Spiel der Dämmerung - Feehan, C: Spiel der Dämmerung - Mind Game (Ghost Walkers # 2)
Kerl tat ihr nämlich weh. Und plötzlich lachte er. Da wurde ihr klar, dass er glaubte, das Kampfgeschehen fände um die Ecke statt. Offenbar war ihm langweilig, und er ärgerte sich, dass er nicht mitmischen konnte, sondern hier Wache schieben musste. Anstatt nur zuzuschauen, hatte er beschlossen, sich selbst ein bisschen Spaß zu gönnen.
Sie wartete, bis er den Kopf hob und seine Kehle entblößte. Und als es dann so weit war, versetzte sie ihm einen gezielten Handkantenschlag, legte ihr ganzes Körpergewicht dahinter und versuchte gleichzeitig, sich an der Wand entlang seitlich wegrutschen zu lassen. Er war ungeheuer stark, stöhnte und hustete nach dem harten
Schlag, bewegte sich jedoch mit ihr zur Seite und klemmte sie weiterhin zwischen seinem Körper und der Hausmauer ein. Dann setzte er zum Gegenschlag an, rammte ihr die Faust in den Magen und trat, immer noch würgend, einen Schritt zurück, als sie zusammenklappte. Er riss die Pistole hoch und wollte mit dem Kolben auf ihr Gesicht einschlagen.
Dahlia wusste sofort, dass er tot war. Ihr Körper und ihr Verstand waren wie betäubt. Kurz bevor der glühende Schmerz in ihrem Körper explodierte, hörte sie ihren eigenen Schrei. Die Wucht der Kugel warf den Mann nach hinten, weg von ihr, er sackte in sich zusammen wie eine Marionette und blieb als lebloser Haufen auf dem Gehsteig liegen. Die Pistole, die ihm im Sturz aus der Hand gerutscht war, landete scheppernd neben ihm. Das alles schien in Zeitlupe vor sich gegangen zu sein, während sich ihr Blickfeld verengte und sie nur noch das grausame Antlitz des Todes sah.
Und wieder trafen sie die Auswirkungen dieser rohen Gewalt, ihr Körper bekam die zerstörerische Energie am stärksten zu spüren. Sie wehrte sich dagegen, versuchte bei Bewusstsein zu bleiben und dieser wirbelnden Kraft zu entkommen, die sie zu übermannen drohte. Elektrische Spannung knisterte in der Luft. Sie sah weiße Blitze über ihrem Kopf hin und her zucken. Und erst jetzt bemerkte sie, dass sie auf dem Boden lag, nur eine Armlänge von dem getöteten Mann entfernt.
Nur weg von ihm, dachte Dahlia und robbte davon, eine mörderische Anstrengung, wenn der Körper sich wie Blei anfühlte und jede Bewegung mit peinigenden Schmerzen verbunden war. Der Gestank nach Blut und Urin war überwältigend und nicht gerade dazu angetan, ihre Übelkeit
schwinden zu lassen. Sie musste sich mehrere Male übergeben, während sie sich kriechend den Häuserblock entlangschleppte.
Wie aus dem Nichts tauchte Nicolas plötzlich neben ihr auf, seine Hände waren überall auf ihrem Körper, tasteten nach Verletzungen. Sie wusste, dass er es war, das sagten ihr die Bewegungen und die Art, wie die Energie von ihr wich und ihr wieder Raum zum Atmen ließ. Sie konnte ihn durch die weißen tanzenden Punkte und die seltsamen Schlieren vor ihren Augen nicht erkennen, doch sie berührte ihn, um ihm zu zeigen, dass mit ihr alles in Ordnung war.
»Entspann dich, Liebes«, befahl er. »Ich bringe dich weg von hier.«
Dahlia erhob keinen Einspruch. Sie war unendlich müde und wollte nur noch schlafen.
Weil er beide Hände frei haben musste, warf er sich Dahlia über die Schulter. Ihr Bauch war weich, und sie verlor immer wieder das Bewusstsein. Er hielt sie mit einer Hand fest und lief los, ließ das Viertel hinter sich. Er hatte die Männer im Inneren des Hauses gewarnt und einige ihrer Feinde erledigt, ehe er entdeckte, dass Dahlia in Schwierigkeiten steckte. Ihr Wohlergehen war absolut vorrangig, sie war ihm jetzt am allerwichtigsten. Er besaß seine eigenen Unterschlupfmöglichkeiten. Und verdammt noch mal, sein Herz hämmerte noch immer vor lauter Angst um sie. Er hatte nur einen Schuss gehabt, nur eine Chance, sie zu retten, und sie war ihrem Angreifer so nahe gewesen.
Er zog sich in die Schatten zurück, glitt lautlos durch die dunklen Straßen. Wenn er auf seinem Weg einer Gruppe Nachtschwärmer oder Straßenkehrer begegnete, wich er aus, kletterte die Hauswand des nächststehenden Gebäudes
hinauf, übers Dach und an der anderen Seite wieder hinunter. Bevor er zu dieser Mission aufgebrochen war, hatte Gator ihm topografische Karten in den Rucksack gesteckt, auf denen auch die Häuser im Bayou eingezeichnet waren, die Gators Familie gehörten, aber nur selten benutzt wurden. Zudem bediente er sich schamlos seiner Fähigkeiten, die Leute dazu zu bewegen, in die andere Richtung zu schauen, als er Dahlia aus der Stadt brachte.
Er gab sich die Schuld an Dahlias
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