Dann schüttelte sie den Kopf. Niemand konnte wissen, wie viel ihr das Buch wert war. Hier, unter dem Kopfkissen liegend, war es leicht zu erraten. An einem anderen Ort aber war es in der Nacht ungeschützt. Morgen war Montag, da würde sie sich um die Absicherung ihres Hauses kümmern.
    Als drei Stunden später ihr Handy einen Anruf signalisierte, schlief Sam noch immer nicht. Seit einer Stunde lag sie im Bett, aber der Schlaf wollte nicht kommen. Nun nahm sie das Telefon vom Nachttischchen und drückte den grünen Knopf, um das Gespräch entgegenzunehmen.
    „Hier ist Höppel. Sie haben mich gebeten, in jedem Fall anzurufen.“
    „Ja, ich freue mich, dass Sie sich melden. Wie geht es Michael?“
    „Ich habe kurz mit ihm gesprochen, es geht ihm relativ gut. Er hat sich an einem scharfkantigen Zaun, in den er mit voller Wucht geflogen ist, den Bauch aufgeschlitzt. Zuerst hatten die Ärzte wohl Angst gehabt, dass einige lebenswichtige Organe beschädigt sein konnten, deshalb hat man ihn sofort operiert. Dabei haben sie festgestellt, dass er offenbar einen Engel gehabt hatte. Ohne die Lederbekleidung wäre er nicht mehr am Leben, soviel steht fest.“
    Sam konnte das Zittern in Frau Höppels Stimme selbst durchs Telefon hören.
    „Hat man Ihnen gesagt, wie es passiert ist?“
    „Ja, zumindest soweit man es rekonstruieren konnte. Es gibt bisher keine Zeugen. Etwa am Ortsausgang von Ehlhalten muss ihn ein Auto von der Straße gedrängt haben, wobei das Wort gedrängt sehr untertrieben sei, hat der Polizist gesagt.“
    Sam hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Am Ortsausgang von Ehlhalten! Es musste wenige Sekunden, nachdem er losgefahren war, passiert sein. Hätte sie die Garage nicht so schnell geschlossen, wäre sie vielleicht in der Lage gewesen, den Aufprall zu hören.
    „Und der Autofahrer hat Fahrerflucht begangen?“, vermutete Sam.
    „Ja. Man weiß, dass es wahrscheinlich ein dunkelblaues Fahrzeug gewesen ist, weil an Michas Verkleidung entsprechende Spuren sind.“
    „Hat die Polizei irgendeine Vermutung, wie es zu dem Unfall gekommen sein könnte?“
    „Sie sagen, dass es entweder ein Betrunkener oder ein Verrückter gewesen sein muss.“
    ‚Das war kein Zufall‘, schoss es Sam durch den Kopf. Die Vier hatte Michael gegolten. Aber wie war die Verbindung von Deborah und Jan zu Michael? Was übersah sie nur? Irgendetwas musste es geben!
    „Bleiben Sie heute Nacht im Krankenhaus?“
    „Ja.“
    „Ich würde mich freuen, wenn Sie morgen wieder anrufen könnten und mir sagen, wie es ihm geht."
    „Das werde ich.“
    Sie verabschiedeten sich und Sam legte sich zurück.
    Wo waren ihre Gedankengänge falsch? Es passte alles nicht. Aber wo machte sie einen Fehler?
    Die Sechser-Nachrichten ließen alles danach aussehen, als sei Sam selbst der zentrale Punkt. Doch wie passte das mit dem Tod von Deborah zusammen?
    Sie wählte die Nummer von Gregors Privathandy und bat ihn über die Mailbox um einen Rückruf. Dann versuchte sie zu schlafen.

29 | Fremd
     
    Der Montag stand ganz im Zeichen der Sicherheit. Dabei hatte Sam sich nicht an die Adresse gewandt, die Gregor ihr gegeben hatte, sondern war auf Marc zugegangen, um ihn zu fragen. Marc hatte für sie kurzfristig einen Termin bei einem Freund, der Spezialist für Einbruchmeldeanlagen war, organisiert. Es war auch nur dem Einfluss