Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)
aufs Dach. Sie wollte sich ein Bild vom Grundriss des Anwesens und der Anordnung der Gebäude machen und selbst sehen, wie viel Deckung zur Verfügung stand. Offensichtlich waren auch beim Bau des Dachs Gefechte berücksichtigt worden. Es gab zahlreiche Stellen, an denen ein Soldat in Deckung bleiben und doch das Dach und das Gelände um ihn herum verteidigen konnte. Sie konnte den Hubschrauber auf dem Landeplatz etliche Meter von dem eigentlichen Gelände sehen. Kaden rannte neben dem Mann her, den sie bisher nur auf Bildern gesehen hatte. General Ranier. Sie hoffte wirklich, dass der Mann so anständig war, wie Sam glaubte.
Alles klar. Versammelt euch in der Einsatzzentrale. Nico, behalte den Piloten im Auge.
Der Befehl ertönte ein paar Minuten nachdem der General im Haus verschwunden war. Azami war nicht sicher, ob der Befehl auch ihr galt, aber sie machte sich auf den Weg zur Einsatzzentrale. Wenn sie sie rauswarfen, würde sie eine andere Möglichkeit finden, sie zu belauschen. Daiki hatte bei ihrer ersten Führung durch das Gebäude heimlich winzige Kameras und Sender angebracht. Die Kameras ermöglichten es ihr, sich ohne Furcht vor Verletzungen per Teleportation umherzubewegen. In den meisten Räumen brauchte sie die Kameras nicht, da sie die Koordinaten inzwischen im Kopf hatte, doch sie hatten ihre Geräte noch nicht wieder abmontiert, obwohl die Schattengänger zwei der Kameras gefunden hatten.
Sie betrat die Einsatzzentrale nach Art der Samurai, still, aber mit grenzenlosem Selbstvertrauen. Der General blickte auf, zog die Stirn in Falten und wandte sich an Ryland.
»Das ist Azami Yoshiie. Sie ist ein Schattengänger, Sir«, sagte Ryland. »Sie ist eine von uns.«
»Und sie ist mit mir verlobt«, fügte Sam hinzu. »Wir werden heiraten, sobald es sich einrichten lässt.«
Der General sah aus, als hätte ihm Sam einen Knüppel über den Schädel gezogen. »Wovon zum Teufel sprichst du? Wir sitzen schon tief genug in der Tinte, wenn du nicht obendrein noch den Verstand verlierst, Junge.«
»Ich bin ein Mann, Sir«, verbesserte ihn Sam. »Ich bin schon seit langer Zeit erwachsen. Azami und ich wollen bald heiraten. Ich fand, Sie sollten das wissen. Sie wird uns von Nutzen sein. Sie besitzt große Kampferfahrung.«
»Ihr gehört eine der größten Satellitenfirmen auf Erden«, verbesserte ihn Ranier. »Sie ist Unternehmerin, nicht eine von uns.« Seine Stimme klang schroff, fast schon grob.
Azamis Haltung war gesittet und gefasst, und sie beobachtete ihn weiterhin unbeirrt. Sie interessierte nur, was er hier vorhatte, nicht, was er über sie sagte. Sein Besuch fiel offensichtlich aus dem Rahmen. Obwohl sie ihn kannten und um den Tisch herum Platz genommen hatten, waren die Männer noch in Alarmbereitschaft und auf alles gefasst.
»Sir, was führt Sie zu uns?«, fragte Ryland.
Der General funkelte Sam noch eine Weile finster an, ehe er seufzte. »Das ist Verschlusssache. Sie wissen sehr wohl, dass ich nicht in Anwesenheit einer Zivilistin darüber reden kann.«
Sam machte den Mund auf, um zu protestieren, doch Azami neigte den Kopf und verließ augenblicklich den Raum. Es war zwecklos, Einwände zu erheben. Sie raste schleunigst in ihr Zimmer und schaltete sofort den kleinen Monitor an, um zu beobachten, was sich ereignete.
Der General zog einen Packen Papiere aus seiner Jacke. »Deshalb bin ich hergekommen.« Seine Stimme war grimmig, als er die Papiere vor Ryland auf den Tisch knallte.
Ryland nahm sie langsam in die Hand, überflog sie rasch und reichte sie an Kaden weiter. »Ich wähle für jede Mission mein eigenes Team, General. Das ist Ihnen bekannt.«
Azami überraschte es, dass Ryland jeden Argwohn aus seiner Stimme fernhalten konnte. Ihr wurde schwer ums Herz. Die Befehle für den Einsatz im Kongo waren erteilt worden, da war sie ganz sicher, und dem, was Ryland gerade gesagt hatte, war zu entnehmen, dass der General ausdrücklich bestimmt hatte, Sam solle mitgehen, wie sie es vorhergesagt hatte. Ihr Herz litt mit ihm, doch ihre Entschlossenheit, ihn zu beschützen, geriet nicht ins Wanken.
»Genau« , brüllte der General. »Was glauben Sie denn, warum ich hier bin? Ich habe versucht, diesen Befehl in der Befehlskette nach oben zu verfolgen, aber plötzlich sagt keiner mehr ein Wort. Ich kann verstehen, dass ein Team in den Kongo geschickt werden soll, um Fahrzeuge und Artillerie zu zerstören und um den derzeitigen Anführer auszuschalten, diesen Idioten, der sich General Armine
Weitere Kostenlose Bücher