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Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)

Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)

Titel: Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Bogen; ihr Vater hatte sie gelehrt, eine Frau zu sein, die man nicht unterschätzen durfte, und er hatte ihr einen Ehrenkodex gegeben und sie auf den Weg des Samurai geführt. Auf diese Weise hatte er dafür gesorgt, dass Whitney sie nie mehr würde foltern können.
    Und doch lebte Whitney in ihrem Kopf weiter. Sam konnte den Mann so deutlich fühlen, als hielte er sich gemeinsam mit ihnen in diesem Raum auf. Er wirkte sich unterschwellig auf alles in ihrem Leben aus, ob sie es wusste oder nicht. Sie stand mit erhobenem Kopf da, die Frau, die zu sein ihr Vater sie gelehrt hatte, und sie sah ihn an, mit festem Blick, die Schultern zurückgezogen und ohne einen Gedanken daran, sich für das zu rechtfertigen, was sie war, und doch widerstrebte es ihr, ihn ganz in ihr Leben einzulassen. Und das lag alles nur an Whitney.
    Sam wartete und hörte seinen Puls in seinen Ohren hämmern. Er nahm Azamis Nähe übermächtig wahr, und doch war sie so weit weg von ihm.
    »Azami Yoshiie ist eine Illusion«, flüsterte sie, und ihre Stimme war von Kummer und Verzweiflung erfüllt. »Von meinem gefärbten Haar bis hin zu meinem anscheinend vollkommenen Körper. Azami gibt es in Wirklichkeit gar nicht.«
    Sie teilte ihm etwas so Schwieriges mit, dass sie innerlich bebte, doch trotzdem hielt sie an dieser unbeirrbaren, aufrechten Haltung fest, und ihr Gesicht behielt seinen Ausdruck von heiterer Gelassenheit bei, obwohl ihre Augen voller Schmerz waren. Sie schluckte schwer, und er konnte deutlich erkennen, dass ihre Kehle wie zugeschnürt war, aber sie geriet nicht ins Wanken. Beinah hätte er sie zurückgehalten. Azami besaß großen Mut, und doch verlangte es ihr schrecklich viel ab, ihm dieses dunkle Geheimnis zu erzählen. Er konnte nichts anderes tun, als stumm auf dem Bett zu sitzen und darauf zu warten, dass sie ihm enthüllte, wovon sie wusste, dass es ihnen von Anfang an im Weg stehen würde.
    Ganz langsam legte sich ihre Hand auf den Saum ihrer Bluse. Der Atem stockte ihm in der Kehle, als sie die Bluse hochzog und ihren flachen, durchtrainierten Bauch und die zarte Haut dort freilegte. Er wusste Bescheid, sowie er die Tätowierung in Form eines Spinnennetzes sah: ein Versuch, die Narben zu verbergen, die in alle Richtungen über ihre Taille verfliefen, ihren schmalen Brustkorb überzogen und bis unter ihre Brüste und zwischen ihnen hinaufführten, ihre linke Brust vollständig bedeckten und die rechte teilweise. Die Narben gingen noch weiter, lugten unter dem kunstvollen Tattoo hervor und gliederten ihr Fleisch von vorn bis hinten auf.
    Sie drehte sich langsam um. Die Tätowierung auf ihrem Rücken war sogar noch detaillierter, nicht die Fäden eines Spinnennetzes, sondern ein triumphierender Vogel. Ein Phönix, der sich aus der Asche erhob und vor dem Hintergrund ihrer Schultern aufflog. Flügel, die sich auf ihrem zarten Rücken spreizten, so raffiniert gearbeitet wie feine Spitze, und in ihrem Kreuz langsam in hauchzarte geschwungene Schwanzfedern übergingen, die auf ihrer rechten Pobacke endeten. Die Narben waren starrer, erhaben und zerklüftet, und daher enthielt das geschmeidig dahingleitende Tattoo Hunderte von Bildern und Schnörkeln. Sowohl der Vogel als auch die Spinne waren farbig, vorwiegend in dunklen Farbtönen, doch der Phönix hatte rote und goldene Umrisse, die nur dazu dienten, die dramatische Wirkung noch zu verstärken. Sam fand die Tattoos keineswegs abstoßend, sondern ausgesprochen faszinierend. Sie hatte all diese Narben, diese Tapferkeitsmedaillen, in ein reines Kunstwerk verwandelt, und dafür bewunderte er sie umso mehr.
    Sam schlüpfte aus seinem Bett, und im ersten Moment verschwamm wieder alles vor seinen Augen, aber diesmal war es schneller vorbei. Er tappte zu Azami und ragte über ihrer wesentlich kleineren Gestalt auf. Sie zuckte nicht zusammen und wich auch nicht zurück, als seine Finger über die Wülste auf ihrem Rücken glitten, die zahllosen Bilder nachfuhren und das dicke Narbengewebe abtasteten. Mit großer Behutsamkeit drehte er sie zu sich um, damit er das Spinnennetz betrachten konnte, das sich über ihrem Körper spannte und sich bei jeder kleinsten Bewegung ihrer durchtrainierten Muskeln kräuselte.
    Er konnte verstehen, warum sich eine Frau, die solche Narben auf ihrem Körper sah, für zerstört hielt. Sie hatte offensichtlich zahllose chirurgische Eingriffe und mindestens eine Herzoperation hinter sich. Auf ihrer makellosen, zarten Haut nahmen sich die Narben beinah obszön

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