Spiel der Dämmerung - Feehan, C: Spiel der Dämmerung - Mind Game (Ghost Walkers # 2)
reagieren. Sie versuchte, ihre Schwäche vor Nicolas zu verbergen. Er brachte sich in eine sichere Schussposition, schob sein Gewehr an seinem Körper vorbei nach vorn, bis der Kolben an seiner Schulter ruhte, und legte das Auge an das Zielfernrohr.
Hör zu, was ich dir zu sagen habe, ehe du sauer wirst. Seine Stimme flüsterte in ihrem Kopf, berührte ihr Innerstes, trotz der Gefahren um sie herum. Am liebsten hätte sie die Hand nach ihm ausgestreckt und sich an ihm festgehalten, um diesen Energiefluss möglichst gering zu halten, aber er musste sich konzentrieren. Ich möchte, dass du jetzt gehst. Wir können einen Treffpunkt vereinbaren. Ich werde einen Menschen töten müssen. Ich kann die Leute in dem Haus nicht schutzlos sich selbst überlassen. Die Typen, die dem NCIS-Team auflauern,
haben Granatwerfer und werden nicht zögern, diese auch einzusetzen, wie wir wissen. Deine Leute sind ihnen waffenmäßig weit unterlegen. Und hier in der Gegend leben Zivilisten. Die Situation könnte sehr schnell sehr hässlich werden. Wenn du weg bist, muss ich mich nur um mich selbst kümmern. Ich weiß, dass du dich ungesehen durch ihre Linien schleichen kannst. Wenn du bleibst, Dahlia, wird dir früher oder später so übel werden, dass du dich nicht mehr auf den Beinen halten kannst.
Er hatte ja Recht, das wusste sie, und das ärgerte sie noch viel mehr. Okay, ich verschwinde, aber wir dürfen nicht zu weit gehen. Wir können uns von hinten an diese Leute anschleichen oder, besser noch, ihnen zu Jesse folgen. Wenn du sie töten musst, dann töte nicht alle von ihnen. Sie gab sich Mühe, vernünftig und ruhig zu klingen. Bei ihrer Arbeitsweise kam niemand ums Leben. Sie bewegte sich stets im Schutze der Dunkelheit und spielte die gleichen Spiele wie damals als Kind. Niemand war in ihrer Nähe und sah, was sie tat, und nie wurde ein Mensch dabei verletzt. Doch in den letzten Stunden hatte sie mehr Tote und mehr Gewalt gesehen, als sie in ihrem ganzen Leben hatte sehen wollen.
Nicolas wollte sie in Sicherheit wissen, aber nicht so weit von ihm entfernt, dass sie getrennt werden könnten. Geh zu der Kirche am Jackson Square, und versteck dich auf dem Dach. Dort treffe ich dich später. Wenn irgendetwas schiefläuft, dann schlag dich zum NCIS-Büro durch. Und versuche nicht, Jesse auf eigene Faust zu finden.
Dahlia antwortete nicht. Sie erspürte die Bewegungen der Männer in der Dunkelheit und begann rückwärtszurobben, weg von Nicolas. Je weiter sie sich von ihm entfernte, desto stärker verdichtete sich die Energie um sie herum. Schon spürte sie die vertrauten Anzeichen. Die Haare, die sich ihr im Nacken aufstellten. Das heiße Brennen
in der Magengrube. Das Pochen in den Schläfen. Das Letzte, was sie jetzt brauchen konnte, war eine Ohnmacht oder, schlimmer noch, einen Anfall.
Während sie stumm ein beruhigendes Mantra rezitierte, kroch sie auf die andere Gebäudeseite und glitt über die Dachkante. Sie wusste, dass niemand sie entdecken würde, höchstens rein zufällig. Manchmal war es doch von Vorteil, klein zu sein. Sie presste sich beim Herabklettern ganz dicht an die Mauer und benutzte Mauerrisse und winzige Vorsprünge als Halt für ihre Finger und Zehen. Wie immer übte sie sich in Geduld, vollzog den Abstieg völlig lautlos und ohne Hast. Bewegung erregte Aufmerksamkeit, weshalb jede heimliche Aktion, bei der Tarnung überlebenswichtig war, sehr bedacht und in Zeitlupe ausgeführt werden musste.
Sie tastete mit den Zehenspitzen nach dem Boden, ließ sich fallen und landete weich auf der aufgeschütteten Erde neben dem Haus. Dort verharrte sie erst einmal, duckte sich und stellte ihre Position fest, indem sie sich am Lichtschein der Straßenlaternen und der Fenster der umliegenden Wohnhäuser orientierte. Soweit sie sehen konnte, hielt sich keiner der Männer mehr in der Nähe ihres Unterschlupfes auf. Jesse hatte sich geirrt. Jemand hatte von diesem Zufluchtsort gewusst. Er arbeitete für den NCIS, und dennoch hatte ein Unbefugter Kenntnis von diesem Unterschlupf erlangt. Wer hatte sie verraten? Ein Mitarbeiter aus Jesses Büro, oder hatten sie die Informationen gewaltsam aus ihm herausgepresst? Diese Vorstellung machte sie krank. Sie glaubte einfach nicht, dass Jesse irgendjemandem von dem Haus erzählt hatte. Er war immer so selbstsicher gewesen, beinahe schon arrogant. Und er lebte für seine Arbeit und sein Land. Die Vorstellung,
dass jemand Jesses Willen gebrochen habe könnte, war ihr zutiefst
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