Spiel der Herzen (German Edition)
wegen einer Wette in sein Bett zu zwingen.«
»Warum hätte ich die Wette dann überhaupt vorschlagen sollen?«
»Um mir Angst zu machen. Und als es nicht funktioniert hat, mussten Sie einen Ausweg finden.«
Er runzelte die Stirn. »Ich hätte meinen Gewinn einfach nicht einfordern können.« Eine gewisse Verärgerung schwang in seiner Stimme mit.
»Daran habe ich auch gedacht. Aber dann hätte ich in Ihrer Schuld gestanden, und Sie dachten vielleicht, dass es mir unerträglich gewesen wäre. Mich gewinnen zu lassen, ist weitaus galanter.«
»Ich habe Sie nicht gewinnen lassen«, blaffte er.
»Es ist nur … Sie hatten absolut keinen Grund zu verlieren. Ich habe doch gesehen, wie Sie spielen. Sie hätten wissen müssen, dass ich die Herzzehn –«
»Sie wollen mich unbedingt dazu bringen, es auszusprechen, nicht wahr?« Er trat auf sie zu und zwang sie zurückzuweichen, bis sie mit dem Rücken an der Wand stand. Er stemmte seine Hände links und rechts von ihren Schultern gegen die Wand, beugte sich zu ihr vor und knurrte: »Sie haben mit Fug und Recht gewonnen. Sie haben mich besiegt, weil Sie besser gespielt haben. Sind Sie jetzt zufrieden?«
»Nein! Ich kann einfach nicht glauben, dass ein Mann mit Ihrem Können beim Kartenspielen –«
Zu ihrer größten Überraschung schnitt er ihr das Wort mit einem Kuss ab. Sein Mund war warm und weich und roch nach Hopfen. Er berührte sie nur mit den Lippen, aber das reichte aus, um lange unterdrückte Gefühle in ihr wachzurufen.
Es war wie ein Bier auf leeren Magen – die plötzliche Wärme, der Aufruhr im Bauch, das Kribbeln, das sich vom Kopf bis zu den Fingerspitzen und Zehen ausbreitete. Der Geruch von Wolle und Seife und Mann berauschte sie – seit Jahren war sie keinem Mann mehr so nah gewesen. Sie hatte vergessen, wie gut sie riechen konnten.
Und wie gut sie sich anfühlen konnten: Seine Lippen liebkosten ihre hingebungsvoll. Sich dessen, was sie tat, kaum bewusst, öffnete sie leicht den Mund. Er erstarrte einen Augenblick, so als sei er überrascht, doch dann drang er mit der Zunge in ihren Mund ein und presste Annabel mit seinem stämmigen Körper gegen die Wand. Sie spürte jeden Zentimeter von ihm, von der muskulösen Brust bis zu der harten Wölbung in seinem Schritt.
Ohne sich von dem Beweis für seine Erregung irritieren zu lassen, schlang sie die Arme um seinen Hals und ging auf die Zehenspitzen, um den Kuss besser erwidern zu können. Er ließ seine Hände zu ihrer Taille hinuntergleiten und zog sie zwischen seine Schenkel.
Die Zeit blieb stehen. Es gab für sie nur diesen einen Mann, den sie kaum kannte und der Besitz von ihrem Mund ergriffen hatte, als wäre es sein gutes Recht. Seine Finger bohrten sich in ihre Taille, und mit den Daumen streichelte er ihre Rippen, während seine Zunge die ihre umschlang, in ihrem Mund auf Erkundung ging und sie zum Wahnsinn brachte. Die verrücktesten Gefühle jagten ihr durch Brust und Bauch und schürten ihr Verlangen. Gott, es war so lange her, seit sie zuletzt das berauschende Pulsieren der Lust verspürt hatte.
Plötzlich ertönte von irgendwo ein Geräusch, als sei in einem Zimmer etwas umgefallen, und er ließ augenblicklich von ihr ab und lauschte. Einen Moment lang standen sie nur keuchend da und sahen einander an.
Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Sie hatte sich von ihm küssen lassen – und was noch schlimmer war: Sie hatte den Kuss auch noch erwidert!
Rupert hatte ihr zwar nur ein Mal beigewohnt, aber zuvor waren sie dem – dumm und jung und verliebt, wie sie gewesen waren – bereits mehrmals sehr nahe gekommen. Sie hatte die Freuden nie vergessen, an die er sie herangeführt hatte. Und nun hatte Lord Jarret dem anständigen Leben, das sie dreizehn Jahre lang geführt hatte, ein Ende gemacht, und sie hatte einfach stillgehalten und es zugelassen.
Wusste sie es denn inzwischen nicht besser? Einen Mann in einem solchen Verhalten zu bestärken, brachte eine Frau wie sie nur in Schwierigkeiten, besonders wenn dieser Mann für sein zügelloses Leben bekannt war. Der Sohn eines Marquess heiratete keine arme alte Jungfer aus Burton. Er teilte das Bett mit ihr. Das hatte er recht unmissverständlich klargemacht.
Er beugte sich zu ihr vor. »Wie gesagt, Annabel, ich bin eigentlich kein Gentleman.« Ihn mit rauer Stimme ihren Vornamen sagen zu hören, brachte ihr Herz zum Rasen. »Ich habe Sie nicht gewinnen lassen. Ich habe die Herzneun gelegt, weil ich abgelenkt wurde und mir entgangen
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