Spiel der Herzen (German Edition)
war, dass die Zehn noch nicht gespielt worden war. Ich wollte Sie ganz gewiss nicht vom Haken lassen.«
In seine Augen trat ein gefährliches Funkeln, als sein Blick auf ihren Mund fiel. »Falls Sie dieses sonderbare Gespräch in dem Glauben begonnen haben, ich sei im Grunde ein weichherziger Kerl, den Sie sich mit einem hübschen Lächeln gefügig machen können, habe ich Sie hoffentlich vom Gegenteil überzeugt. Sollte es mir nicht gelungen sein, kann ich Ihnen nur raten, es sich zweimal zu überlegen, bevor Sie Ihren Körper noch einmal beim Kartenspiel mit mir verwetten, um die verdammte Brauerei Ihres Bruders zu retten. Denn beim nächsten Mal werde ich alles daransetzen zu gewinnen. Und wenn ich gewinne, werde ich meinen Preis auch einfordern.«
Ihr stieg die Hitze ins Gesicht. Ob aus Scham oder Erregung, wusste sie nicht. »Keine Sorge, gnädiger Herr.« Sie durfte um Himmels willen keine Schwäche zeigen, sonst war sie verloren. »Ich brauche nicht mehr gegen Sie zu spielen, weil ich Sie bereits da habe, wo ich Sie haben will.«
Er nahm sie grimmig ins Visier. »Vorsicht, meine Teure. Viele Leute haben schon gedacht, sie hätten mich da, wo sie mich haben wollen, nur um dann festzustellen, dass ich sie da hatte, wo ich sie haben wollte. Sie spielen jetzt mit den Großen. Wir kippen nicht so leicht um und stellen uns tot, wie es Ihr Bruder tut.«
Er hielt inne, als wollte er sich vergewissern, dass sie ihn verstanden hatte. Dann richtete er sich auf, und seine Gesichtszüge entspannten sich. »Ich werde morgen früh mit meiner Großmutter sprechen, aber ich sollte noch vor Mittag fertig sein. Dann fahren wir nach Burton.« Er tippte sich an den Hut. »Bis morgen … Annabel.«
Unfähig zu antworten, sah sie ihm nach, wie er den Korridor hinunterschlenderte.
Als er im Treppenhaus verschwand, ließ sie sich gegen die Wand sinken. Ihre Knie zitterten, und ihre Hände waren feucht.
Dieses arrogante Ekel! Er war so dermaßen von sich überzeugt, so dermaßen selbstgefällig! Er erregte ihren Zorn, wie es in den vielen Jahren, die sie nun schon darum kämpfte, im Braugeschäft akzeptiert zu werden, kein anderer Mann getan hatte.
Und dann diese Drohung, dass er seinen Preis einfordern würde … Nun, sie war nicht so dumm, wie er dachte. Er hatte schließlich diesen ungeheuerlichen Vorschlag gemacht, nicht sie. Sie hatte ihn nur angenommen, weil es ihre letzte Chance gewesen war, Lake Ale zu retten. Glaubte er tatsächlich, es verhielte sich anders? Glaubte er tatsächlich, sie würde noch einmal in diese Falle tappen?
Natürlich glaubte er das. Er dachte wahrscheinlich, mit seinen Verführungskünsten könne er jede Frau zu seiner Konkubine machen.
Hatte er Konkubinen? Oder hatte er irgendwo eine Mätresse versteckt, die er aufsuchte, wann immer er seine Triebe befriedigen musste? Dieser Gedanke setzte ihr zu – allerdings nur, weil ihr die Vorstellung missfiel, eine von vielen Frauen zu sein, die er schon ausgenutzt hatte, um … nun, um auf seine Kosten zu kommen.
Für Lord Jarret waren Frauen lediglich Objekte der Begierde, mit denen er seiner Lust frönen konnte. Und sie wusste nun, warum Frauen so erpicht darauf waren, sich auf seinen Scheiterhaufen zu werfen. Der Mann verstand etwas vom Küssen. Es war nicht schwer sich vorzustellen, wie geschickt er in allem anderen sein musste.
Lange vergessene Bilder kamen ihr in den Sinn; verschlungene Körper, forschende Hände, wachsende Erregung …
Zum Henker mit ihm! Sie hatte ihre Bedürfnisse, Hoffnungen und Gelüste jahrelang verdrängt, und er hatte sie mit einem törichten Kuss wieder hervorgeholt, damit sie sie aufs Neue plagen konnten. Doch das würde sie nicht zulassen, niemals!
Sie schüttelte die Erregung ab, die sie gegen ihren Willen überkommen hatte, suchte in der Umhangtasche nach dem Zimmerschlüssel und schloss die Tür auf.
Als sie das Zimmer betrat, erblickte sie das Ergebnis ihrer Jugendsünde auf einer Pritsche vor dem Kamin. Geordies Gesicht war dem Feuer zugewandt. Er hatte die Decke auf den Boden geworfen, und sein Nachthemd hatte sich um seine dünnen Beine gewickelt.
Der Anblick ging ihr sehr zu Herzen. Damit sie Sissy nicht weckte, die in einem Sessel eingeschlafen war, schlich sie auf Zehenspitzen durch den Raum, um Geordie zuzudecken. Er murmelte irgendetwas im Schlaf und zog sich die Decke bis ans Kinn.
Ihr stiegen die Tränen in die Augen. Hatte er sich jemals gefragt, warum seine »Tante« jeden Abend mit seiner Mutter
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