Spiel, bis du stirbst (Samantha Veselkova Krimi) (German Edition)
im Taunus, danach geleitete Michael sie noch bis nach Hause. Während Sam ihre Maschine in die Garage fuhr, stellte Michael seine Suzuki auf der Straße ab. Dann kam er lächelnd die Garageneinfahrt herunter gelaufen. „Gehört das Haus dir, oder hast du es gemietet?“, rief er, während er einen begutachtenden Blick auf die alten Mauern warf.
„Ich habe es gekauft, aber der Kredit läuft noch eine Weile. Es gehört also zum Teil mir und zum Teil der Bank. Aber mehr mir als der Bank.“
„Nicht schlecht. Hast du es dir zusammen mit deinem Mann gekauft?“
Sam lachte. „So etwas habe ich zum Glück nicht.“
„Zum Glück? Bist du ein Männerhasser?“
„Aber nein, ich liebe Männer. Aber ich liebe auch meine Freiheit.“
Er nickte, schien aber nicht zu wissen, was er darauf sagen sollte. Daher ergriff Sam wieder das Wort: „Wenn du willst, kannst du ganz kurz mit reinkommen, aber wirklich nicht lange, weil ich noch einen Termin habe.“
„Dann verschieben wir es besser, ich möchte dir keinen Stress bereiten.“
„Okay, das passt mir ehrlich gesagt auch besser. Hey, es hat viel Spaß gemacht heute.“
„Finde ich auch, Frau Ganz-anders-als-andere-Frauen.“ Das präsentierte Lächeln war umwerfend. Völlig unbefangen nahm er Sam kurz in die Arme, drückte sie, gab sie wieder frei, und sagte: „Bis zum nächsten Mal.“ Noch immer lächelnd drehte er sich um und schritt hinauf zu seinem Motorrad.
„Bis bald“, rief Sam ihm hinterher. Sie wartete noch, bis er sich den Helm aufgesetzt hatte und wegfuhr. Dann ging sie in die Garage, verschloss von innen das Tor, und begab sich in ihr Haus.
Ihr Sub kam pünktlich um achtzehn Uhr und blieb fast vier Stunden. Nachdem er gegangen war und Sam ihr Studio gereinigt hatte, sah sie, wie jeden Tag vor dem Schlafengehen, ob jemand angerufen oder eine SMS geschickt hatte. Die Mailbox ihres Detekteienhandys meldete eine Nachricht. Diese kam von einer etwas nervösen Mareike Höppel, die sich erkundigen wollte, ob Sam noch mit ihrem Mann unterwegs war. Die Nachricht war von Viertel nach acht.
Sam dachte nach. Hatte Michael etwas gesagt, dass er noch ein wenig alleine herumfahren wollte? Nein, im Gegenteil, er hatte gesagt, dass er den Rest des Tages mit seiner Frau verbringen wollte, die sich bestimmt darüber freuen würde. Er hätte also schon längst zu Hause sein müssen. War er vielleicht mittlerweile angekommen? Sollte Sam Frau Höppel anrufen und nachfragen? Aber was, wenn Michael ranging? Natürlich wusste er nichts von ihrer Verbindung zu seiner Frau.
Sie konnte ja immer noch auflegen. Sam nahm das Festnetztelefon, bei dem sie für ausgehende Gespräche die Rufnummernübermittlung unterdrückt hatte. Frau Höppel meldete sich bereits nach dem ersten Freizeichen.
„Hallo Frau Höppel, Veselkova hier. Wenn Michael mittlerweile angekommen ist, dann tun Sie einfach so, als hätte sich jemand verwählt.“
„Nein, er ist noch nicht da“, kam die sehr nervöse Stimme von Frau Höppel. „Aber wenn er jetzt erst bei Ihnen losgefahren ist …“ Sie vollendete nicht den Satz, aus dem eine stille Hoffnung sprach.
„Ich melde mich erst jetzt, weil mein Handy aus war. Michael ist seit ungefähr vier Uhr weg, und soweit er gesagt hatte, wollte er direkt zu Ihnen fahren. Er müsste seit Stunden da sein. Aber vielleicht hat Gerhard ihn unterwegs angerufen, und er hat sich doch noch mit ihm getroffen. Oder mit einem anderen Freund.“
„Bei Gerhard habe ich nachgefragt. Er kümmert sich heute um seine kranke Freundin und hat Michael nicht gesehen.“
Sams Gehirn schaltete auf Detektivmodus. Ihre eigene Sorge um den netten Mann verdrängte sie in einen kleinen, dunklen Winkel ihres Gehirns. „Wie oft kommt es vor, dass er so spät kommt, ohne vorher Bescheid zu sagen?“
„Das kommt überhaupt nicht vor. Wenn er länger bleibt, ruft er wenigstens an.“
„Was hat er Ihnen heute gesagt, wann er wieder da sein würde?“
„Dass es kaum später als sechs oder sieben werden würde.“
Das war nicht sehr beruhigend. „Und auf dem Handy, nehme ich an, haben Sie es auch schon mehrfach versucht?“, wollte Sam wissen.
„Sein Handy ist aus. Oh, Frau Veselkova, es hat gerade an der Haustür geklingelt. Kann ich Sie gleich zurück rufen?“
„Natürlich. Sagen Sie mir aber bitte auch Bescheid, wenn alles in Ordnung ist. Sonst mache ich mir die ganze Nacht Sorgen.“
Frau Höppel versprach das und legte dann schnell auf.
Was konnte da nur geschehen
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