Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)
niemals vergessen wirst.«
Sie wusste, dass Melanie und Sheila ihn hörten. Beide kicherten wie Schulmädchen. Azami wankte zu ihrem Tisch zurück, und als Frank an ihr zerrte, stolperte sie und stieß dabei gegen Melanie.
Melanie versetzte ihr einen kräftigen Stoß in Richtung Frank. »Als Mann ist wohl nicht viel mit dir los, wenn du damit nicht fertig wirst«, verhöhnte sie ihn, um seine Wut bewusst anzustacheln.
Azami ließ eine Hand so schnell über Melanies Arm gleiten, dass weder Melanie noch Sheila sie sahen, während sie rückwärts taumelnd gegen Frank prallte.
Melanie blickte finster und rieb sich den Unterarm. »Frauen wie die sind mir nicht geheuer.«
»Sie verdient sich doch nur ihren Lebensunterhalt, Mel«, hob Sheila hervor. »Genau wie wir. Wenn du mir nicht geholfen hättest, könnte ich das gewesen sein.«
Melanie grinste anzüglich. »Aber du magst Sex. Du wärst mit ihm in die Herrentoilette gegangen.«
Beide Frauen lachten schallend. »Miststück«, sagte Sheila.
Azami setzte sich auf ihren Stuhl, strich sich mit zitternder Hand das Haar aus ihrem Gesicht und blickte durch lange Wimpern flehentlich zu Frank auf. »Ich möchte nur noch nach Hause.«
»Du wirst aber nicht nach Hause gehen. Du wirst tun, was ich dir sage.« Er zog sein Handy heraus und sah ihr fest in die Augen, während er ins Telefon sprach. »Ja, Kumpel. Ich bin’s. Hast du Lust auf eine Party mit einem kleinen chinesischen Püppchen?«
Azami empfand es als ein Wunder, dass es ihr gelang, nicht die Augen zu verdrehen. Sie war Japanerin, nicht Chinesin.
»Ja, ich habe hier eine, die eine kleine Lektion in Manieren braucht. Ich will, dass sie fertiggemacht wird und darum bettelt, alles tun zu dürfen, was ich ihr sage, wenn wir mit ihr durch sind. Bist du dabei?«
Azami trank einen Schluck von ihrem Wein. Sie spielte mit dem Gedanken, eine weitere Szene zu machen, ihm den Wein ins Gesicht zu schütten und aus dem Restaurant zu stolzieren. Sie wusste, dass sie damit durchkommen würde, und es war das, was sie tun sollte. Das Gift, das gerade durch Melanies Haut aufgenommen wurde, würde einige Zeit brauchen, um zu wirken. Sie würde längst fort sein, wenn Melanie starb, und niemand würde sie mit dem Tod der Frau in Verbindung bringen können, doch jetzt hatte es der gute Frankie geschafft, dass ihr aufbrausendes Temperament mit ihr durchging.
In dem Raum hielten sich mehrere Frauen von der Hostessenvermittlung auf, die sie als Tarnung benutzt hatte. Jede von ihnen hätte Frank an diesem Abend als Kunden erwischen können. Sie wusste, dass die Branche dieses Berufsrisiko mit sich brachte, aber trotzdem hatte der Mann eine Lektion in Manieren bitter nötig.
»Wir treffen uns in der Gasse hinter dem Restaurant. Es wird Spaß machen.« Frank klappte sein Handy zu und grinste sie an. »Nicht wahr, Püppchen? Wir werden großen Spaß miteinander haben. Du wirst meinen Kumpel Ross mögen. Er steht auf Frauen wie dich.«
Sheila stieß Melanie an. »Sie werden diesem Mädchen wehtun«, flüsterte sie.
»Na und?«, fragte Melanie achselzuckend. »Wahrscheinlich ist sie es gewohnt. Sie wäre nicht in dieser Branche, wenn sie nicht gern mal hart angepackt würde. Du hast mir gerade erzählt, Sam Johnson käme in einem Sarg nach Hause, und jetzt bist du traurig wegen einer kleinen Nutte. Du wirst mir doch nicht etwa sentimental werden.«
Sheila zuckte die Achseln. »Ich vermute, es erinnert mich an meine eigene Kindheit.«
»Zieh einen Strich drunter. Du stehst weit über dieser kleinen Hure«, behauptete Melanie. »Willst du Kaffee und ein Dessert, oder machen wir für heute Schluss? Hier gibt es diese Schokoladenvulkandinger, die ich über alles liebe.«
»Ein Nachtisch ist mir recht«, willigte Sheila ein. Sie gab dem Kellner ein Zeichen, der sich in der Nähe aufhielt, um sicherzugehen, dass Frank und Azami keine weitere Szene machten. »Was du tust, ist wichtig, Melanie, das weißt du doch, oder nicht?«
Melanie lächelte sie an. »Ich weiß es. Keine Sorge. Ich spiele nicht mit dem Gedanken auszusteigen. Die Bezahlung ist zu gut. Ich bekomme ein gutes Gehalt, und Whitney hat für meinen Ruhestand vorgesorgt. Eines muss ich ihm lassen – er bezahlt besser als jeder andere, den ich kenne.«
»Du musst wirklich vorsichtig sein«, wiederholte Sheila, da sie befürchtete, dass Melanie nicht auf die Warnung hörte. »Wir haben in der letzten Zeit einige Leute verloren. Ich will nicht, dass dir etwas zustößt.
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