Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)
jetzt damit um, Rye?«, fragte General Ranier.
»Wir befolgen die Befehle, Sir. Wir gehen in den Kongo«, sagte Ryland.
»Das ist ein verdammter Hinterhalt«, betonte Ranier. »Daran besteht für mich kein Zweifel. Sie brauchen sich doch nur Ken Norton anzusehen, dann wissen Sie, was diese Rebellen ihren Gefangenen antun.«
»Ich vermute, der Trick wird darin bestehen, uns nicht erwischen zu lassen«, sagte Ryland.
Der General machte einen Moment lang den Eindruck, als könnte er Einwände erheben, doch dann wandte er seinen Blick stattdessen Sam zu, und seine buschigen Augenbrauen zogen sich finster zusammen. »Was ist das für ein Unsinn mit dieser Heirat?«
Sam grinste seinen Ziehvater an, und seine Miene hellte sich auf. »Ich werde sie schleunigst heiraten, bevor sie Zeit findet, darüber nachzudenken, welch ein Irrsinn es ist, einen Soldaten zu heiraten, Sir.«
»Du kennst diese junge Frau überhaupt nicht.«
»Ich kenne sie besser, als die meisten Männer die Frau kennen, mit der sie zwanzig Jahre zusammengelebt haben.«
Azami wusste, dass seine Worte der Wahrheit entsprachen. Er war in ihrem Inneren gewesen und hatte ihren Charakter gesehen, ebenso, wie auch sie seinen Charakter gesehen hatte. Das war nicht immer unbedenklich, denn je näher sie einander kamen und je öfter sie sich einander öffneten, desto leichter glitt gewissermaßen einer von beiden unbemerkt von seinem Partner in den anderen und schlüpfte ebenso unbemerkt wieder hinaus. Aber seit sie diese innere Verbindung erstmals aufgenommen hatten, war es ihr unmöglich, ohne ihn nicht einsam zu sein.
Der General schnaubte. »Machst du dir überhaupt eine Vorstellung davon, wie reich diese Frau ist? Du bist Soldat.«
Sam lächelte ihn einfach nur an.
Der General stieß sich vom Tisch ab. »Ich sehe schon, dass mein Versuch, dich davon abzuhalten, zu nichts führt. Du musst auf jeden Fall mit ihr zu Besuch kommen, damit deine Mutter sie sieht.« Seine Stimme war sehr barsch. »Und du wirst dieses Anwesen unter keinen Umständen verlassen, während dein Team im Kongo ist.« Er wandte sich an Ryland. »Ich will, dass Sie Ihr Team zusammenstellen und sich peinlich genau an diese Anweisungen halten. Schalten Sie diese Rebellenhorde aus. Entfernen Sie ihre Anführer, nehmen Sie das Paket in Empfang, nehmen Sie ihnen ihre Fahrzeuge und ihre Waffen ab, und bringen Sie Ihre Männer bis auf den letzten zurück, jeden Einzelnen. Das ist ein direkter Befehl von mir. Haben wir uns verstanden?«
»Ja, Sir«, erklärte sich Ryland einverstanden und salutierte.
16.
»Bei allem Respekt, Sir«, sagte Sam und stand auf, »möchte ich mit Ihnen und Ryland darüber reden.«
Azami wurde schwer ums Herz. Sie hatte gleich gewusst, dass Sam nicht ruhig zu Hause bleiben würde, während seine Kampfgefährten das ihm zugedachte Risiko auf sich nahmen.
»Hier gibt es nichts mehr zu sagen«, erwiderte der General und stieß seinen Stuhl zurück.
»Sie würden niemals zulassen, dass ein Teamgefährte an Ihrer Stelle geht, sein Leben aufs Spiel setzt und möglicherweise eine Mission gefährdet. Das käme für Sie nicht in Frage, Sir. Erwarten Sie wirklich von mir, dass ich weniger tue? Ich bin durch und durch Soldat. Das sind meine Männer, sie sind meine Familie, meine Freunde, mein Team. Sie wissen genau, was das bedeutet.« Sam schüttelte den Kopf. »Sie wissen, dass ich nicht damit leben könnte, wenn jemand meinen Platz einnimmt und stirbt.«
Der General wirkte plötzlich alt. »Du bist alles, was wir haben, Sam«, sagte er leise.
»Tucker Addison darf nicht geopfert werden, bloß weil er nicht Ihr Sohn ist«, hob Sam hervor. »Er ist genauso wertvoll für dieses Team, wie ich es bin. Das hier ist meine Sache. Sie wissen, dass ich gehen muss.«
Musste er so wortgewandt sein? Andererseits platzte Azami fast vor Stolz. Sie hätte genau dasselbe getan. Er würde nicht zulassen, dass Tucker Addison seinen Platz einnahm und sein Leben in Gefahr brachte. Sam war Soldat. Er würde sich nicht hinter einem einflussreichen Ziehvater verstecken. Sie musste sich selbst gegenüber ehrlich sein. Sie hätte Sam nicht respektieren können, wenn er nicht ehrenhaft gehandelt und zumindest versucht hätte, sein Plädoyer vorzutragen. Sie liebte ihn umso mehr für seine Beharrlichkeit, obwohl sie Angst um ihn hatte. Sie hatte keine Bedenken, was den Tod anging; er war nichts weiter als ein Teil des Lebens. Aber jetzt hatte sie Sam zu verlieren, und damit ließ es sich
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