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Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)

Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)

Titel: Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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sondern ihn nur schockiert und voller Entsetzen anstarren.
    Sie war acht Jahre alt gewesen, als er sie abgeschoben hatte, doch dieses Gesicht würde sie niemals vergessen. Wie hätte sie es auch vergessen können? Er hatte eine Million Male mit einem Skalpell in der Hand und mit verärgerter Miene über ihr gestanden. Sie empfand tatsächlich körperliche Schmerzen. Sie wollte ihre Hand auf ihr Herz pressen, doch sie zwang sich, sich zusammenzureißen und mit einem hohlen Lächeln zu ihrem »Begleiter« aufzublicken.
    Jetzt hatte sie eine neue Zielperson, wenn auch unter ungünstigen Bedingungen. Whitneys Soldaten hatten das Restaurant nach allen Seiten gesichert, doch sie war flink und konnte ihn erledigen und vielleicht sogar lebend rauskommen. Jedenfalls war das eine Gelegenheit, die sich nur einmal im Leben bot und von der sie nicht geglaubt hatte, dass sie sie jemals bekäme. Das Äußerste, was sie sich erhofft hatte, war gewesen, seinen Draht zur Legitimität zu kappen, aber das hier, das war ein Wunder, und ihr blieb gar keine andere Wahl, als die Gelegenheit beim Schopfe zu packen.
    Der Kellner stellte einen delikaten Salat vor ihr ab und gab ihr damit eine weitere Gelegenheit, ihren Blick durch den Raum schweifen zu lassen. Die drei Tische, die Whitneys Tisch umgaben, waren eindeutig mit Leibwächtern besetzt. Hinter ihm stand ein hoher Raumteiler mit Pflanzen darauf. Auf der anderen Seite standen Tische, an denen zweifellos noch mehr von seinen weiterentwickelten Soldaten saßen. Killer. Keine echten Schattengänger, sondern Männer, die bei den psychologischen Eignungstests durchgefallen waren und ihre Ehre für Geld verraten hatten – genauso, wie es Melanie getan hatte.
    Erfolg setzte immer sorgfältige Vorbereitung voraus. Sie durfte sich nicht von ihren Gefühlen in Panik versetzen lassen oder den Angriff überstürzen, der zum sicheren Tod führen musste. Sie stocherte in ihrem Salat herum, kicherte, flirtete mit ihrem Frankie und plante jeden einzelnen Schritt gründlich. Sie würde nur diese eine Chance bekommen. Alle waren bewaffnet, und Schüsse würden abgegeben werden, aber sie war insofern im Vorteil, als sie sich so blitzschnell zwischen den Soldaten umherbewegen würde, dass sie nicht klar zu erkennen war, und wenn sie Schüsse abgaben, würden sie ihre eigenen Gefährten töten. Das würde dabei helfen, Chaos hervorzurufen.
    Melanie und Sheila plauderten weiterhin über ihr Leben und die Männer, die sie nach Hause mitnahmen und ebenso schnell wieder fallen ließen. Sie tauschten ihre Erfahrungen mit Liebhabern aus und lachten miteinander. Ihr Gelächter erzürnte Azami, nachdem sie gerade erst Sams Tod – und den aller anderen Schattengänger – als so nebensächlich abgetan hatten, als seien sie nichts weiter als Werkzeuge, deren man sich entledigte. An dieser Denkweise war Whitney schuld. Die Männer und Frauen, die in seinen Diensten standen, übernahmen seine Haltung gegenüber denjenigen, an denen er experimentierte. Sie waren entbehrliche Laborratten. Er glaubte an diese Sichtweise und brachte sie jenen bei, mit denen er sich umgab. Da ihre wahre Motivation das Geld war, war es ihm ein Leichtes, ihnen einzureden, diejenigen, an denen er experimentierte, seien keine Menschen und verdienten es nicht, als solche behandelt zu werden.
    Azami holte wieder tief Luft, um die Wut zu mildern, die sich in ihr anstaute. Ihre aufbrausende Art war schon immer von großem Nachteil gewesen, und sie durfte nicht zulassen, dass sie jetzt zum Tragen kam. Es durfte nicht zu einer persönlichen Angelegenheit werden. Sie hatte einen Auftrag abzuschließen. Einen Job zu erledigen. Sie musste ihre Sache möglichst gut machen. Es spielte keine Rolle, ob sie überlebte oder starb. Nur der Job zählte. Es durfte kein Racheakt sein. Sie war nicht handlungsfähig, wenn sie wütend war. Sie war Samurai, und für eben diesen Moment hatte sie ihre Ausbildung absolviert.
    Sie musste nah an Whitney herankommen, ohne seine Soldaten darauf aufmerksam zu machen, dass er in Gefahr schwebte. Das bedeutete, sie musste sämtlichen Anwesenden klarmachen, dass es nicht ihre Idee war, aufzustehen und sich durch das Restaurant zu bewegen. Sie plante jeden ihrer Schachzüge sorgfältig und errechnete die Anzahl von Schritten, die notwendig waren, um sie so dicht an den Tisch zu bringen, dass sie ihre Geschwindigkeit dafür nutzen konnte, Whitneys Leibwachen auszuschalten und ihn zu töten. Sie ging die einzelnen Schritte

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