Spiel der Dämmerung - Feehan, C: Spiel der Dämmerung - Mind Game (Ghost Walkers # 2)
hatte immer nur kurze Zeitspannen mit anderen Menschen verbracht, und plötzlich suchte sie, nein, brauchte sie seine Nähe. Und das war sehr erschreckend.
Seine Arme legten sich um sie, seine Finger verschränkten sich mit den ihren. »Hör auf zu zittern.«
»Hast du auch solche Angst wie ich?« Vielleicht gab sie zu viel von sich preis, aber sie musste ihn fragen. Sie musste es wissen.
»Natürlich, was denkst du denn? Das hier ist für uns beide Neuland, Dahlia. Ich bin genauso verletzbar wie du. Und ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie es dir gelungen ist, dich in mein Herz zu schleichen, aber ich brauche dich.«
»Ich bin nicht sehr liebenswert, Nicolas. Das weiß ich. Das habe ich schon vor langer Zeit akzeptiert.« Damals, als Whitney im Dunkeln stand und sie schalt, dass sie unkooperativ sei, als sie nie das bekommen hatte, was die anderen bekamen. Sogar damals schon, als kleines Mädchen, hatte sie gegen diese strenge, unerbittliche Autorität rebelliert. Hatte für sich entschieden, dass materielle Dinge nichts bedeuteten. Dass Menschen nichts bedeuteten.
Nicolas vergrub das Gesicht in ihrer seidigen Haarflut und atmete tief ihren köstlichen Duft ein. »Das ist nicht wahr, Dahlia. Du warst ein ganz normales Kind, und auch jetzt als erwachsene Frau ist nichts an dir auszusetzen. Warum, glaubst du, ist dein Kindermädchen die ganzen Jahre bei dir geblieben? Aus Loyalität gegenüber Whitney? Wegen des monatlichen Schecks? Sie war genauso isoliert
da draußen im Bayou, wie du das warst, wenn nicht sogar schlimmer. Sie ist freiwillig bei dir geblieben, auch wenn das bedeutete, dich zu täuschen und ein sehr eingeschränktes Leben zu führen. Sie hatte keine anderen Kinder. Ich habe die frühen Videos gesehen, als du noch ein Kind warst. Sie war da, viel jünger damals, aber sie setzte sich für dich bei Whitney ein. Und sie fürchtete sich vor dem, was er getan hatte.«
Sie rieb ihr Kinn an seinem Unterarm. »Du meinst, vor dem Monster, das er erschuf?«
»Kein Monster, Dahlia. Einen Schattengänger. Von uns gibt es viel mehr, als du glaubst, und wir betrachten uns als eine Familie. Du bist nicht allein.«
Sie schloss die Augen. Im Moment war sie nicht allein, und das genügte ihr. Nicolas wollte an Märchen glauben. Sie hatte stapelweise Märchenbücher verschlungen und auf Wunder gehofft, doch am Ende hatte es nicht einmal ein kleines Wäldchen für sie gegeben, wo sie mit ihren Stofftieren hätte spielen können. Sie kannte nur Schmerzen und niederschmetternde Kritik und Verrat. Tränen brannten hinter ihren Lidern, aber sie weigerte sich, sie zu vergießen, hielt Nicolas eng an sich gedrückt und ließ sich von ihm in den Schlaf wiegen.
13
»DA DRAUSSEN IST jemand«, flüsterte Nicolas und beugte sich über Dahlia, um an seine Pistole zu kommen. Wie er es geschafft hatte, wieder auf der falschen Seite des Betts zu liegen, war ihm schleierhaft. Kaum spürte er den vertrauten Griff seiner Beretta in der Hand, ging auch schon die Haustür auf. Instinktiv schob er seinen Körper zwischen Dahlia und die offene Schlafzimmertür. Sie waren erst im Morgengrauen eingeschlafen, und inzwischen musste es Mittag sein. Helles Sonnenlicht schien durchs Fenster, und es war brütend heiß.
»Ich weiß, dass du mit einer Waffe auf mich zielst, Nico«, rief Gator von der Diele aus. »Steck sie weg. Du willst doch deinen Gastgeber nicht mit einer Kugel empfangen, oder?« Plötzlich stand Gator im Türrahmen und grinste sie an, sein schwarzes ungebärdiges Haar fiel ihm ins Gesicht, und seine blitzblauen Augen strahlten vor Lachen. »Oh, ich sehe, ihr geht sehr freundlich miteinander um. Da hat sich Lily wohl umsonst Sorgen gemacht.« Er drehte sich um. »Ian, Tucker, kommt und seht euch das an. Unser Mann hat sich ein kleines Schmusekätzchen ins Bett geholt. «
»Halt die Klappe, Gator, oder ich bringe dich um.« Nicolas steckte die Beretta weg und schaute auf Dahlia hinab. Sie hatte sich die Decke bis unters Kinn hochgezogen. Ihre großen Augen wurden noch größer, als sich die anderen
Schattengänger neugierig im Türrahmen drängten und Nicolas anglotzten, den einsamen Wolf, im Bett mit Dahlia.
»Und du hast immer behauptet, er wüsste nicht, was er mit einer Frau anfangen sollte«, meinte Tucker Addison grinsend zu dem größten Mann der Truppe, Ian McGillicuddy.
»Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil«, bellte Ian wie auf dem Exerzierplatz und salutierte vor Nicolas.
Als Dahlia ein leises,
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