Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)
deutlich gezeigt, und das hieß, dass er sich Zeit lassen und sehr behutsam mit ihr umgehen musste. Sie nahm ihren eigenen Körper als minderwertig wahr und zweifelte an ihrer Fähigkeit, eine Frau zu sein.
Ihr Vater war wunderbar mit ihr umgegangen, liebevoll und gütig, und er hatte dafür gesorgt, dass sie die Fähigkeiten erlernte, die sie in einer feindlichen Welt zum Überleben brauchte. Er hatte ihr das Gefühl gegeben, eine Familie zu haben, aber er hatte versehentlich den Glauben in ihr genährt, kein Mann würde ihren vernarbten Körper und ihr eigentümlich weißes Haar wollen, indem er ihr gesagt hatte, sie würde ohne einen Ehemann ein ehrenwertes Leben als Krieger führen, und Azami hatte geglaubt, das hieße wieder einmal, sie sei nicht gut genug.
Jetzt flatterten ihre langen Wimpern wieder. »Habe ich etwas falsch gemacht?« Ihre Stimme klang beklommen, aber sie sah ihm trotzdem fest in die Augen.
Er gestattete sich ein Lächeln. »Nein, Honey, du hast alles richtig gemacht. Ich muss nur selbst dringend Atem holen und das Richtige tun.«
»Und das wäre?«, hakte sie nach.
»Mich allein ins Bett legen oder mich anziehen. Ich muss mit deinen Brüdern reden, ehe wir uns Schwierigkeiten einhandeln.«
Ein bedächtiges Lächeln hob ihre Mundwinkel und gab ihren Augen einen warmen Schimmer. »Durch ein Gespräch mit meinen Brüdern könntest du dir erst richtige Schwierigkeiten einhandeln.«
»Das kann schon sein, aber mein Leben zu riskieren, indem ich bei ihnen um deine Hand anhalte, ist in meinen Augen ein lohnendes Unterfangen.« Er setzte sie aufs Bett und sah sich nach seiner Jeans um. Er war immer noch etwas wirr im Kopf, und sein Körper wollte nicht mit seinem Verstand kooperieren. Er brauchte ein Weilchen, um seine Jeans hochzuziehen und ein paar der Knöpfe zu schließen. Der Stoff spannte und war ihm unangenehm, doch zumindest war Azami in Sicherheit – für den Moment.
»Stört es dich, dass ich keinen Schimmer habe, was ich tue?«, fragte Azami mit ihrer gewohnten Offenheit.
»Männer neigen dazu, sehr eifersüchtig über ihre Frauen zu wachen, Azami. Ich bin mit Vergnügen der einzige Mann, den du jemals intim kennst. Außerdem weiß ich genug für uns beide. Vertrau mir, Honey, in der Hinsicht haben wir keinen Grund zur Sorge.«
Sie lächelte schief. »Du bist so selbstsicher, Sam.«
Er schmiegte sich an sie und nahm ihr Gesicht in seine Hände. Gegen die Größe seiner breiten Pranken nahm sich ihr Gesicht so klein aus. »Ganz selten, Azami, glaube mir, nur alle Jubeljahre geschieht ein Wunder, und man bekommt ein großes Geschenk gemacht. Ich bin ein Mann, der im Alltag ständig mit dem Tod zu tun hat. Ich riskiere mein Leben und erwarte jedes Mal, wenn ich in die Welt hinausziehe, dass ich nicht zurückkehre. Du bist mein Geschenk, Azami, mein persönliches Wunder. Vielleicht ist es für dich zu schnell gegangen, und du brauchst Zeit, um Atem zu holen, und ich werde dir alle Zeit geben, die du brauchst. Sag nur nicht Nein und schlag uns die Tür vor der Nase zu.«
Seine Worte kamen einem Flehen so nahe, wie es einem Mann wie ihm irgend möglich war. Sie hatte das Gesicht eines Engels – mit diesen Augen, ihren vollen Lippen und all dieser zarten Haut.
»Ich sollte Nein sagen, Sam. Deinetwegen sollte ich Nein sagen. Aber ich werde es nicht tun.«
Seine Erleichterung war gewaltig. Ihm war gar nicht klar gewesen, wie groß seine Anspannung war. Er wusste, dass die starke körperliche Anziehungskraft nicht einseitig war; er konnte das Verlangen in ihren Augen wachsen sehen und es in ihren Küssen und in ihrem dahinschmelzenden Körper fühlen. Dennoch war sie extrem diszipliniert und traute so schnell keinem. Er fühlte sich privilegiert, weil sie ihm durch ihre innere Verbindung dieses Vertrauen entgegengebracht hatte.
Sam streifte ihre Lippen mit seinem Mund und richtete sich dann lächelnd auf. »Ich muss mir etwas einfallen lassen, wie ich verhindere, dass deine Brüder mir den Kopf abreißen, wenn ich um deine Hand anhalte. Es ist schließlich nicht so, als hätte ein Soldat viele Zukunftsperspektiven. Sie könnten glauben, ich hätte es auf dein Geld abgesehen.«
»Diesen Grund für ein solches Angebot würden sie besser verstehen – eine geschäftliche Transaktion. Es wird ihnen weitaus schwerer fallen zu verstehen, dass du mich aus anderen Gründen zur Frau haben willst.«
Auch jetzt konnte er keine Bitterkeit und noch nicht einmal einen Appell an sein Mitgefühl
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