Spiel der Dämmerung - Feehan, C: Spiel der Dämmerung - Mind Game (Ghost Walkers # 2)
ihr einen Kuss auf die Schläfe. Dahlia war Roman Howard so nahe gewesen, dass ihm beinahe das Herz stehengeblieben wäre. Er hatte es nicht gewagt, sein Ziel aus den Augen zu lassen, und keine Möglichkeit gehabt, Dahlia vor der rasenden Energie zu schützen, die sie zu ersticken drohte. Nie wieder wollte er sich so hilflos fühlen. »Das hätte ich niemals zugelassen«, erklärte er nüchtern und verdrängte die Erinnerung an ihre Krämpfe und seine Angst vor den Schäden, die ihre körperliche Reaktion auf die Gewalttätigkeiten möglicherweise nach sich ziehen konnte.
Sie traten durch das imposante, kunstvoll geschnitzte Eichenportal. Dahlia bemerkte, dass ihr Mund staubtrocken war. In der Diele stand eine ältere Frau, die nervös ihre Hände vor dem Bauch knetete und tapfer lächelte, obwohl es so aussah, als sei sie den Tränen nahe. »Dahlia, das ist Rosa. Sie ist in all den Jahren wie eine Mutter für mich gewesen und kümmert sich um den Haushalt«, sagte Lily.
Dahlia erkannte die Frau nicht wieder, doch der Name weckte Erinnerungen. An ein Kindermädchen namens Rosa, das sich um Lily gekümmert hatte. Milly war bei Dahlia geblieben, so wie Rosa sich dafür entschieden hatte, bei Lily zu bleiben. »Ich freue mich, Sie kennenzulernen«, murmelte sie mit einem Kloß im Hals. Sie wusste nicht genau, was sie empfand. Ihre Gefühle wallten aus dem Nichts in ihr hoch, kämpften um Beachtung, aber das war das Letzte, was Dahlia wollte. Sie war fest entschlossen, Lilys Haus nicht in Flammen aufgehen zu lassen.
»Es ist schön, dass Sie zu uns zurückgekehrt sind, Miss Dahlia«, sagte Rosa zur Begrüßung.
Die Stimme war in ihrem Kopf. Sie erinnerte sich, dass Rosa Lily gerufen und sie mitten in der Nacht von Dahlia weggezogen hatte. Sie erinnerte sich wieder an die grauenvollen Kopfschmerzen, als hätte man ihr Glasscherben ins Gehirn gestoßen. »Vielleicht war das doch keine so gute Idee. Es könnte gefährlich werden.«
»Dieses Haus gehört uns allen, Dahlia«, sagte Lily bestimmt. »Es hat allen unseren zahlreichen Problemen widerstanden und wird auch deinen widerstehen. Nicht wahr, Rosa?«
»Ganz bestimmt. Kann ich euch etwas zu essen oder zu trinken anbieten?«, fragte Rosa.
Dahlia schüttelte den Kopf. Wenn sie jetzt etwas aß, könnte ihr übel werden.
Lily schien zu wissen, wie es ihr ging. Sie wollten es einfach nur hinter sich bringen. Sie führte Dahlia und Nicolas zu dem Zimmer, das früher das Büro ihres Vaters gewesen war. Die Tür war sicher versperrt. »Ich lasse hier niemand hinein«, erklärte Lily. »Da drin befinden sich zu viele geheime Dokumente.« Sie ging zu einer sehr schönen alten Standuhr und öffnete die Glastür.
»Wenn das zu kompliziert ist … «, begann Dahlia.
»Nein, nein, ich möchte, dass du das geheime Labor siehst. Es wird dir helfen, dass es noch mehr von uns gibt. Ich habe dich gefunden, und jetzt werden wir gemeinsam die anderen finden.« Hinter der Glastür befand sich eine Geheimtür. Sie schwang auf und gab den Blick auf eine Bodenluke frei.
Dahlias Herz vollführte einen wahren Stepptanz. Sie selbst war wie erstarrt. Lily ging voraus, stieg eine Treppe hinab und rief ihr über die Schulter hinweg zu: »Ich kann dir dabei helfen, dich gegen die Energie abzuschirmen,
die du anziehst, zwar nicht vollständig, aber es wird dir ermöglichen, dich in der Öffentlichkeit zu bewegen, vielleicht ab und zu eine Show zu besuchen oder in Boutiquen herumzustöbern, wenn auch andere Kunden da sind.«
Nicolas ergriff Dahlias Hand, bereit, sie jederzeit aus dem Haus zu bringen, sollte er merken, dass sie überfordert war.
Durch Nicolas’ Berührung konnte Dahlia ihre Gefühle in Schach halten. »Und wie? Ich habe mein ganzes Leben daran gearbeitet, sie zu kontrollieren«, fragte sie Lily. Sie wollte es so gern glauben, traute sich aber nicht. »Ihr alle scheint diese Gabe zu besitzen.« Sie setzte ihren Fuß nicht auf die Stufe, beobachtete aber Ryland, der seiner Frau nach unten folgte.
»Alle von uns leiden unter diesen Kopfschmerzen und anderen körperlichen Nebenwirkungen, wenn sie ihre Talente nutzen, aber du bist der erste Energie-Magnet«, erwiderte Lily. »Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er mit mir experimentiert hat, und geglaubt, dass er das Haus mit diesen massiven Mauern und den Schallschutzwänden ausgestattet hat, um mich zu schützen. Dabei hat er in erster Linie seine Experimente geschützt.« Sie blieb unten an der Treppe stehen und sah zu Dahlia
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