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Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)

Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)

Titel: Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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bin froh, dass Sie es sind.«
    Sam verbeugte sich leicht. »Wo ist sie?« Er brachte die Worte kaum heraus. Er musste sie sehen. Jetzt gleich. Auf der Stelle. Er hatte erwartet, dass sie da sein würde, doch er wusste wenig über die Traditionen ihrer Familie.
    »Ich gehe davon aus, dass sie Sie in Ihrem Haus erwartet, um Sie dort willkommen zu heißen«, antwortete Daiki.
    Sams Magen überschlug sich langsam, während sein Herz sich aufschwang.

12.
    Sam hatte nah an einem rauschenden Bach, wo Wasser über eine Reihe von kleinen Felsbrocken strömte, eine Stelle im Wald gewählt, um dort sein Haus zu bauen. Von seiner Veranda aus blickte man auf den Bach, und sein Schlafzimmer war so gelegen, dass er die Fenster öffnen und dem Wasser lauschen konnte, das über die Steine in den kühlen Teich plätscherte. Filigrane Farnsträucher in jedem erdenklichen Grünton wuchsen am Ufer. Selbstgemachte Papierlampions trieben den Bach hinunter, und ihr Schimmer fiel auf das Wasser, ließ es funkeln wie Edelsteine in der Nacht und strahlte die zarten Farnwedel von unten an.
    »Magie«, flüsterte er. »Azamis Magie.«
    Sie hieß ihn auf ihre eigene Art zu Hause willkommen. Wenn sein Herz sich vorher schon aufgeschwungen hatte, setzte es jetzt zu einem richtigen Höhenflug an. Er blieb stehen, um zu beobachten, wie die Lampions anmutig eine Reihe von kleinen Wasserfällen zu dem wenige Meter entfernten strudelnden Becken hinabglitten. In der Dunkelheit des Waldes verlieh der warme Schein dem Wasser eine Leuchtkraft, die zu der magischen Illusion beitrug, der Wald um ihn herum sei in Bewegung und in ständigem Wandel begriffen. Der Rest der Welt versank, bis es nur noch diesen Moment gab, diesen Ort – und Azami, die ihn erwartete.
    Seine Kindheit war durch Drogen und Apathie gekennzeichnet gewesen, denn seine Mutter hatte ihre Gewohnheiten nicht aufgeben können und wollen, um für ihn zu sorgen. Er hatte die meiste Zeit Hunger gehabt und war den Schlägen irgendwelcher Männer ausgewichen, die sie nach Hause mitbrachte, und er war barfuß durch Nadeln und Schmutz gelaufen, da sie sich selten die Mühe machte, ein Paar Schuhe für ihn zu finden. Später, als er etwas älter war, hatte er für sich selbst gesorgt. Er hatte gelernt, Lebensmittel zu stehlen, und die ganze Zeit versucht, etwas zu lernen. Er stahl Lehrbücher in den Trödelläden, weil er sich sehnlichst wünschte, seinem Verstand, der stets nach mehr Wissen hungerte, Nahrung zu geben. Das Schicksal war in Form von General Ranier eingeschritten, als er Raniers Wagen geklaut hatte. Der General hatte ihn nicht verhaften lassen, sondern ihn bei sich aufgenommen.
    Ranier und seine Frau hatten Sam gut behandelt, viel besser, als er es verdient hatte. Sie hatten für seine Ausbildung bezahlt, ihn in Internate geschickt und ihm Geld gegeben, damit er sich etwas Anständiges zum Anziehen kaufen konnte. Aber es verursachte ihm ein gewisses Schuldbewusstsein – okay, eine Menge Schuldbewusstsein –, dass er sich bei ihnen nie zu Hause gefühlt hatte. Der alte Mann wollte mit »Sir« angesprochen werden. Er reiste kreuz und quer durch die Welt und war mit seiner Karriere beschäftigt, zu beschäftigt, um für Feiertage nach Hause zu kommen. Seine Frau begleitete ihn oft, und wenn sie es nicht tat, sorgten ihre Wohltätigkeitsorganisationen dafür, dass sie zu beschäftigt war, um ihn oft zu sehen. Sie waren gut zu ihm, und dafür liebte er sie, aber ihr Haus war nie sein Zuhause gewesen.
    Sein eigenes Haus hatte er liebevoll gebaut. Er wusste, dass er hier in dieser Wildnis bleiben wollte, umgeben von Männern, denen er vertraute und die er mit der Zeit in seine Welt eingelassen hatte, doch jedes Mal, wenn er von einer Mission nach Hause kam, war das Haus leer und kalt. Ganz gleich, was er anstellte – es herrschte kein Leben darin. Azami hatte jetzt schon bewirkt, dass es ihm bereits in der Nähe des Hauses mehr denn je so erschien, als käme er nach Hause.
    Er ließ sich Zeit, als er über die Steinplatten des Weges zu seiner Tür lief. Insekten brachten das Laub zum Rascheln. Eine Eule schlug mit den Flügeln, während sie nach einer Mahlzeit Ausschau hielt. Frösche stimmten einen Chor von Liebesliedern an, wobei jeder versuchte, die anderen zu überbieten. Das war seine Welt mit Azami, die jedem anderen verschlossen war. Sie gehörte ihm und nur ihm ganz allein. Kein anderer kannte die Frau hinter dieser perfekten Maske heiterer Gelassenheit. Niemand fühlte ihre

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