Spiel der Dämmerung - Feehan, C: Spiel der Dämmerung - Mind Game (Ghost Walkers # 2)
zusammenklappen. Er brachte den Wagen vor dem Tor zu dem großen Anwesen zum Stehen und beugte sich aus dem Seitenfenster, um den Zifferncode einzutippen.
Dahlia hatte eine Hand am Türöffner, bereit, im nächsten Moment aus dem Wagen zu springen. Sie schaute ihn aus großen Augen an. »Wirklich, Nicolas, ich kann nicht. Lass uns wieder fahren, bevor uns jemand bemerkt.«
Nicolas winkte in die Überwachungskamera, wissend, dass Arly, Lilys Sicherheitsmann, sie bereits entdeckt, identifiziert und das Nummerschild ihres Wagens notiert hatte. Langsam schwang das Tor auf, und Dahlia hielt die Luft an, bis sie glaubte, ohnmächtig zu werden.
»So habe ich dich ja noch nie erlebt.« Beruhigend strich er ihr über die Hand. »Lily kann es kaum erwarten, dich kennenzulernen. Sie wollte sich schon auf den Weg zu uns machen und hätte das auch getan, aber du sagtest ja, dass du hierher zurückkehren wolltest, um zu sehen, woran du dich noch erinnerst.« Er bemühte sich sehr um einen besänftigenden Ton.
»Ich weiß. Ich hätte nur nie gedacht, dass ich mich dabei so komisch fühlen würde.« Sie griff nach seinen Fingern und drückte sie. »Ich kriege kaum Luft.«
Dahlia schaute sich in dem riesigen Park mit den ausgedehnten Rasenflächen und Blumenbeeten um, in denen Blüten aller Farbschattierungen um die Vorherrschaft kämpften. Sie war überzeugt gewesen, dass sie sich an das Haus und den Park erinnern würde, doch es war ihr alles fremd. Sie konnte nur dasitzen, vor sich hin zittern und darauf warten, Lily zu sehen. Die Gewissheit zu erhalten, dass es Lily wirklich gab und sie nicht nur das Produkt ihrer kindlichen Fantasie war, geboren aus dem verzweifelten Bedürfnis nach einem Menschen in ihrem Leben, der sie liebte. Dahlia war sich nicht sicher, ob sie es überleben würde, wenn Lily sie zurückwies und sich von ihr abwandte.
Als der Wagen die lange Zufahrt entlangrollte, sah Dahlia eine Frau auf den Stufen vor dem imposanten Herrenhaus, das der Architektur nach in Europa hätte stehen können. Sie sah, dass die Frau die Augen gegen die Sonne
abschirmte und sich an dem Mann neben ihr festhielt. Der legte schützend den Arm um ihre Schulter.
»Das ist Lily, nicht wahr?« Lily. Sie war wunderschön und sehr real. Dahlia erkannte ihre eigene Stimme kaum wieder und hielt Nicolas’ Hand fest umklammert.
»Ja, das sind Lily und ihr Mann Ryland.« Nicolas hätte Dahlia so gern in den Arm genommen und gehalten. Sie zitterte vor Aufregung, und ihre Halsschlagader pochte wie verrückt. Sie war kreidebleich, und ihre aufgerissenen Augen wirkten viel zu groß für ihr Gesicht. » Tekihila , mein Herz, Lily wird dich lieben. Ganz sicher.« Dahlia vermochte immer noch nicht zu glauben, dass sie liebenswert war. Nicolas sah jedes Mal den kleinen Zweifel in ihrem Blick, wenn sie ihn ansah. Ihr Vertrauen in ihre Beziehung war im Laufe der zwei Wochen, die sie in seinem Haus verbracht hatte, gewachsen, doch der Besuch bei Lily hatte sie völlig aus dem Gleichgewicht gebracht.
Er hatte noch nicht den Motor abgestellt, da eilte Lily schon die Stufen herab auf sie zu.
»Sie hinkt«, sagte Dahlia.
»Ein Unfall in ihrer Kindheit«, erwiderte Nicolas. »Während eines Experiments.«
Das waren genau die richtigen Worte, um Dahlia aus dem Wagen und in Lilys Arme zu treiben. Nicolas selbst stieg in aller Ruhe aus und ergriff Rylands ausgestreckte Hand. Ryland schüttelte sie, umarmte ihn kurz und trat dann abrupt zurück.
»Sie sitzt schon den ganzen Vormittag wie auf glühenden Kohlen«, berichtete Ryland. »So habe ich sie überhaupt noch nie erlebt. Du hättest mal hören sollen, welche Anordnungen sie dem Personal gegeben hat, einmal so und dann wieder anders. Das ist noch nie passiert.«
»Dahlia ist ebenfalls völlig aus dem Häuschen. Ich war mir nicht sicher, ob wir es überhaupt bis hierher schaffen. Sie ist das reinste Nervenbündel und befürchtet, dass sie jemanden verletzen oder ein Feuer entfachen könnte.«
»Glaub mir, das wäre Lily völlig egal. Dahlia ist wie eine lange verloren geglaubte Schwester für sie.«
»Dahlia empfindet für Lily genau das Gleiche«, sagte Nicolas. »Irgendwelche Neuigkeiten von Trevor Billings? Hat der NCIS die Ermittlungen abgeschlossen? Der Direktor war vor ein paar Wochen bei uns, aber seither haben wir nichts von ihm gehört.«
Ryland schüttelte den Kopf. »Nein, sie sind noch nicht ganz abgeschlossen. Billings wurde verhaftet und darf das Firmengelände von Lombard Inc.
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