Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)
hatte. »Du weißt, dass ich hinter Whitney her bin und dass ich versuche, seine Verbindungen zur Legitimität zu kappen, insbesondere zum Militär. Was würdest du dir wünschen, was geschehen sollte, falls du herausfindest, dass er nicht nur dich, sondern dein ganzes Team verrät?«
»Willst du damit sagen, wenn Daiki oder Eiji dich verrieten, würdest du von mir wollen, dass ich sie töte?«
»Ich würde hoffen, dass du mir diesen großen Kummer ersparen wollen würdest«, gestand sie.
Sam machte den Mund auf, um etwas zu sagen, doch er schloss ihn wieder und ließ langsam ihre Arme los, als merkte er jetzt erst, wie fest er sie umklammert hielt. »Ich will nicht glauben, dass er dazu fähig ist, die Männer zu verraten, die seinem Befehl unterstellt sind«, gab er widerstrebend zu. »Ich sollte meine Wut nicht an dir auslassen. Ich glaube wirklich an ihn, aber ab und zu bewirkt eine Kleinigkeit, dass ich an ihm zweifle, und dann bin ich wütend auf mich selbst. Es geht nicht um dich, Azami.«
Sie legte ihre Arme um ihn und hielt ihn einen Moment fest. »Das weiß ich doch.«
Er drückte einen Kuss auf ihr Haar. »Wir müssen uns beeilen.«
»Dann lauf los, ich bin dicht hinter dir.« Ihre Erleichterung war überwältigend. Ihr erster Streit, und er hatte ihr nicht gesagt, sie solle aus seinem Leben verschwinden.
Sie war immer noch dieses weißhaarige Kind, das damit rechnete, weggeworfen zu werden. Ihr Vater hatte ihr immer gesagt, ihre Vergangenheit würde sie heimsuchen und sie müsse dagegen ankämpfen. Die Vergangenheit gestaltete die Zukunft. Wie viele Male hatte er das zu ihr gesagt? Sie hoffte, es machte ihm keine Schande, dass sie immer noch Beteuerungen brauchte, sie sei etwas wert.
Sie sprintete hinter Sam her, der sich jetzt rascher voranbewegte, und fertigte automatisch in Gedanken eine Skizze der Tunnel an, für den Fall, dass sie das Tunnelsystem jemals benutzen musste. Der Boden war zwar abschüssig, doch das Gefälle war so gering, dass sie mühelos rennen konnten. Die gebogenen Tunnelwände waren dick und bestanden aus Beton und Stahl. Lily hatte bei der Anlage der Fluchtwege keine Kosten gescheut.
Der Tunnel kam im Haupthaus heraus, wo sich das Team bereits versammelt hatte. Sie waren alle bewaffnet, um ihre Häuser zu verteidigen.
»Ein Hubschrauber ist im Anflug«, sagte Ryland, als sie eintraten. Er blinzelte nicht einmal, als er sah, dass Azami bewaffnet war.
»Ich hole meinen Bogen«, sagte sie und rannte zu ihrem Zimmer.
»Es scheint General Ranier zu sein, obwohl er keinen Besuch bei uns eingeplant hatte und seine Besuche in der Vergangenheit immer angekündigt hat«, sagte Ryland und sah Sam an.
Sam schüttelte den Kopf. »Er hat keinen Kontakt zu mir aufgenommen.«
Als Azami zu ihrem Zimmer eilte, fiel ihr auf, dass sich niemand in den Fluren aufhielt und dass Lily und Daniel fort waren. Sämtliche Computer waren runtergefahren, und in dem Gebäude herrschte eine gespenstische Stille, obwohl hier zehn Männer zum Kampf bereit waren. Sie schnappte sich ihren Bogen und die Pfeile und schulterte sie gemeinsam mit ihrer Armbrust, ehe sie wieder zur Einsatzzentrale raste.
Sam war inzwischen bereits fort, um einen Teil des Geländes zu bewachen, ebenso wie die anderen. »Was kann ich tun? Ich bin telepathisch begabt, das heißt, Sie können mir Ihre Befehle auch ohne Funkgerät übermitteln«, sagte sie zu Ryland.
»Sie sind ein geachteter Gast in diesem Haus.«
»Ich bin Schattengänger«, sagte sie. »Und Sams Frau. Lassen Sie mich helfen. Ich bin draußen besser als drinnen.« Zum ersten Mal hatte sie tatsächlich ein Zugehörigkeitsgefühl und war bereit, für das zu kämpfen, was richtig war.
»Übernehmen Sie die Ostseite des Dachs. Ich werde die anderen verständigen, dass Sie dort sein werden.«
Azami wartete nicht erst ab, ob er es sich noch einmal anders überlegen würde, sondern sprintete zur Ostseite des Gebäudes. Sie drang mit ihrem Geist in Sams Geist ein und konnte auf diese Weise hören, dass Ryland Befehle erteilte und die Nachricht weitergab, dass sie gemeinsam mit ihnen das Anwesen verteidigen würde.
Der Hubschrauber ist gelandet.
Das war der, den sie Nico nannten.
Nur General Ranier und der Pilot. Niemand sonst in Sicht. Er hat nicht einmal seinen Adjutanten mitgebracht. Keine Bordschützen. Er ist allein, Rye.
Kaden, hol ihn ab. Nico, behalte den Piloten im Auge.
Azami begab sich trotz des Umstandes, dass es so aussah, als sei alles in Ordnung,
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