Spiel der Herzen (German Edition)
der Tasche zu ziehen.«
Geordie hörte auf, sich zu wehren, und Annabel blieb ruckartig stehen. »Das ist ja furchtbar! Wir sollten die anderen Leute warnen!«
»Das würde ich Ihnen nicht raten«, sagte Jarret.
»Warum nicht?«
»Diese Hütchenspieler haben immer Komplizen in der Nähe, die verhindern, dass ihnen jemand das Geschäft verdirbt. Im schlimmsten Fall stechen sie einem ein Messer in den Rücken. Es ist besser, wenn man diese Ganoven den Betreibern des Marktes meldet.«
»Sind Sie sicher, dass es Betrug ist?«, fragte Geordie betrübt.
»Absolut. In London sind sie überall anzutreffen. Wie genau man den Fingerhut auch beobachtet, die Erbse, die angeblich darunter ist, landet letztendlich immer woanders. Der Mann verbirgt sie nämlich in seiner Hand und legt sie ab, wo er will.«
George sah ihn mit großen Augen an. »Wie Sie es gestern mit den Karten gemacht haben?«
Jarret fluchte leise vor sich hin. »Genau. Aber suchen wir doch jetzt nach einem Hutverkäufer. Ich möchte etwas für Mrs. Lake erstehen.«
»Wie bitte?«, fragte Annabel. » Was haben Sie mit den Karten gemacht?«
»Seine Lordschaft hat mir gezeigt, wie man Karten verschwinden lässt und unbemerkt von unten gibt und –«
»Sie haben ihm beigebracht, wie man beim Kartenspiel betrügt ?«, rief Annabel empört.
»Nur damit er einen Falschspieler erkennt, falls er einmal mit einem spielt.«
»Und wo soll er bitte mit so jemandem spielen? In einer Spielhölle?«
Jarret zuckte mit den Schultern. »Betrüger gibt es überall. Wer weiß, wo dem Jungen einer begegnet! Sie haben den Hütchenspieler doch gerade gesehen. Es schadet George nicht, gewappnet zu sein.«
Der Gedanke, dass Jarret derjenige war, der Geordie auf das Leben vorzubereiten versuchte, erzürnte sie. Sie wusste, dass ihr Zorn irrational war, aber sie war machtlos dagegen. Sie hatte sich zwölf Jahre lang bemüht, dafür zu sorgen, dass Geordie eine gute Erziehung genoss, und von wem ließ er sich nun die Welt erklären?
»Wahrscheinlich haben Sie ihm auch noch ein paar Glücksspieltricks beigebracht«, erwiderte sie, als sie sich dem Rand des Marktes näherten. »Damit er seine Nächte mit den gleichen sinnlosen Beschäftigungen verbringen kann wie Sie!«
»Und wenn es so wäre?«, rief Geordie, um seinem Helden beizuspringen. »Niemand sonst bringt mir solche Dinge bei. Du und Mutter, ihr behandelt mich wie ein kleines Baby. Vielleicht will ich ja etwas über das Glücksspiel erfahren! Vielleicht würde es mir gefallen, wenn ich es ausprobieren würde!«
»Oh Gott«, murmelte Jarret.
»Sehen Sie, was Sie angerichtet haben?«, fuhr Annabel ihn an. »Sie haben ihn so neugierig gemacht –«
»Anscheinend komme ich im rechten Augenblick!«, rief jemand hinter ihnen.
Als sie sich umdrehten, erblickten sie Sissy, die sichtlich genesen war und auf sie zugeeilt kam.
»Was machst du denn hier, Sissy?«, fragte Annabel.
Sissy zuckte mit den Achseln. »Ich konnte es im Zimmer nicht mehr aushalten, also dachte ich, ich geselle mich zu euch. Mir geht es schon viel besser.« Sie schaute von Annabel zu Jarret. »Aber ich scheine die Einzige zu sein, der es gut geht. Ich habe euch schon von Weitem streiten gehört.«
»Tante Annabel ist gemein zu Lord Jarret«, beschwerte sich Geordie.
Sissy unterdrückte ein Lächeln. »Nun, dann müssen wir sie wohl in die Ecke stellen.«
Annabel verdrehte die Augen. »Seine Lordschaft scheint zu glauben, Kartenspielertricks seien ein geeignetes Thema für einen Zwölfjährigen.«
»Er war doch nur so freundlich, sich um den Jungen zu kümmern«, entgegnete Sissy mit verdächtig strahlenden Augen.
»Ja, damit Geordie in seine fragwürdigen Fußstapfen tritt«, empörte sich Annabel.
»Hör auf damit!«, rief Geordie. »Wenn du so weitermachst, überlegt er es sich noch anders und heiratet dich nicht!«
11
Jarret unterdrückte nur mit Mühe einen derben Fluch. Doch im Grunde war es ein Wunder, dass der Junge so lange den Mund gehalten hatte. Zwölfjährige waren nicht gerade für ihre Verschwiegenheit bekannt.
Mrs. Lake betrachtete ihn plötzlich mit einem Ausdruck im Gesicht, den alle Matronen bekamen, wenn sie dachten, sie hätten einen besonders dicken Fisch an der Angel.
Annabel war einfach nur sprachlos.
Also musste George es natürlich noch schlimmer machen. »T-tut mir leid, Sir. I-ich wollte die Katze nicht aus dem Sack lassen.«
Annabel sah Jarret mit zusammengekniffenen Augen an.
Zum Teufel mit dem
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