Spiel der Finsternis: Der Bund der Schattengänger 10 - Roman (German Edition)
Krokodile haben mich umkreist, weil sie mich für ihre nächste Mahlzeit hielten.«
»Hattest du nicht gesagt, du wolltest mit den Krokodilen schwimmen?«, fragte Sam. »Wir haben es alle gehört. Und wenn ich mich recht entsinne, waren Tucker und ich diejenigen, die unter die Wasseroberfläche gepresst wurden, und du hast dich wie eine Eidechse an die Wand geklammert.«
»Ich wollte sie sehen «, verbesserte Ian ihn mit feierlichem Ernst. » Nicht mit ihnen schwimmen. Aber wisst ihr«, fügte er hinzu, und seine Stimmung hellte sich beträchtlich auf, »auf dem Schild stand, wenn man mit ihnen schwimmt und überlebt, kann man dort für den Rest seines Lebens umsonst trinken. Rein technisch gesehen, schuldet mir diese Bar Gratisgetränke, weil ich mit den Krokodilen geschwommen bin und überlebt habe.«
»Rein technisch gesehen, bist du nicht mit den Krokodilen geschwommen, Ian. Nachdem sie frei waren, hast du dir kaum noch den großen Zeh nass gemacht. Sam und ich waren diejenigen, die mit ihnen geschwommen sind«, brachte Tucker lachend hervor.
»Und wie ging es weiter?«, fragte Azami. »Wie um alles in der Welt seid ihr alle heil dort rausgekommen?«
Die Männer tauschten Blicke miteinander und lachten dann wieder.
»Tom Delaney«, sagte Sam.
»Tom Delaney«, stimmten Tucker und Ian ihm gleichzeitig zu.
»Wir nennen ihn ›Shark‹«, vertraute ihr Gator an, »den Hai.«
»Der Neue. Unser Team hatte Zuwachs bekommen, einen Neuling, der mitgekommen war, um sich einzuarbeiten, sozusagen«, erklärte Sam. »Er war schon seit einiger Zeit Schattengänger, und seine bisherigen Leistungen waren beeindruckend, aber keiner von uns hatte vorher jemals mit ihm zusammengearbeitet. Wir dachten, es sei ein unproblematischer Einsatz, den wir schnell hinter uns bringen können.«
»So einen hat es bisher noch nie gegeben«, sagte Tucker, »aber ich gebe die Hoffnung nicht auf.«
»Wenn etwas schiefgehen kann«, fügte Jonas hinzu, »dann tut es das auch.«
»Wir haben also diesen Neuling dabei, dem keiner von uns so recht traut«, fuhr Sam fort. »Er ist misstrauisch. Wir sind misstrauisch. Wir denken uns alle, wir schnappen uns einfach diesen Franzosen und verschwinden schleunigst, klar? Nur fängt der Franzose an, zu schreien und sich zu wehren. Mich hat er getreten. Und Tucker hat er gebissen.«
Augenblicklich brach wieder schallendes Gelächter aus.
Tucker wirkte verletzt. »Im Ernst, Ma’am, der Biss hat wehgetan. Er war wirklich gemein. Lily hat darauf bestanden, mir eine Tetanusspritze oder so was zu geben. Mit einer Nadel.« Er erschauerte dramatisch.
»Armer Kleiner«, tröstete ihn Sam. Tucker war mehrfach verwundet worden und hatte nie auch nur gewimmert. Die Vorstellung, dass er wegen einer Spritze jammerte, war wirklich zu komisch. »Hört auf, mich andauernd zu unterbrechen. Wir waren vollkommen unbemerkt in das Haus gelangt und hatten vor, genauso unbemerkt wieder zu verschwinden. Wie Schatten. Das ist nun mal unser übliches Vorgehen. Aber dieser Franzose – und das Wetter – hatten andere Pläne. Anscheinend war er schon im letzten Jahr vor seinem Abschluss angeworben worden, und sowie er in der Regierung einen Posten hatte, der es ihm erlaubte, den Terroristen Informationen über Geld- und Waffentransporte zukommen zu lassen, nahm er die Arbeit ernsthaft auf. Soweit ich gehört habe, hat jemand Verdacht geschöpft und seinen Nachrichtenweg abgeschnitten. Daraufhin haben ihn die Terroristen ›entführt‹ und sich davon erhofft, die Regierung von der Spur abzubringen und ihn benutzen zu können, wenn Frankreich Lösegeld für ihn bezahlt. Von alldem wussten wir natürlich nichts. Wir wurden einfach nur hingeschickt, um ihn rauszuholen.«
»Dieser ausgeflippte kleine Mistkerl«, bemerkte Gator.
»Ehe wir wissen, wie uns geschieht, haben wir in ein Wespennest gestochen, und alle möglichen Leute schießen auf uns«, fuhr Sam fort.
Azami hob ihre langen Wimpern und sah Sam an. Ihre Augen lachten, aber sie waren auch herausfordernd. »Und warum seid ihr wirklich in diese Bar gegangen?«, fragte sie. »Ich glaube nämlich nicht, dass ihr das getan hättet, es sei denn, ihr hattet keine andere Wahl.«
Einen Moment lang herrschte Stille. Die Männer grinsten und tauschten lange, vielsagende Blicke.
»Der kann man so leicht nichts weismachen, stimmt’s, Sam?«, fragte Ian.
Azami lächelte ihn an und wirkte so heiter und gelassen wie sonst auch. »Ihr könnt scherzen, so viel ihr wollt, aber
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